Superintendent Ulrich Wöhler und Landessuperintendent Eckhard Gorka freuen sich über rund 500 Gäste
Bei strahlendem Sommerwetter kamen am Sonntag, 23. Juni rund 500 Gäste in Amelungsborn zusammen, um Gottesdienst und Tauffest in der Klosterkirche St. Marien und im Klostergarten zu feiern. Die Pastorinnen und Pastoren aus den umliegenden Kirchengemeinden, Ulrich Wöhler als Superintendent des Kirchenkreises Holzminden-Bodenwerder und Abt Eckhard Gorka freuten sich über 47 Kinder und zwei Erwachsene, die getauft wurden. Für Eckhard Gorka war der Tag gleichzeitig auch die Rückkehr in den Dienst nach einer längeren Krankheitspause.
„Die Gründe für die ausbleibenden Taufen sind vielfältig. Dem nachzugehen ist ernüchternd und treibt mich um. Unsere Antwort ist notwendigerweise keine ekklesiologische (Erhalt der Kirche) sondern eine soteriologische (der Herr hat es uns ins Stammbuch geschrieben, dass wir in seinem Namen taufen sollen). Ich merke, wie mir ein ums andere Mal an dieser Stelle das Herz brennt. Sollen denn all diese Kinder ohne den Segen Gottes durchs Leben gehen?“ – Sup. Ulrich Wöhler
Evangelische und katholische Christinnen und Christen feiern gemeinsam das Paulusfest mit zwölf Veranstaltungen Hildesheim. Ein Fest, das mit zwölf ganz unterschiedlichen Veranstaltungen alle Sinne anspricht und Menschen einander näher bringt: Evangelische und katholische Christinnen und Christen in Hildesheim laden zum Paulusfest von Montag, 24. Juni, bis Donnerstag, 4. Juli. Der Höhepunkt für die OrganisatorInnen, für Superintendent Mirko Peisert, Stadtdechant Wolfgang Voges und Tanja Flentje, Bistums-Referentin für evangelisierende Pastoral, ist eine Lange Tafel in der Burgstraße. Sie verbindet sichtbar Michaeliskirche und Dom, bringt Menschen zusammen und richtet sich ganz ausdrücklich auch an Gäste, die sonst nichts oder wenig mit Kirche zu tun haben.
Alle Veranstaltungen knüpfen inhaltlich an den Apostel Paulus an. Das reicht von Musicalaufführungen bis zu einem Streitgespräch, es gibt eine Lesung, geistliche Übungen, einen Gottesdienst und eine Stadtrallye und zum Abschluss einen Preacher-Music-Slam. Ausgangspunkt der Programmidee, die der Evangelisch-Lutherische Kirchenkreis Hildesheim-Sarstedt und das Bistum Hildesheim gemeinsam entwickelt haben, war die Aufführung des Paulusoratoriums von Felix Mendelssohn Bartholdy unter der Leitung von Dommusikdirektor Thomas Viezens am Sonntag, 30. Juni, um 18 Uhr im Hildesheimer Mariendom.
Drumherum ist ein Programm entstanden, an dem zahlreiche Kirchengemeinden, kirchliche Einrichtungen und Gruppen beider Konfessionen beteiligt sind. Allein bei der Langen Tafel am Samstag, 29. Juni, bringen sich 28 Gemeinden und Institutionen als Gastgeber ein, die jeweils zwei Tische betreuen. Auch die Reformierte Gemeinde und die Baptisten machen mit. Die jeweiligen „Tischpaten“ sorgen für die Tischdekoration und Geschirr – kein Plastik. Brot, Wasser und Wein stehen bereit, darüber hinaus kann jeder Teilnehmer und jede Teilnehmerin selbst etwas zum Essen beitragen, muss dies aber nicht.
Die Lange Tafel beginnt um 19 Uhr mit der Begrüßung durch Dechant Wolfgang Voges und Superintendent Mirko Peisert sowie Grußworten beider Bischöfe, Heiner Wilmer und Ralf Meister. Dann gibt es zum Auftakt Musik vom Posaunenchor der Michaelisgemeinde. Für mehr Musik sorgen Studierende des Instituts für Musik und Musikwissenschaft der Universität Hildesheim mit einem Wandelkonzert und Sänger und Gitarrist Markus Galonska. Bibelerzähler des Michaelisklosters und der Berliner Pater Christian Herwartz tragen zur Unterhaltung bei.
