Göttingen. Claudia Schoubye hat ihre Prüfung zur Prädikantin erfolgreich bestanden. Künftig darf die Krankenkassen-Kundenberaterin Gottesdienste gestalten und Abendmahl feiern. „Bei einem Gottesdienst entsteht eine ganz besondere Stimmung -da knisterts richtig.“ Seit mehr als einem Jahrzehnt arbeitet Schoubye bereits ehrenamtlich in der Kirchengemeinde: im Team von „einfach.Gottesdienst.feiern“, aber auch als Lektorin. Nun folgte endlich also die Prüfung vor Regionalbischof Eckhard Gorka.
Auslegung und Verkündigung – „die volle Bandbreite“, wie Claudia Schoubye mit einem zufriedenen Lächeln sagte. „Auslöser waren zum einen die damalige Gemeindesituation als auch die tollen Menschen in Esebeck“, sagte die Esebeckerin, ihr „Triggermoment“. Als Prädikantin könne sie nun in den unterschiedlichen Gemeinden Gottesdienste halten.
„Almut Luther, meine theologische Mutter, war damals noch Vorsitzende des Kirchenvorstandes und hat mich daran bestärkt und mit zugesprochen.“ Auch Pastorin Franziska Albrecht habe sie in der Ausbildung zur Prädikantin unterstützt.
Bei ihrem Hospitationsgottesdienst, der zur Ausbildung zur Prädikantin dazugehört, seien viele aus dem Dorf dabei gewesen. „Es hat mich wahnsinnig gefreut und das war eine tolle, warme Atmosphäre.“
Frau Schoubye ziehe aus ihrem Beruf etwas für ihren Dienst und umgekehrt: „Ich arbeite bei einer Krankenkasse und habe tagtäglich mit Fragen des Lebens und der Trauer zu tun.“
Göttingen. Mit einem hybriden Online-Gottesdienst wird am ersten Advent (29. November) Stephan Eimterbäumer als Hochschulpastor der Evangelischen Hochschul- und Studierendengemeinde (ESG) von Oberkirchenrat Dr. Marc Wischnowsky eingeführt. „Auf diese Weise können auch Studierende teilnehmen, die das Corona-Semester im Elternhaus verbringen“, sagte Eimterbäumer. Rund ein Dutzend Mitwirkende würden den Gottesdienst ab 19 Uhr vor Ort in der Göttinger Nikolaikirche mitfeiern. Über Zoom könne sich die Gemeinde aber aktiv beteiligen. Der erste Advent wird traditionell als ökumenischer Gottesdienst zusammen mit der Katholischen Hochschulgemeinde gefeiert.
„Wir unterstützen durch das Online-Format den aktuellen Lockdown“, sagte Eimterbäumer, der bisher Referent beim Kirchlichen Dienst in der Arbeitswelt war. „Zusammen mit der Katholischen Hochschulgemeinde haben wir gute Erfahrungen mit live Online-Gottesdiensten gesammelt.“
Seit Anfang November ist Eimterbäumer bereits Pastor in der Evangelischen Studierenden- und Hochschulgemeinde. Der evangelische Theologe erlebe seine ersten Wochen ein weitgehend digitales Gemeindeleben.
Einstige evangelische „Notkirche“ wird am 1. Advent 70 Jahre alt
Algermissen. Am Sonntag, 29. November, wird in Algermissen nicht nur der 1. Advent gefeiert, sondern auch das Kirchweihfest der 70 Jahre alten Adventskirche. Das evangelische Gotteshaus im Grasweg ragt nicht wie andere Kirchen über die Wohnhäuser hinaus, und nur ein kleines Kreuz auf dem Dach zeigt seine Bestimmung an. Der Innenraum der als Holzständerbau errichteten Kirche hat jedoch eine ganz besondere Ausstrahlung: Warm und einladend wirkt das Holz, die im Halbrund zum Altar ausgerichteten Bänke schaffen ein Gefühl von Gemeinschaft. Und bei Sonnenschein erzeugt die umlaufende Fensterreihe unter dem Dach ein sehr schönes Licht, erzählt Pastor Dr. Yorick Schulz-Wackerbarth.
Am 1. Advent 1950 wurde die Adventskirche in Algermissen geweiht – doch nicht deshalb trägt sie ihren Namen, sondern weil sie an die Ankunft des Gottessohnes erinnern soll: „Siehe ich komme bald!“ steht über dem Altar geschrieben. Die evangelischen Christen hatten lange auf eine eigene Kirche gewartet. Bis zum Kriegsende 1945 waren sie nur eine kleine Schar von rund 250 evangelischen Einwohnern. Doch dann wuchs die Gemeinde durch den Zuzug von Flüchtlingen in kurzer Zeit um 1000 Menschen an; heute gibt es in Algermissen 1357 evangelische Einwohner.
