Fünf Experten fühlen in der Michaeliskirche der Reformation auf den Zahn
Hildesheim. Vor 500 Jahren, weiß die Legende zu erzählen, hat Martin Luther seine berühmten Thesen an die Tür der Wittenberger Schlosskirche genagelt. Rund um den Globus wird das Jubiläum nun ausgiebig gefeiert. Auch Michaelis-Pastor Dirk Woltmann wollte etwas beitragen, war aber unsicher: Was genau wird da eigentlich gefeiert, überlegte er. Und: Hat die Reformation eigentlich noch Aktualität und Bedeutung? „Oder machen wir besser etwas anderes?“ Antworten sollen in der Michaeliskirche fünf Vorträge unter dem Titel „501+“ mit Experten aus ganz Deutschland liefern.
Die Idee zur Reihe ist Dirk Woltmann in einem katholischen Kloster gekommen. Er hatte sich zu einer Schweigewoche nach Münsterschwarzach begeben, „ich saß in einer Messe, als mir das einfiel.“ Die Vorträge sollen allgemeinverständlich sein und dabei inhaltliche Tiefe haben. Sie sollen die Perspektive drehen; den Blick in die Gegenwart und Zukunft richten, statt zu historisieren. Das findet Woltmann zwar auch wichtig, doch es gibt in seinen Augen schon genug Veranstaltungen der Art.
Am Donnerstag, 21. September, startet die Reihe mit dem Heidelberger Sozialethiker und Befreiungstheologen Ulrich Duchrow. Er ist Mitglied im wissenschaftlichen Beirat von Attac und nimmt zur sozialen Verantwortung der Kirche Stellung.
Weiter geht es am 25. September mit der Forderung Luthers, dass nicht kirchliche Dogmen, sondern die Bibel das letzte Wort in Glaubensdingen haben. „Sola scriputura“, allein die Schrift. Inzwischen ist so viel zur Bibel geforscht worden, dass Luthers Wissensstand aus heutiger Sicht überholt wirken mag. Jürgen Ebach, Mitherausgeber der Bibel, in gerechter Sprache, greift diesen Gedanken auf: „Taugt Luthers Grundsatz für die Probleme des 21. Jahrhunderts?“
Die Spiritualität ist ein anderes Thema, das Dirk Woltmann bewegt. Er meint damit einen Glauben, der auf persönlicher Erfahrung fußt: „Die evangelische Kirche hat ja nicht zu unrecht den Ruf, etwas kopflastig zu sein.“ Impulse dazu gibt am 23. Oktober der Leipziger Theologe Peter Zimmerling, ein Spezialitist für evangelische Mystik.
Der vierte Abend am 6. November wird sich der Sprache widmen. „Martin Luther konnte damals die Menschen mit seiner Sprachgewalt erreichen. Gelingt uns das heute eigentlich auch noch?“, will Woltmann wissen. Albrecht Grötziger aus Basel knüpft genau daran an: „Schauen wir noch ,dem Volk aufs Maul', sind also im Gespräch mit den relevanten gesellschaftlichen Themen?“
Den Abschluss bestreitet am 20. November Hartmut Lehmann aus Kiel. Der 81-jährige Historiker war Professor in Kiel, hatte Gastprofessuren in in Los Angeles und Chicago und war Gründungsdirektor des Deutschen Historischen Instituts in Washington D.C. Lehmann unternimmt einen ersten Rückblick auf das Reformationsjubiläum - „vermutlich ein kritischer Rückblick, wie ich das im Gespräch mit ihm herausgehört habe“, so Woltmann. Ralf Neite
Hildesheim. Vor 500 Jahren, weiß die Legende zu erzählen, hat Martin Luther seine berühmten Thesen an die Tür der Wittenberger Schlosskirche genagelt. Rund um den Globus wird das Jubiläum nun ausgiebig gefeiert. Auch Michaelis-Pastor Dirk Woltmann wollte etwas beitragen, war aber unsicher: Was genau wird da eigentlich gefeiert, überlegte er. Und: Hat die Reformation eigentlich noch Aktualität und Bedeutung? „Oder machen wir besser etwas anderes?“ Antworten sollen in der Michaeliskirche fünf Vorträge unter dem Titel „501+“ mit Experten aus ganz Deutschland liefern.
Die Idee zur Reihe ist Dirk Woltmann in einem katholischen Kloster gekommen. Er hatte sich zu einer Schweigewoche nach Münsterschwarzach begeben, „ich saß in einer Messe, als mir das einfiel.“ Die Vorträge sollen allgemeinverständlich sein und dabei inhaltliche Tiefe haben. Sie sollen die Perspektive drehen; den Blick in die Gegenwart und Zukunft richten, statt zu historisieren. Das findet Woltmann zwar auch wichtig, doch es gibt in seinen Augen schon genug Veranstaltungen der Art.
Am Donnerstag, 21. September, startet die Reihe mit dem Heidelberger Sozialethiker und Befreiungstheologen Ulrich Duchrow. Er ist Mitglied im wissenschaftlichen Beirat von Attac und nimmt zur sozialen Verantwortung der Kirche Stellung.
Weiter geht es am 25. September mit der Forderung Luthers, dass nicht kirchliche Dogmen, sondern die Bibel das letzte Wort in Glaubensdingen haben. „Sola scriputura“, allein die Schrift. Inzwischen ist so viel zur Bibel geforscht worden, dass Luthers Wissensstand aus heutiger Sicht überholt wirken mag. Jürgen Ebach, Mitherausgeber der Bibel, in gerechter Sprache, greift diesen Gedanken auf: „Taugt Luthers Grundsatz für die Probleme des 21. Jahrhunderts?“
Die Spiritualität ist ein anderes Thema, das Dirk Woltmann bewegt. Er meint damit einen Glauben, der auf persönlicher Erfahrung fußt: „Die evangelische Kirche hat ja nicht zu unrecht den Ruf, etwas kopflastig zu sein.“ Impulse dazu gibt am 23. Oktober der Leipziger Theologe Peter Zimmerling, ein Spezialitist für evangelische Mystik.
Der vierte Abend am 6. November wird sich der Sprache widmen. „Martin Luther konnte damals die Menschen mit seiner Sprachgewalt erreichen. Gelingt uns das heute eigentlich auch noch?“, will Woltmann wissen. Albrecht Grötziger aus Basel knüpft genau daran an: „Schauen wir noch ,dem Volk aufs Maul', sind also im Gespräch mit den relevanten gesellschaftlichen Themen?“
Den Abschluss bestreitet am 20. November Hartmut Lehmann aus Kiel. Der 81-jährige Historiker war Professor in Kiel, hatte Gastprofessuren in in Los Angeles und Chicago und war Gründungsdirektor des Deutschen Historischen Instituts in Washington D.C. Lehmann unternimmt einen ersten Rückblick auf das Reformationsjubiläum - „vermutlich ein kritischer Rückblick, wie ich das im Gespräch mit ihm herausgehört habe“, so Woltmann. Ralf Neite