Vor allem gehe es aber um die Gespräche untereinander, betonen die OrganisatorInnen. „Wir begegnen uns und das tut uns gut“, sagt Mirko Peisert, „Wir bündeln die Kräfte und werden dadurch sichtbarer.“ Zudem sei hier Gelegenheit für evangelische und katholische Christen und Christinnen miteinander Brot und Wein zu teilen, was ja bei Abendmahl und Eucharistiefeier die Konfessionen noch trenne. „In dieser Stadt sind wir Vorreiter im Miteinander“, meint Wolfgang Voges. Mit einem großen ökumenischen Event jedes Jahr wollen die Hildesheimer Kirchen das Signal des Versöhnungsgottesdienstes von 2017 weitertragen.
Einig sind sich die Organisatoren auch in ihrer Hoffnung auf gutes Wetter. Denn bei Regen fällt die Lange Tafel aus. Wiebke Barth
Donnerstag, 20. Juni 2019, 20 Uhr, St. Michaelis/Hildesheim:
Im dritten Konzert der Sommerlichen Kirchenmusik in der Hildesheimer St. Michaeliskirche am 20. Juni erklingt barocke Kammermusik von Bach, Händel und Telemann. Die Ausführenden sind Sabine Petter (Sopran), Helmut Langenbruch (Orgel) und das Kammerorchester „Sine limite“ mit Eva Politt und Susanne Dietz (Violinen), Klaus Bundies (Viola) und Martin Fritz (Violoncello).
Vier in der historischen Aufführungspraxis versierte Instrumentalisten haben sich im Ensemble Sine Limite zusammengefunden, um offen und unverfälscht Musik des 15.- 18. Jahrhunderts aufzuführen. Aus Hannover und Umgebung kommend, haben sie seit vielen Jahren in verschiedensten Besetzungen als Kammermusiker und in diversen Orchestern Erfahrungen gesammelt. Sie sind Mitglieder in Klangkörpern mit Historischer Aufführungspraxis von internationalem Ruf (Hannoversche Hofkapelle, Concerto Köln, Barockorchester L`Arco, Alta Ripa). Unter dem Motto „Ohne Grenzen“ will das Ensemble neugierig und unbelastet von herkömmlichen Meinungen die eigenen Interpretationen für das jeweilige Stück finden, sich keinen Beschränkungen hinsichtlich Stück- und Programmauswahl auferlegen und offen für neue Besetzungskonstellationen sein.
Das Kammerkonzert beginnt um 20 Uhr. Eintrittskarten zum Preis von 13 € (erm. 9 €) gibt es im Vorverkauf bei allen bekannten Vorverkaufsstellen, online über www.reservix.de und an der Abendkasse, die ab 19.15 Uhr geöffnet sein wird (Abendkassenpreise: 15 € / 10 €).
Hildesheim. Politisch steht der Klimaschutz seit der Europawahl ganz oben auf der Liste. Auch in der evangelischen Kirche nimmt seine Bedeutung zu. Das wurde am Donnerstagabend bei der Sitzung des evangelischen Kirchenkreistags Hildesheim-Sarstedt deutlich. Zusammen mit den Kitas und finanziellen Zukunftsaussichten gehörte der Klimaschutz zu den wichtigen Themen im Kirchenamt am Flughafen.
Karin Köhler und Jörn Surborg sind nicht nur Mitglieder der Kirchenkreistags, sondern auch der Synode der Landeskirche. Bei der letzten Tagung im Mai hatte dort Landesbischof Ralf Meister überraschend zwei Schülerinnen der Bewegung „Fridays For Future“ aufs Podium gebeten, berichtete Karin Köhler. Deren Vortrag habe unmissverständlich klar gemacht, dass der Einsatz fürs Klima zum christlichen Auftrag gehöre. Hier sei die Kirche bislang hinter ihren Möglichkeiten zurückgeblieben, so Köhler: „Man muss sich schämen und denkt: Was hätten wir alles anders machen können!“
Der Kirchenkreis Hildesheim-Sarstedt stehe vergleichsweise gut da, sagte Karin Köhler. Vor allem durch das ökofaire Bildungsprojekt „Lernen eine Welt zu sein“, das in dieser Form einmalig in der Landeskirche sei. Passend: Die Projektleiterin Michaela Grön hatte just an diesem Abend dafür gesorgt, dass der Pausensnack des Kirchenkreistags erstmals rein vegetarisch bestückt war. Außerdem präsentierte Superintendent Mirko Peisert den neuen ökofairen Kirchenkreis-Kaffee. Ein weiteres Beispiel für die Neuausrichtung ist die kürzlich getroffene Entscheidung der Hildesheimer Innenstadtgemeinden, bei Festen nur noch biologisches und ökofaires Grillfleisch anzubieten.