1950 ging es dann ganz schnell: Erster Spatenstich und Grundsteinlegung im August, Richtfest im Oktober, Einweihung am 3. Dezember. Bei dem Bau handele es sich um ein „Notkirche Typ D“ genanntes Modell, weiß Ellen Stock, die von klein auf Gemeindemitglied war, im Kirchenvorstand gewirkt hat und heute den Gemeindebrief austrägt. Um die 20 Kirchen dieser Art seien wohl in Deutschland errichtet worden. Die Idee des Gebäudes, inzwischen ein Baudenkmal, ist heute wieder ganz aktuell: Der Altar kann hinter Holzläden verborgen werden, die Bänke lassen sich beiseite räumen, und schon ist der Raum in einen Gemeindesaal verwandelt. Lange Zeit wurde sonntags in dieser Weise für den Nachmittagskaffee angepackt und umgeräumt. Seit 2005 steht aber nebenan ein moderner, heller Gemeindesaal.
Die sogenannte Notkirche steht jetzt schon 70 Jahre. Zum Kirchweihfest hatte die Gemeinde viele Pläne gemacht: Einen Weihnachtsmarkt sollte es geben, Musik und Kinderbelustigung. Aus alten Fotos von Hubert Stock haben seine Tochter Ellen Stock und Götz Göttsche ein 90-minütiges Video erstellt, das der Gemeinde vorgeführt werden sollte. Diese Pläne fallen den Corona-Bestimmungen zum Opfer, das Fest soll nächstes Jahr nachgeholt werden. Gefeiert wird am 1. Advent aber trotzdem. Ein Vorbereitungsteam um Uwe Schelske hat dafür gesorgt.
Schon die ganze Woche vor dem Kirchweihfest wird die Kirche abends ab 17 Uhr in farbiges Licht getaucht, Einwohner sind zu einem abendlichen Spaziergang in den Grasweg eingeladen, um die Wirkung zu bewundern. Zum Festgottesdienst am 29. November um 14 Uhr finden etwa 30 Personen in der Kirche Platz, der Gottesdienst wird zusätzlich in den Gemeindesaal übertragen. Zudem wird die Festansprache von Superintendent Mirko Peisert schon vorab auf Video aufgenommen und ist ab dem 1. Advent auf dem Youtube-Kanal der Gemeinde „Zwölf Apostel in der Tube“ abrufbar.
Die 12-Apostel-Kirchengemeinde Sarstedt Land, zu der Algermissen gehört, entstand durch Fusion im Jahr 2012; außer Algermissen zählen dazu Groß- und Klein Lobke, Ingeln-Oesselse, Müllingen, Wirringen, Wassel, Bledeln, Hotteln, Gödringen sowie Lühnde, Ummeln und Wätzum. Die Gemeinden hatten die Fusion selbst beschlossen, da sie ohnehin schon lange zusammenarbeiteten.
Für viele der rund 6000 Gemeindemitglieder ist es inzwischen auch selbstverständlich, eine der zwölf Kirchen und Kapellen in anderen Ortschaften der Gemeinde 12-Apostel Sarstedt-Land zu besuchen. Nach etwas holperigen Anfängen gibt es heute mit Annegret Austen, Raphael Below und Dr. Yorick Schulz-Wackerbarth ein Pastorentrio, das gut als Team zusammenarbeitet. Die Ökumene wird in Algermissen besonders gepflegt und mit Leben erfüllt. Helga Ecks, Kirchenvorsteherin und Lektorin, erinnert sich noch an Zeiten, als evangelische und katholische Kinder in der Schule in getrennte Klassen gingen: „Aber heute fragt kein Mensch mehr nach der Konfession.“ Wiebke Barth
Hildesheim. „Jeder Mensch sollte mit Würde bestattet werden und nicht einfach „aus dem Leben fallen“. Das ist die Überzeugung einer Gruppe von Ehrenamtlichen, die sich um die Trauerfeier für solche Menschen kümmern, die am Ende ihres Lebens allein stehen, die weder Geld noch Angehörige hinterlassen. Die Gruppe ist Teil des Hospizvereins „Geborgen bis zuletzt“ im Ev.-Luth. Kirchenkreisverband Hildesheim. Und dieses „bis zuletzt“ geht für sie über den Tod hinaus.
