„Wer ist schon Chagall?“

Tue, 29 Mar 2016 11:04:54 +0000 von Ralf Neite

Hildesheimer Künstlergruppe Wilderers stellt im niedersächsischen Sozialministerium aus

Hannover/Hildesheim. Die Wilderers haben schon viele Ausstellungen bestückt, in Kirchen, Rathäusern und sogar im Landesmuseum Hannover. Der Ort ihrer aktuellen Ausstellung nimmt aber auch in der Geschichte der umtriebigen geistig behinderten Künstlerinnen und Künstler aus den proWerkstätten der Diakonie Himmelsthür eine besondere Stellung ein: das niedersächsische Sozialministerium.

Die Sozialministerin Cornelia Rundt begrüßte die Gruppe und die zahlreichen BesucherInnen der Ausstellungseröffnung. In Ihrer Rede betonte sie, wie ausdrucksstark die Bilder der Wilderers seien. „Man sieht, dass mit viel Engagement und mit vollem Herzen gemalt wird", so Cornelia Rundt. „Ich muss sagen, ich bin schlichtweg begeistert von den intensiven Farben, den rauschenden Motiven und den oftmals philosophisch anmutenden Namen der Kunstwerke“, sagte sie und fügte hinzu: „Da spielt es überhaupt keine Rolle, ob jemand eine Behinderung hat oder nicht.“

Als Dank, dass die Wilderers im Sozialministerium ausstellen können, schenkte die Poetin der Künstlergruppe, Silke Lüdecke, der Ministerin ein von ihr selbst gefertigtes Trosttier sowie ein Trostbuch. Beides schließt inhaltlich an die Figuren an, für die Silke Lüdecke 2014 den Unic Award 2014 erhalten hat. Sie habe durchaus auch mal Trost nötig, bedankte sich die Ministerin augenzwinkernd.

„Mir ist es sehr wichtig, dass über Inklusion nicht nur geredet wird. Wir, die Landesregierung, setzen viele Hebel in Bewegung, damit Inklusion auch umgesetzt wird“, betonte die Ministerin, „damit alle Menschen, ob mit oder ohne Behinderung, selbstbestimmt am gesellschaftlichen Leben teilhaben können. Mit der heutigen Ausstellungseröffnung wollen wir dazu beitragen.

Ines Ney, kaufmännische Direktorin der Diakonie Himmelsthür, stellte die Künstlergruppe Wilderers und ihren Werdegang kurz vor. "Die Wilderers nutzen viele Stile und Methoden und sie arbeiten frei. Sie lassen sich vom Leben inspirieren", beschrieb Ines Ney die Arbeit der Gruppe. Sie erinnerte auch daran, dass der damalige Ministerpräsident Christian Wulf im Jahr 2006 in seinem Dienstzimmer einen Chagall gegen ein Gemälde von Silke Lüdecke ausgetauscht habe. Zwischenruf aus dem Publikum: „Wer ist schon Chagall?“

Neuestes Projekt der proWerkstätten Himmelsthür, denen die Wilderers angeschlossen sind, ist die Einrichtung eines offenen Kunstateliers für Menschen mit Beeinträchtigungen in Hildesheim. Ines Ney: „Es sollen noch mehr und vor allem auch junge Talente die Möglichkeit erhalten, sich künstlerisch zu bilden, sich täglich künstlerisch auszuleben und öffentlich auszustellen.“

Anschließend stellten sich die Wilderers sich und ihre Werke vor, Unter anderem war auch das Brandenburger Tor dabei am Tag des Mauerfalls, aber mit vielen Menschen, die dort einander ungehindert begegnen konnten. Beim Rundgang durch die Ausstellung mit der Ministerin und anderen Gästen berichteten sie von den Gedanken und Impulsen, die hinter den einzelnen Kunstwerken stecken. Die Vernissage war für die Gruppe ein rundum erfolgreiche Sache: Sieben verkaufte Werke am ersten Tag, das kann sich sehen lassen.

Bild:

Ein Trosttier für die Ministerin: Silke Lüdecke, Doris Sprenger und Ilona Röpke von den Wilderers (von rechts) überreichen Cornelia Rundt das Unikat:

Rundgang durch die Ausstellung: Wilderers-Mitglied Silke Lüdecke, Walter Meyer-Roscher vom Freundeverein der Diakonie Himmelsthür, Hans-Joachim Tesk, ebenfalls ein Wilderers-Mitglied, Sozialministerin Cornelia Rundt und Ulrich Stoebe, Direktor der Diakonie Himmelsthür (von links).
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