Neue Entwicklungen gibt es auch bei den evangelischen Kitas. „Wir erleben noch einmal eine echte Gründerphase“, sagte Superintendent Mirko Peisert. Am 1. August werde die Erweiterung der Kita an der Lämmerweide eingeweiht, „die schönste Krippe, die wir im Kirchenkreis haben“. Zusätzliche Gruppen werden auch in der Nordstadt und im Gemeindehaus der Lukas Kirchengemeinde sowie in Bledeln entstehen. Außerdem laufen Peisert zufolge Gespräche, die evangelischen Kitas Oberlin und Matthäus zu erweitern.
Weitere gute Nachrichten aus dem im Kita-Bereich: Man sei kurz davor, neue Betriebsführungsverträge abzuschließen, so Peisert. Auch personell habe man eine gute Lösung gefunden: Die längere Zeit unbesetzte Stelle der Fachberatung für die Kitas übernehme jetzt Franziska Akoto zusammen mit Carlotta Seidlitz als religionspädagogischer Fachberatung.
Dritter Schwerpunkt der Sitzung waren die langfristigen finanziellen Perspektiven der Landeskirche, die Jörn Surborg erläuterte. Vom Jahr 2000 bis heute seien die Zahl Mitglieder zwar um 19 Prozent geschrumpft, die Einnahmen durch die Kirchensteuer jedoch um 20 Prozent gestiegen. In naher Zukunft werde sich das ändern, die weiter sinkenden Mitgliederzahlen (Prognosen zufolge wird es 2060 nur noch halb so viele evangelische Christen geben) würden sich auch bei der Steuereinnahmen negativ bemerkbar machen. Surborg: „Die Zeiten nach 2022 werden deutlich schwieriger werden.“
In diesem und im kommenden Jahr schüttet die Landeskirche allerdings nochmal Sondermittel an die Kirchenkreise und Gemeinden aus. Hildesheim-Sarstedt bekommt in im laufenden Jahr 240.000 Euro, für 2020 könnten es noch einmal 120.000 werden, sagte Klaus Neuser, der Vorsitzende des Finanzausschusses. Man plane, diese Mittel im Personalbereich einzusetzen.
Die vergangenen Jahre waren reich an Zeichen der ökumenischen Verbundenheit zwischen beiden großen Kirchen in Hildesheim und in Südniedersachsen. Und doch war es eine Premiere: Zum ersten Mal sprach mit Heiner Wilmer ein katholischer Bischof als Hauptredner beim Jahresempfang der Sprengels Hildesheim-Göttingen in der Hildesheimer Michaeliskirche. Vor rund 700 Gästen aus Kirche, Gesellschaft und Politik bedankte sich der Heiner Wilmer und zog dann das Auditorium mit seinem frei vorgetragenen Vortrag über den biblischen Mose in seinen Bann.
Dabei entwarf der Theologe im großen Rahmen die Lebenserzählung dieser wichtigen biblischen Gestalt. Von der Aussetzung des Neugeborenen im Kästchen auf dem Nil, dem Auffinden des Kindes durch die Tochter des Pharao, Aufwachsen, Erfolg und Scheitern und seinem immer wiederkehrenden Ringen mit Gott. Anders als es in den Erzählungen über Abraham und Noah berichtet wird, fügte Mose sich aber nicht ohne Widerstand in Gottes Pläne. Jedoch siegte schlussendlich immer seine Bereitschaft, Neues zu wagen und sich auf Gottes Offenbarung einzulassen, sagte Wilmer. Neugierig zu sein sei für ihn eine wichtige Führungsqualität. Auch Offenheit und Interesse an der Welt gehörten zur guten „Leadership“ dazu.