Sechs Frauen und ein Mann gehören zu dieser Gruppe, die sich 2007 gebildet hat. Erfahren sie, meist durch den beauftragten Bestatter, vom Tod eines Menschen ohne Angehörige, der auf Kosten der Kommune beigesetzt werden soll, dann werden sie aktiv. Sie formulieren eine Traueranzeige, die kostenlos in der Hildesheimer Allgemeinen Zeitung veröffentlicht wird. Dadurch kämen dann meist doch einige Gäste zu der Trauerfeier, erklärt Irmgard Kiene, Sprecherin der Gruppe: Verwandte, zu denen der Kontakt abgerissen war, Nachbarn, Kollegen oder auch die Kumpel aus der Stammkneipe kommen zur Beisetzung.
„Da entstehen Gespräche, werden Erinnerungen und Anekdoten ausgetauscht und Gefühle geweckt. So kann mit dem Vergangenen abgeschlossen werden“, erzählt Irmgard Kiene. Die Ehrenamtlichen organisieren einen Pastor oder eine Pastorin für die überkonfessionelle Trauerfeier, die in einem Vorraum der Kapelle am Nordfriedhof abgehalten wird. Den Blumenschmuck steuert Blumen-Lange bei. Die Kosten der Bestattung trägt die Kommune.
Die Gruppe von „Geborgen bis zuletzt“ begrüßt die Teilnehmenden und die Verstorbenen werden mit Gebet und Psalmen verabschiedet. Wer von den Gästen möchte, spricht ein paar Worte. Manchmal steuert jemand aus einer anderen Religionsgemeinschaft einen eigenen Ritus bei. Dann wird die Urne zum Grab begleitet und beigesetzt.
Anfangs, so berichten Mitglieder der Gruppe, kümmerten sie sich um 13 bis 20 Beisetzungen im Jahr; 2019 waren es schon 40 und in diesem Jahr bisher bereits 45 Trauerfeiern. Oft ist von den Verstorbenen nichts bekannt als Ort und Datum von Geburt und Tod – und selbst der Sterbetag lässt sich manchmal nicht genau festlegen, wenn jemand ganz allein gelebt hat. „Aber wie unbekannt der Verstorbene auch gewesen sein mag, er ist doch ein Mensch mit Würde“, beschreibt Kiene ihre Motive und die ihrer MitstreiterInnen. Sie wollen einsamen Menschen die Gewissheit vermitteln, dass niemand ganz ohne Begleitung die Welt verlassen muss. Wiebke Barth
Hildesheim. Frische Ananas mitten im Oktober auf dem Tisch? Unmöglich finden das die Jugendlichen, die ihre Herbstferien 2019 im Evangelischen Jugendhof Spiekeroog verbringen. Auf der Nordseeinsel nehmen sie am Jugendleiter_innenkursder evangelischen Jugend Hildesheim-Sarstedt teil. Zu deren Grundsätzen gehört „fairtrade, bio oder regional“. Da passen Südfrüchte im Herbst auf keinen Fall ins Konzept. Und dafür haben sie jetzt den Preis „Fairer Einkaufswagen“ der Landeskirche gewonnen.
„Junge Menschen fragen intensiv nach den richtigen Wegen und stellen kritische Fragen,“ berichtet die KirchenkreisjugendwartinElske Gödeke. „Wir helfen Ihnen dabei, dass sie gehört werden.“ So hat das Team des Kreisjugenddienstes gemeinsam mit den Jugendlichen nachhaltige Leitlinien entwickelt, an denen entlang sie gemeinsam ihre Vorhaben ausrichten. Mit dieser Zielrichtung sind sie nun 1. Preisträger des „Fairtrade Award 2020“ geworden.
2011 hat der Kirchliche Entwicklungsdienst KED diesen Preis mit dem schönen Untertitel „Fairer Einkaufswagen“ ins Leben gerufen und schreibt ihn alle zwei Jahre aus: „Wir möchten mit der Auszeichnung kirchliche und diakonische Einrichtungen ermutigen, auch in Zeiten knapperer Kassen eine im globalen Sinne faire und ökologische Beschaffung in ihrer Einrichtung zu praktizieren.“ So kann man im Ausschreibungsflyer lesen. Sieben Kirchengemeinden und zwei kirchliche Einrichtungen bewarben sich in diesem Jahr.
Das Hildesheimer Jugendteam hat mit seinem Konzept, ergänzt durch einen kreativ gestalteten Film, die Jury überzeugt. Drei ökofaire Handlungsfelder stellen sie dabei heraus: Beschaffung und Verwertung von Lebensmitteln, Herstellung von Kleidung und vernünftigen Materialgebrauch. Zum Beispiel muss man nicht doppelt- und dreifach in Gemeinden das gleiche Spielmaterial anschaffen. „Besser ist die Frage: „Wo kann ich mir was ausleihen,“ meint Diakon Harald Breitenfeld.
