Kita-Kinder erleben den Orgelentdeckertag in der Sarstedter St.-Nicolai-Kirche
Sarstedt. „Das sind ja Frauenschuhe,“ tönt es aus der Kinderschar, die Kantor Joachim Engel um sich versammelt hat. Es ist Orgelentdeckertag und zwölf Kinder aus der Kita St. Nicolai Sarstedt besuchen an diesem Morgen den Mann, der hier jeden Sonntag die Orgel spielt. Und jetzt zeigt er den Fünf- und Sechsjährigen gerade seine Orgelschuhe. „Nee, das sind Männerschuhe. Die haben aber eine weiche Sohle, damit ich die Pedale besser spüre,“ erklärt er den Kindern.
Dann dreht er sich schwungvoll auf der Orgelbank herum und greift in die Tasten. Aber oh Schreck,- kein Ton ist zu hören. Besorgt fragt der Kirchenmusiker, dem man den Spaß ansieht: „Was ist los?“. Ein Mädchen weiß Bescheid: „Du brauchst Strom.“ Und den darf sie dann auch anstellen und damit die Windmaschine in Gang setzen. Und los geht die Vorführung.
Dieser Vormittag auf der Empore der Sarstedter St. Nicolaikirche gehört zu den landeskirchlichen Orgelentdeckertagen, das Projekt „Vision Kirchenmusik“ hat eingeladen. 2019 jährt sich zum 300. Mal der Todestag von Arp Schnitger, dem wohl berühmtesten Orgelbaumeister aller Zeiten. Und dazu gibt es landesweit eine Menge großer und kleiner kreativer Projekte. Das Treffen der Kinder mit dem St. Nicolai-Organisten ist eins davon.
„Wir haben uns beim Weltkindertag die Riesenorgel in der Hildesheimer Andreaskirche angeschaut. Das fanden die Kinder toll,“ berichtet Erzieherin Angela Engel. Und nun ist sie mit einer Neigungsgruppe zu Besuch in St. Nicolai. Nach den ersten Tönen kommt vom Kantor die Frage, wie viele Pfeifen wohl in der Orgel wohnen. Mit ihrem Höchstgebot von 150 Pfeifen liegen die Kinder voll daneben, denn es sind 1.136. Staunendes „Oh“.
Ansonsten aber wissen die Kleinen schon ziemlich gut Bescheid. Das hat einen Grund. „Wir haben in der Kita eine Sendung mit der Maus über die Orgel gesehen“, klärt ein Junge auf. In einem munteren Gespräch zwischen Kindern und Organist geht es dann um Luft, Windkästen, Pfeifentöne, die Laut-Leisetür beim Brustwerk, Worterklärungen zu Manual und Pedal und vieles mehr.
Als Joachim Engel merkt, dass jetzt zu viel Theorie im Spiel war, lädt er die Kinder zum Blick nach innen ein. Lebhaft interessiert schauen sich die Kinder das Innenleben der Orgel an. Und dann dürfen alle der Reihe nach selbst an die Tasten. Einige tippen nur zaghaft herum, andere langen kräftig zu. Ein Junge erweist sich als einfallreicher Improvisator. Ein anderer spielt schon richtige Tonleitern. „Ich habe vier Kinder entdeckt, die unbedingt Klavierunterricht haben sollten,“ stellt der auch als Schulmusiker tätige Organist hinterher fest.
Leider bekommt die Erzieherin eine Empfehlung nicht mit, aber vielleicht wird das noch nachgeholt. Als Abschlussgeschenk erhalten die kleinen Orgelfans einen Bastelbogen, aus dem sie sich zu Hause eine eigene Orgel bauen können. Damit möchte die kirchliche Arbeitsstelle „Vision Kirchenmusik“ die Kinder erfreuen, die sich zum Orgelentdecken auf den Weg gemacht haben.
Zurück in der KiTa gibt es dann noch ein Nachspiel – im wahrsten Sinne des Wortes. „Wir haben eine Wasserorgel gebaut und die Kinder hatten Riesenspaß, mit ihrer Atemluft den Flaschen die richtigen Töne zu entlocken,“ freut sich Angela Fischer. Text und Foto: Claus-Ulrich Heinke