In seinem Buch „Hunger nach Freiheit. Mose – Wüstenlektionen zum Aufbrechen“ hat Heiner Wilmer seine Interpretation der Person Mose beschrieben. An seinen Gedankengängen dort orientierte er sich auch im Vortrag. Dabei blieb eine kritische Auseinandersetzung mit der Bedeutung von Religion nicht aus. Der britische Rabbi Jonathan Sacks habe dazu als These formuliert: „Je abstrakter der Gottesbegriff, desto humaner die Gesellschaft“, hob Wilmer hervor.
Für das Europa im 21. Jahrhundert erinnerte Heiner Wilmer abschließend daran, dass die abendländische Kultur nicht nur in Athen und in Rom ihre Wurzeln habe. Freiheitsliebe, Sehnsucht nach Aufbrüchen, Neugier - das alles sei ihr schon lange vorher in die Wiege gelegt worden. Das komme in den Wüstengeschichten und Erzählungen aus Ägypten und Israel ebenso zum Ausdruck wie in der Lebensgeschichte des biblischen Mose als einer herausragenden biblischen Führungsgestalt.
An Stelle von Landessuperintendent Eckhard Gorka, der sich nach einer Operation noch in einer Anschlussheilbehandlung befindet, hatte zuvor die stellvertretende Landessuperintendentin Katharina Henking aus Alfeld die Gäste und den Redner begrüßt. Als Dankeschön überreichte sie dem katholischen Bischof nach seinem Vortrag einen verkleinerten 3-D-Faksimiledruck eines Christusmedaillons aus dem Kloster Amelungsborn . Landessuperintendent Gorka steht dem evangelischen Konvent dort als Abt vor. Das kleine Geschenk versinnbildliche das geschwisterliche Miteinander zwischen evangelischer und katholischer Kirche, so wie es Bischof Wilmers Vortrag in der Michaeliskirche auch im Großen tue, sagte Katharina Henking.
am Donnerstag, 06. Juni 2019, 20 Uhr, St. Michaelis/Hildesheim
Die Woehl-Orgel der Michaeliskirche Hildesheim feiert in diesem Jahr ihren 20. Geburtstag. Aus diesem Anlass veranstaltet die Michaeliskirchengemeinde unter dem Motto „Meet the Queen“ ein Orgelfestival Hildesheimer Organistinnen und Organisten. Im Rahmen der 52. Sommerlichen Kirchenmusik wird die Orgel in 12 Konzerten solistisch oder begleitend zu hören sein. Die Eröffnung der Konzertreihe gestalten die Kantorei St. Michael unter der Leitung von Hans-Joachim Rolf und Helmut Langenbruch an der Orgel mit einem Chor- Orgelkonzert und Werken von César Franck, Gustav Mahler, Felix Mendelssohn Bartholy und Zoltán Kodály. Die Solopartien singt die Altistin Marlene Gaßner.
Das Chor- Orgelkonzert beginnt um 20 Uhr. Eintrittskarten zum Preis von 13 € (erm. 9 €) gibt es im Vorverkauf bei allen bekannten Vorverkaufsstellen, online über www.reservix.de und an der Abendkasse, die ab 19.15 Uhr geöffnet sein wird (Abendkassenpreise: 15 € / 10 €).