Bei den T-Shirts, Cappies und anderen Merchandising-Artikeln schauen sie genau hin, woher die Ware kommt und wie sie produziert wurde. „Und wir lassen die Sachen bei einem Kleinunternehmer aus unserer Region bedrucken,“ ergänzt Elske Gödeke. Nun freuen sich die AkteurInnen über 600 Euro für den 1. Preis, einen Präsentkorb, die Urkunde und vor allem über die öffentliche Anerkennung.
Dass es trotz der Corona-Krise eine ansehnliche Zahl von Bewerbungen gab, freut auch Dr. Karin Köhler aus Barienrode. Sie ist Mitglied der Landessynode und gehört zur Jury dieses Wettbewerbs: „Es gab wirklich tolle Bewerbungen. Ich bin sehr froh, dass nachhaltiges Handeln inzwischen in sehr vielen Gemeinden angekommen ist. Sie setzen damit ein Zeichen der Hoffnung in unserer Gesellschaft.“
Das gilt für die Hildesheimer Martin-Luther-Gemeinde in besonderer Weise. Für ihr Engagement in einem Stadtquartier mit sozialen Brennpunkten wurde sie mit einem 3. Preis ausgezeichnet und kann nun das Preisgeld für weitere Vorhaben verwenden. Die Gemeinde versteht sich als Teil des Gemeinwesens dieses Stadtteils und bringt sich in vielfältiger Weise in das soziale, kulturelle und politische Leben ein.
„Wir machen uns gemeinsam auf den Weg in die Nachhaltigkeit,“ erklärt Diakonin Katrin Bode. Und Pastor Jochen Grön ergänzt: „Ich habe den Eindruck, dass der Ökofair-Gedanke überwiegend positiv aufgenommen wird.“ Die Gemeinde traut sich einfach, ungewöhnliche neue Wege zu gehen. Dazu gehört das Foodsharing durch einen für alle zugänglichen Kühlschrank. Oder das E-Lastfahrrad, mit dem der Pastor an verschiedenen Orten der Gemeinde auftaucht und unter dem Motto „Pastors Pause“ zum Plaudern über Gott und die Welt einlädt.
Dieses Rad, Marke „Radkutsche“ kann auch gegen eine Spende gemietet werden. Die Gemeinde möchte die Menschen ermutigen, fair zu handeln, „damit wir noch was Gutes zu vererben haben“, wie der Pastor meint. In einem Gemeinwesen an der Vernetzung mitzuarbeiten, die Kommunikation der unterschiedlichen Kulturen zu stärken, sich sozial einzumischen und damit Frieden zu stiften – auch das ist ein Beitrag zur Nachhaltigkeit.
„Unsere Vision ist auf jeden Fall die Rettung der Welt, sagt lachend Diakonin Carlotta Seidlitz in dem kleinen Film, mit dem die Preisträger auf der Homepage des KED vorgestellt werden. Und in ihrem Lachen ist dabei Freude, aber auch Respekt vor diesem großen Ziel zu spüren. Claus-Ulrich Heinke
Über diesen Link kann man die PreisträgerInnen kennenlernen:
Der evangelische Regionalbischof Eckhard Gorka ist in seiner Predigt zum Buß- und Bettag auf die Corona-Pandemie und den Umgang der Kirchen eingegangen. „Das ist auch eine kritische Anfrage an die liturgische Gestalt unserer Gottesdienste“, sagte Gorka. „Wen feiern wir, wenn wir feiern? Vermisse ich das Singen oder das gemeinsame Gotteslob? Sind wir schon so weit, dem Tun des Gerechten im Zweifel mehr Gewicht beizulegen als dem Gottesdienst im Welterbe?“
Beim „Evensong“, ein Abendlob nach dem Vorbild der anglikanischen Kirche, spielten Kirchenmusikdirektorin Angelika Rau-Čulo und Kirchenmusiker Michael Čulo Werke von Johann Sebastian Bach auf der Woehl-Orgel.
Zudem wurde erstmals in der Michaeliskirche das „stille Musikstück“ 4’33 des Komponisten John Cage aufgeführt, dass die Vorstellung von Musik infrage stellt und in dem während der Dauer des Stückes kein einziger Ton erklingt.
„Es gibt kein richtiges Beten im falschen Leben“, sagte Gorka. Das Virus habe sich des Atmens bemächtigt: „Es will uns das Gotteslob im Hals ersticken.“ Meinungen, nach denen die Pandemie als Zorn Gottes zu deuten sei, widersprach der Regionalbischof aber: „Gott hat keinen Gefallen am Leiden der Menschen.“
Regionalbischof dankt Mitarbeitenden in Pflege, Rettungs- und Ordnungsdiensten
Christus habe in Worten und Taten auch dann weiterhin Zugang zu Menschen, wenn Altenheime und Krankenhäuser nur einzeln und zeitlich begrenzt betreten werden dürften. Schon deshalb sei es keine Zeit des Zornes Gottes. „Dann sitzt Christus an den Betten derer, die wir nicht besuchen dürfen.“ Diese Zeit sei Gott eine Last, „aber er wird nicht müde, sie mit uns zu tragen“. Zugleich dankte Gorka allen Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern in Pflege, Rettungs- und Ordnungsdiensten für ihren Einsatz.
„Der Buß- und Bettag ist ein guter Ort, uns zu vergewissern, dass unser liturgisches Handeln, unser Beten und Hören im Gottesdienst begründungspflichtig bleibt.“
Noch in der Passions- und Osterzeit sei der Vorwurf erhoben worden, dass die Kirchen geschlossen hätten, „statt Gott frech in den Ohren zu liegen“. Es gelte, das Leben Gefährdeter zur schützen, er dann die rituelle Selbstaufladung. „Erst Ethik, dann Kultur und Ritual“, so der Regionalbischof. „Unsere Zählungen nennen nur die Infizierten, die Genesenen und die Toten. Ich vertraue darauf, dass bei Gott Freude über das Schicksal derer herrscht, die wir schützen konnten.“
Gott wird nicht müde, uns zu tragen.
„Es ist leichter, Gott um Vergebung zu bitten, den wir nicht sehen, als unseren Nächsten, den wir sehen.“ Und wenn wir dann umkehren, unser Leben erneuern lassen, dann müssen wir ebenso eingestehen, dass es auch dann ein Leben mit neuen, hoffentlich besseren Fehlern sein wird. „Gott wird nicht müde, uns zu tragen.“ Gott gehe es um Heil und Heilung, so Gorka weiter – trotz aller Schrammen und Druckstellen und blauen Flecken im Leben.
Info zum Buß- und Bettag:
Der evangelische Buß- und Bettag wurde erstmals 1532 in Straßburg begangen. Doch erst seit Ende des 19. Jahrhunderts wurde der Tag auf den Mittwoch vor dem Ewigkeitssonntag und damit an das Ende des Kirchenjahres gelegt. Mit Ausnahme von Sachsen wurde der Buß- und Bettag als gesetzlicher, arbeitsfreier Feiertag 1995 zur Finanzierung der Pflegeversicherung ersatzlos gestrichen. Dennoch bleibt er für Protestanten weiterhin ein kirchlicher Feiertag. Evangelische Christinnen und Christen sehen den Buß- und Bettag als Tag der Umkehr, der Nachdenklichkeit und der Besinnung zu Gott.
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Kirchenkreis zieht Bilanz aus dem zweijährigen Projekt Pop Up-Kirche
Hildesheim/Sarstedt. Es war ein Experiment: Fünf Mal innerhalb von zwei Jahren tat sich in der Stadt in einem Ladenlokal eine Pop Up-Kirche auf: Eine Kirche auf Zeit, an ungewohntem Ort und in neuem Format, jenseits von Traditionen. Jetzt hat der Ev.-Luth. Kirchenkreis Hildesheim-Sarstedt die Bilanz des Projektes gezogen. Und festgestellt: Wir sind erst am Anfang. In einer kleinen Broschüre melden sich die Mitglieder der Steuerungsgruppe zu Wort, resümieren, was enttäuscht hat, was erfolgreich war, und welche Erkenntnisse sie aus diesem Experiment mitnehmen. Denn die Pop Up-Kirche soll nicht nach zweijähriger Projektzeit einfach enden, sondern vielmehr in die Gegenwart und Zukunft hineinwirken.
Eine Erkenntnis, sagt Superintendent Mirko Peisert: „Die christlichen Inhalte sind relevant und aktuell.“ Nachhaltigkeit, Konsumverzicht, Bewahrung der Schöpfung, Frieden, zu all diesen Themen hat die Kirche viel zu sagen. Sie müsse aber neue Wege der Kommunikation finden, um diejenigen anzusprechen, die sich von traditionellen Angeboten abwenden. Welche Zielgruppe mit einem Format angesprochen werden soll, das müsse also künftig viel stärker mit bedacht werden.
Während der Projektzeit nahmen sich die Organisatoren um Mirko Peisert und Projektmanagerin Nele Gittermann daher die Freiheit, jeweils die Gestaltung der Pop Up-Kirchen zu verändern. So setzte die erste Projektkirche im Dezember 2018 am Hildesheimer Marktplatz stark auf ein offenes Angebot für Besuchende des Weihnachtsmarktes und Menschen, die im Einkaufsrummel eine Oase der Ruhe finden wollten. Doch trotz des hellen, modernen, heiter gestalteten Ladenraums in der Innenstadt ließen sich nur wenige Passanten anlocken. Bei den künftigen Pop Up-Kirchen setzte das Team daher mehr auf feste Veranstaltungen: Workshops, kleine Kulturevents, Diskussionen. In Sarstedt war die Pop Up-Kirche in den Weihnachtsmarkt eingebunden, in Hildesheim im Januar 2020 Teil der Lichtungen.