Am Sonntag Rogate, 25. Mai 2019, wurde in St. Johannis zu Göttingen Prof. Dr. Wehnert zum Pastor im Ehrenamt ordiniert. Die Ordination nahm in Vertretung für den erkrankten Landessuperintendent Eckhard Gorka der Landessuperintendent des Sprengels Stade, Dr. Christian Brandy vor. Mit dabei war auch der Bischof der Braunschweigischen Landeskirche, Dr. Christoph Meyns. Denn der sechundsechzigjährige Jürgen Wehnert lehrt Biblische Theologie an der TU Braunschweig. Wohl kaum hat es in der Geschichte der Protestantischen Kirche zuvor eine Ordination gegeben, deren Urkunde von zwei Bischöfen unterschrieben wurde. In diesem Fall prangte sowohl die Unterschrift von Bischof Meister, als auch die von Bischof Meyns unter der Urkunde – neben der von Landessuperintendent Brandy. Auf die Geschichte des Protestantismus ging Bischof Meyns auch in seiner Predigt ein. Er berichtete, dass bereits im 16. Jahrhundert die protestantischen Pastoren sich darüber beklagten, dass die Predigt so wenige Menschen erreiche und so wenig bewirke. Schon damals habe man mit Reformen darauf zu reagieren versucht. Von Anfang an sei der Protestantismus auch eine Geschichte der Formen. Gegen die Gefahr, sich darin zu verheddern hielt er die Zusage Gottes, die im Spitzensatz von Jesaja 55, 8-11 zum Ausdruck kommt: „Das Wort, das aus meinem Munde geht wird nicht wieder leer zu mir zurückkommen, sondern wird tun, was mir gefällt, und ihm wird gelingen, wozu ich es sende.“ Hinsichtlich der Pastorinnen und Pastoren, die heute das Predigtamt übernehmen, warb er um Vertrauen darauf, dass Gottes Wort das Gute ausrichtet, wozu es gesprochen wurde.
Wehnert wurde in Braunschweig geboren und wuchs in Hannover auf. Er studierte Evangelische Theologie und Germanistik an der Universität Göttingen. Sein Vikariat absolvierte er in der St. Sixti-Gemeinde, Northeim. Er wurde im Fach Neues Testament promoviert und habilitiert und erhielt die Lehrbefugnis zunächst für dieses Fach, später für das Fach Biblische Theologie. Seit 2004 nahm er die Professur für Biblische Theologie an der TU Braunschweig wahr, seit 2014 zusätzlich Lehraufträge an der Universität Göttingen.
Wehnert ist verheiratet und Vater von fünf Kindern. Er lebt in Göttingen-Weende.
Nach 15 Jahren Funkstille hat sich der Jugendkonvent neu gegründet
Hildesheim. „Schön und gut. Aber anstatt nur theoretisch davon zu reden, sollten wir auch überlegen, wie gelebte Nächstenliebe im christlichen Sinne aktuell aussehen kann“, gibt jemand aus der Ruhe zu bedenken. Arme schnellen zur Meldung in die Höhe, eine rege Diskussion ist an diesem Mittwoch in den Räumen des evangelischen Kirchenkreisjugenddienstes am Michaelishügel im Gange. Hier kommen Jugendliche zusammen, um Pläne zu schmieden, sich auszutauschen und Andacht zu halten. Diesmal steht unter anderem die Planung des Konfimandentages auf dem Programm und die Beteiligten sprudeln vor Ideen für Workshops und Aktionen. Dabei verquicken die jungen Leute politische und religiöse Themen und suchen Bezüge im aktuellen Zeitgeschehen.
Über fünfzehn Jahre lang war es still um den evangelischen Jugend-Konvent. Versuche, eine neue Gruppe ins Leben zu rufen, scheiterten. Erst im letzten Jahr kamen wieder Menschen unter der Leitung von Kirchenkreisjugendwartin Elske Gödeke zusammen. Nun trifft sich die Gruppe schon zum dritten Mal und der Andrang ist groß, die Räume des KKJD vollgestopft mit jungen Leuten zwischen 14 und 27 Jahren.
„Der Bedarf, auch außerhalb der Schule oder der Gemeinde zusammen zu kommen, ist enorm“, stellt Elske Gödeke fest. Das geht auch Arne Strauß (19) so, der jedes Mal aus Diekholzen zum Treffen kommt und dort ein Ventil für Ideen findet – und um „mal was Irres zu machen“. Mit gut zwei Dutzend motivierten jungen Leuten ist eine Menge möglich. „Ich komme vor allem wegen der Gemeinschaft her“, erzählt Strauß. Gerade plant er mit anderen eine Radtour durch den Kirchenkreis. Sie alle sind aus eigener Initiative hier und weil sie Lust haben, etwas auf die Beine zu stellen.
Das kann ein Treffen zu Kochen sein, aber auch ein Workshop zu der Frage, wie man gewaltfreien Widerstand im christlichen Sinne gestalten oder im Alltag Frieden stiften kann. Dieses Thema treibt alle hier Versammelten um, doch zunächst will der eigene Informationsbedarf gedeckt sein und müssen sich interne Strukturen bilden. Da machen sich die Jugendlichen und jungen Erwachsenen aber locker – hier muss nichts, alles kann. Und auch die Kirchenkreisjugendwartin und die anwesenden DiakonInnen lassen der Gruppe ihren Raum, lassen Dinge entstehen, ohne etwas zu forcieren.