Das tägliche Mittagessen als zwangloses Beisammensein verschiedener Generationen und Einladung zum Gespräch werde bereits von Gemeinden aufgegriffen, sagt der Superintendent. Auch die Nutzung leerstehender Ladenlokale komme bei der Planung von Veranstaltungen jetzt ganz selbstverständlich vor. Und während traditionelle Bastelkreise schon zur aussterbenden Art zu gehören schienen, erwiesen sich die Workshops in der Pop Up-Kirche als Renner, um Selbstgemachtes dem schnell gekauften Wegwerfprodukt entgegen zu setzen.
In der Pop Up-Kirche wirkten Kirche, Kultur und Innenstadt zusammen – und haben ja auch gleichermaßen mit Besucherschwund zu kämpfen. Sie alle „müssen sich fragen, für wen und wann sie öffnen“, schreibt Dirk Brall, Intendant des Literaturhauses St. Jakobi. Interdisziplinäre Zusammenarbeit in multiprofessionellen Teams sieht auch Projektleiterin Nele Gittermann als Baustein für die Zukunft von Kirche ebenso wie Kultur. Die junge Kulturwissenschaftlerin hat sich selbst der Zielgruppe der Pop Up-Kirche zugeordnet: „Christlich sozialisiert, aber bis auf ein paar Gelegenheitsbesuche an kirchlichen Feiertagen wenig Kontakt zur Kirche.“
Mit einer Online-Befragung haben die Organisatoren die Wünsche an die künftige Kirche abgefragt; rund 200 Menschen nahmen daran teil: Sie wünschten sich Mut für weitere Experimente, neue Formate, Offenheit, digitale Präsenz und eine Kirche, die sich jungen Themen zuwendet und sich politisch positioniert. Dafür könnten wiederum Leerstände, öffentliche Plätze und gastronomische Angebote genutzt werden.
An vielen Stellen sei der Kirchenkreis schon auf einem innovativen Weg, meint Mirko Peisert; Beispiele wären das Literaturhaus St. Jakobi, das Café Luca in Ochtersum oder der Nordstadtstrand der Martin-Luther-Gemeinde. „Wir alle im Team sind stolz, dass wir etwas gewagt haben“, sagt der Superintendent, „das macht Mut, wieder Neues auszuprobieren.“ Wiebke Barth
Julia Kettler ist ab dem 01. Februar 2021 neue Pastorin in Diemarden und Reinhausen. Sie folgt auf Pastorin Christiane Scheller, die am 1. Juli in den Ruhestand gegangen ist.
Superintendent Friedrich Selter vom Kirchenkreis Göttingen zeigte sich erfreut darüber, dass die Stelle nach dann sieben Monaten Vakanz wieder neu vergeben sein wird: „Das wir mit Julia Kettler eine Pastorin für Diemarden-Reinhausen gewinnen konnten, bei der alles darauf hindeutet, dass sie optimal hierher passt, freut mich ganz besonders. Zuerst natürlich für die beiden Gemeinden und die Region Gleichen. Dann aber auch für mich, denn war vermutlich das letzte Stellenbesetzungsverfahren, das ich hier als Superintendent begleiten durfte. Und da ist ein so positiver Ausgang natürlich besonders schön. So wünsche ich der neuen Pastorin zusammen mit der Gemeinde alles Gute und Gottes Segen!“
Nach ihrem Theologiestudium in Göttingen und Marburg und ihrem Vikariat in Sottrum bei Rotenburg (Wümme) zog Kettler für ihre erste Pfarrstelle nach Meine bei Braunschweig. Acht Jahre war sie dort tätig, unter anderem hat sie mit Kindern, Jugendlichen und Konfirmanden gearbeitet. „Doch jetzt zieht es mich wieder aufs Land, denn ich selbst bin in einem kleinen Dorf bei Bremen aufgewachsen“, so die 37-Jährige. Und sie wird nicht allein im Pfarrhaus in Reinhausen wohnen. Ihre beiden Kinder Vanja (7) und Oscar (5) und Ehemann Julix, den sie während des Studiums in Göttingen kennengelernt hat, sowie Hündin Ria ziehen mit ein.
Die passionierte Fahrradfahrerin freut sich auf ihre neuen Aufgaben als Pastorin im Kirchenkreis Göttingen und auf die gemeinsamen Gottesdienste. Besonders gespannt ist sie auf die beiden Kindergärten. Auf Grund von Corona möchte Kettler ihre Einführung erst dann feiern, wenn die Außentemperaturen wieder Gottesdienste unter freiem Himmel ermöglichen, damit möglichst viele Menschen teilnehmen können.
Die Hildesheimer Bundestagsabgeordneten Ottmar von Holtz und Bernd Westphal treten bei Live-Stream-Diskussion für Lieferkettengesetz ein
Hildesheim. Bis zur Bundestagswahl im nächsten Herbst wird Deutschland ein Lieferkettengesetz mit verlässlichen Umwelt- und Sozialstandards verabschiedet haben – so zumindest die Hoffnung von Maren Leifker, Referentin für Wirtschaft und Menschenrechte bei Brot für die Welt – mit dem Zusatz: „Ich bin Berufsoptimistin.“ Bei einer Live-Stream-Diskussion im Rahmen der Aktionswochen Weltwechsel Niedersachsen gab sich auch der Hildesheimer Bundestagsabgeordnete Bernd Westphal (SPD) zuversichtlich, dass Beharrlichkeit zum Ziel führen werde: „Wir müssen hart bleiben in der Diskussion.“ Sein Kollege im Bundestag Ottmar von Holtz (Grüne) goss etwas Wasser in den Wein, wie er selbst sagte: Die Wahl sei nicht mehr fern: „Die Zeit läuft ab“, meinte er, „ich bin wenig optimistisch, dass wir bis zum November 2021 das Gesetz haben werden.“
Dass ein solches Gesetz richtig und wichtig wäre, darüber sind sich die Abgeordneten bei ihrem Gespräch einig. Der Hildesheimer Grünen-Politiker Ottmar von Holtz hatte zusammen mit Michaela Grön, Projektleiterin Lernen eine Welt zu sein im evangelischen Kirchenkreis Hildesheim-Sarstedt, zu der Diskussion eingeladen. Ursprünglich sollte diese mit Präsenz-Publikum im Riedelsaal der Volkshochschule stattfinden, wurde dann aber wegen des Corona-Lockdowns kurzfristig über den Kultur-Stream gesendet, live aus dem Hildesheimer Ratskeller.
Vor dem Hintergrund des farbig ausgeleuchteten Gewölbes im Ratskeller sitzen die Abgeordneten mit viel Abstand, mit dabei ist auch Anna-Katharina Thiel vom Verein Fair in Braunschweig, die den Abend moderiert. Maren Leifker wird aus Berlin zugeschaltet. Über eine Handy-App können Zuschauende Fragen und Statements in die Runde senden. Die technische Unterstützung im Ratskeller kommt von Lito Bürmann und Lucy Schreiber vom Atelier Licht.n.Stein.
Kinderarbeit, Zwangsarbeit, gefährliche Arbeitsbedingungen, Umweltzerstörung, Löhne, die nicht zum Leben reichen: Für die Ausbeutung beim Abbau von Rohstoffen und der Produktion von Konsumgütern im globalen Süden trage Deutschland eine Mitverantwortung, sind sich die Diskutierenden einig. „Es ist egoistisch, dass wir das zulassen“, erklärte Westphal und auch von Holtz sagte: „Wir tragen Verantwortung für Arbeitsbedingungen bei der Produktion der Waren, die wir konsumieren.“
Doch anstatt voranzugehen trete die Bundesrepublik als Bremser auf. Freiwillige Verpflichtungen brächten keine Veränderungen, erklärte Leifker. Eine gesetzliche Regelung müsse her mit staatlichen Kontrollen über Zertifizierungen und der Sanktionierung von Verstößen, so der Tenor von Brot für die Welt zusammen mit rund 100 nichtstaatlichen Organisationen, die sich in der Initiative Lieferkettengesetz zusammengeschlossen haben.
Viel Kritik gab es für Bundeswirtschaftsminister Peter Altmaier. Zwar hätten Entwicklungsminister Gerd Müller (CSU) und Arbeitsminister Hubertus Heil (SPD) ein Lieferkettengesetz vorgelegt, das bremse Altmaier aber aus. „Die Ressorts sind sich uneinig, da sollte Kanzlerin Angela Merkel intervenieren“, erklärte Bernd Westphal. Es sei höchste Zeit. Sie stehe hinter dem Gesetz, aber sie lasse dem Wirtschaftsminister zu viel freie Hand. Ottmar von Holtz sah noch Nachbesserungsbedarf bei dem Gesetzesvorschlag. So dürfe die Beweislast nicht bei den Geschädigten liegen, denn sie hätten keinen Einblick in interne Unternehmensabläufe.