Trotzdem bildet sich schon jetzt so etwas wie ein harter Kern der Gruppe, die sich weiterhin über Zulauf und Beteiligung freut. Die Treffen finden etwa vierteljährlich statt und sind offen für alle jungen Leute.
Helge Staack als neuer Geschäftsführer der Pro Team Himmelsthür gGmbH eingeführt
Hildesheim-Sorsum. Als neuer Geschäftsführer der Pro Team Himmelsthür gGmbH ist Helge Staack am Wochenende in der St.-Elisabeth-Kirche in Sorsum mit einem feierlichen Gottesdienst eingeführt worden. Vor seiner Tätigkeit in Hildesheim war der 46-Jährige Werkstattleiter bei der Mehrwerk gGmbH in Neuerkerode bei Wolfenbüttel.
Pro Team Himmelsthür beschäftigt 500 Menschen mit Assistenzbedarf, von denen 60 auf Arbeitsplätzen in einem Betrieb auf dem ersten Arbeitsmarkt arbeiten. Dieser Aspekt ist Helge Staack besonders wichtig: „Wir sind die Möglichmacher für unsere Mitarbeitenden. Wir suchen nach individuellen Lösungen, um den Weg in den ersten Arbeitsmarkt freizumachen.“ Daher will er auch den Berufsbildungsbereich des Unternehmens stärken und nach Hildesheim in das Gewerbegebiet an der Steuerwalder Straße verlegen. Auch die Geschäftsbereiche möchte Staack erweitern. So könnte er sich vorstellen, eine Imkerei aufzubauen: „Aber das ist vorerst nur eine Idee.“
Pro Team Himmelsthür ist ein großer mittelständischer Betrieb mit vielen verschiedenen Geschäftsbereichen. „Man kann dort in der Bio-Landwirtschaft arbeiten, wer Spaß an Kontakten mit Menschen hat, kann die Waren verkaufen, handwerklich in der Montage und der Verpackung tätig sein oder bei den Wilderers künstlerische Arbeit leisten“, erklärt Ulrich Stoebe, Direktor des Mutterunternehmens Diakonie Himmelsthür in seiner Rede zur Einsegnung des neuen Pro Team-Geschäftsführers. Stoebe: „Das Pro Team bietet den Mitarbeitenden wirklich eine tolle Vielfalt.“
Helge Staack hat in seinem Berufsleben vielfältige Erfahrungen in der freien Wirtschaft und in sozialen Betrieben gesammelt. Nach einer Lehre zum Maschinenschlosser hätte sich ein Maschinenbau-Studium angeboten. Doch er hat in Hildesheim Sozialpädagogik und Sozialarbeit studiert und parallel schon bei der Diakonie Himmelsthür als Nachtwache gejobbt. „Dadurch habe ich den Zugang zur Eingliederungshilfe gefunden“, so Staack.Tätigkeiten bei den Hannoverschen Werkstätten und als Werkstattleiter bei der Mehrwerk gGmbH sowie Tätigkeiten als Geschäftsführer eines mittelständischen Unternehmens und als Mitarbeiter einer Konzertagentur, die unter anderem das Wacken-Festival organisiert, schlossen sich an.
Helge Staack ist verheiratet und lebt mit seiner Familie in Hannover. Arbeit ist für ihn mehr als ein Broterwerb: „Ich freue mich jeden Morgen, wenn ich zur Arbeit fahren kann.“ Auf seiner Agenda stünden die Menschen im Pro Team Himmelsthür ganz oben, so Staack. Sie sollen sich in den Arbeitsbereichen wohlfühlen. Ein Ball, den Angelika Wesener vom Werkstattrat Pro Team gerne aufnahm. „Wir Menschen mit Assistenzbedarf sind auch Experten in eigener Sache. Es ist unser Wunsch, dass alle Mitarbeitenden auf Augenhöhe miteinander arbeiten.“
Gesprächsrunde führt von der Stadtteilplanung bis zu persönlichen Glaubensfragen
Hildesheim. Nach ungefähr einer Stunde wird aus der Diskussion über die Entwicklung der Hildesheimer Neustadt unversehens ein persönliches Gespräch über den Glauben. Das geschieht in einem Laden, der mitten im Neustadt-Quartier liegt. Dort ist die Kulturwissenschaftlerin Nele Gittermann kurz nach Ostern mit dem Projekt Pop-Up-Kirche in ein leeres Ladengeschäft eingezogen. „Wir wollen mitten im Alltag der Menschen einen Ort anbieten, an dem man sich treffen kann, Gesprächsreihen erlebt, Konzerte hört oder auch mal Sorgen los werden kann,“ sagt die engagierte Leiterin des Projektes, das vom Ev.-luth. Kirchenkreis Hildesheim-Sarstedt getragen wird.
Im gedanklichen Windschatten von Ostern bestimmt dabei das Thema „Aufbruch“ die Angebote dieses kirchlichen Kommunikationsprojektes. Dazu gehören auch vier thematische Stammtische. Am dritten Abend geht es nun um Aufbrüche und Neuanfänge in Hildesheims Neustadt. Dazu sitzen kompetente Akteure der lebendigen Entwicklung dieses besonderen Stadtquartiers am Tisch. Henner Lenfers, eine der treibenden Kräfte der seit 2012 arbeitenden Initiative Neustadt, berichtet umfassend von den Planungen, wie Schritt für Schritt aus Verkehrsräumen menschenfreundliche Lebensräume werden sollen. Marc Baumann stellt das christlich geprägte Kinder- und Jugendzentrum Go20 vor. Cihan Sögüt vom Café Black Apron ist ebenfalls dabei. „Ich habe ihn eingeladen, weil das gastronomische Konzept der Familie Sögüt der Neustadt ein besonderes offenes und globales Flair bringt“, erklärt Nele Gittermann.
Sehr bald kommen die Experten mit den Zuhörenden zu einem intensiven Gedankenaustausch. Dabei kommt es auch zu neuen Begegnungen. So denkt eine Vertreterin des Kunstvereins gemeinsam mit Henner Lenfers darüber nach, wie man das früher beliebte Familienfrühstück am Kehrwiederturm wieder beleben könnte. Geschickt moderierend fragt Nele Gittermann, ob ein Projekt wie die Pop-Up-Kirche für den Entwicklungsprozess des Neustadt-Quartiers sinnvoll sein kann. Schnell entwickelt sich eine intensive Aussprache über die gesellschaftliche Relevanz von Kirche für die Gesellschaft, aber auch für das persönliche Leben.
Dabei kommen höchst unterschiedliche Einstellungen zur Sprache. „Mir bedeutet Kirche als Institution heute gar nichts mehr. Sie hat mir aber in der Kindheit wesentliche Werte vermittelt, die mich bis heute leiten“, ist eine der Meinungen am Tisch. „Je älter wir werden, desto klarer wird meiner Frau und mir die Bedeutung mancher Bibelworte. Die Lambertikirche und das Quartier drum herum sind für uns zur Heimat geworden“, ist eine andere Sicht. Einhellig ist man der Meinung, dass Räume, wie die Pop-Up-Kirche erfolgreich für das Gemeinwesen sein können, wenn es für die Menschen wichtige Angebote gibt. „Relevanz geht über menschliche Beziehung“, ist sich Henner Lenfers sicher. Das Gespräch ist von Respekt und Wertschätzung der unterschiedlichen Meinungen geprägt. So entsteht eine dichte und freie Gesprächsatmosphäre, in der auch Raum für persönliche Erzählungen über den eigenen Glauben ist.
Wenn das Projekt Pop-Up-Kirche in der Neustadt endet, sollen andere neue Formate für Kirche inmitten der Gesellschaft folgen, kündigt Nele Gittermann an. Dieser Stammtisch ist dafür schon ein gelungenes Beispiel.
Der letzte Gesprächsabend dieser Reihe ist am Donnerstag, dem 23. Mai, um 19 Uhr. Da heißt es „Aufbrüche in Umwelt und Landwirtschaft“. Gäste sind Ottmar von Holtz (Bundestagsabgeordneter Grüne), Detlef Ramisch (Greenpeace), Professor Christian Visscher (TiHo Hannover). Die Moderation hat die Bildungskoordinatorin Michaela Grön.