Das Argument, ein Lieferkettengesetz schade deutschen Unternehmen, ließ Bernd Westphal nicht gelten. Es vermeide vielmehr Wettbewerbsnachteile für diejenigen, die verantwortungsbewusst arbeiten, und helfe den liefernden Ländern: „Soziale Schieflagen sind schädlich für eine ökonomische Entwicklung.“
Die Diskussion wurde veranstaltet in Kooperation mit der Volkshochschule Hildesheim und gefördert von der El Puente Stiftung und Initiativen Partnerschaft Eine Welt e.V. Sie wird in Kürze auf www.kultur-stream.live in der Mediathek abrufbar sein. Wiebke Barth
Mit einem Gottesdienst in der Nikolaikirche wurde der Göttinger Theologieprofessor Reinhard Müller in sein Amt als Ephorus im Evangelischen Studienhaus (eshg) eingeführt. „Ein Ephorus soll zu den Heilern gehören. Soll Suchenden und Fragenden und Neugierigen aller Fakultäten zu heilsamen Gotteserfahrungen verhelfen“, sagte Regionalbischof Eckhard Gorka in seiner Ansprache. Müller übernahm dieses Amt von Professor Florian Wilk. Oberkirchenrat Helmut Aßmann verabschiedete in der Corona-bedingt dünn besetzten Universitätskirche zudem Regionalbischof Eckhard Gorka von seinem Amt als Kuratoriumsvorsitzenden des Evangelischen Studienhauses.
Studienhaus als Schnittstelle zwischen Kirche und Universität
Der Ephorus, der Leiter des Studienhauses, habe eine Funktion als Schnittstelle und Brückenbauer, so Gorka weiter: „Er soll auf der Seite derer stehen, die Bildung als Flugschule des Lebens empfinden und Theologie als Flugschule des Glaubens.“ Er sei dankbar für die Menschen, die „Bildung nicht als Bedrohung empfinden“.
Gorka erinnerte an „die nicht immer leichte Aufgabe der Selbst- und Neubestimmung des Ortes der Evangelischen Studierendengemeinde (esg)“. Florian Wilk habe an der Neuaufstellung des eshg im Zentrum für Diakonie und Kirche mitgestaltet – mit einem „freundlich-zugewandten Blick auf die Holprigkeiten kirchlicher Entscheidungsprozesse“, sagte Gorka. Vor zwei Jahren hatte sich die esg organisatorisch vom Evangelischen Studienhaus gelöst.
Auf das Dazwischen des Evangelischen Studienhauses ging auch Pastorin Susanne Kruse-Joost ein: „Für mich ist das Studienhaus symbolisch gesprochen ein Brückenhaus. Auf der einen Seite steht die Kirche, auf der anderen die Universität und Fakultät – dazwischen sind wir als Studienhaus, das beide miteinander in Verbindung bringen soll.“ Dafür brauche es Förderer und Unterstützer, so die Studienleiterin und Geschäftsführerin des Studienhauses.
Verabschiedung und neue Repententen
„Hier und heute ist eine Gelegenheit, unserem Regionalbischof in einer seiner letzten Amtshandlungen für das Studienhaus Danke zu sagen“, so Kruse-Joost. Viele Jahre engagierte sich Regionalbischof Gorka als Kuratoriumsvorsitzender des Studienhauses. Anfang kommenden Jahres geht der 65-Jährige in den Ruhestand. Gorka wurde von Oberkirchenrat Helmut Aßmann von seinem Dienst entpflichtet.
Aber es sei nicht nur die Zeit der Abschiede, freute sich Pastorin Susanne Kruse-Joost.
Pastor Dr. Roman Vielhauer verstärkt das Studienhaus als Bibelkundedozent, Alexander Stichternath ist am Studienhaus als Repetent für die Examensvorbereitung Theologiestudierender der Landeskirche Hannovers zuständig.
Info:
Das Evangelische Studienhaus Göttingen (ESHG) versteht sich als Brücke zwischen Kirche, Universität und Gesellschaft. Es bietet Studiensemester für Pastorinnen und Pastoren an und stellt Wohnraum für Studierende der Theologie bereit. Es hat ein eigenes Lehrangebot in Form von Sprachkursen und Bibelkundeübungen sowie wissenschaftliche Übungen im Rahmen des theologischen Fächerkanons. Weiterhin gibt es seelsorgliche und geistliche Angebote sowie Beratung im Blick auf Studium und berufliche Praxis.
Die Evangelische Studierendengemeinde hat sich organisatorisch 2018 vom Studienhaus gelöst und bietet gemeindliche Angebote für Studierende und Mitarbeitende aller Fachbereiche der Universität Göttingen.