Musik hilft bei religiöser Sprachlosigkeit

Mon, 05 Sep 2016 06:43:50 +0000 von Ralf Neite

Christusgemeinde am Moritzberg weiht restaurierte Orgel ein /Volksbanken und Landeskirche spenden hohe Summen

Hildesheim. „Wir glauben mehr, als wir sagen können, deswegen singen wir“, erklärt Eckhard Gorka. Aus diesem Grund freut es den Landessuperintendenten, dass die Orgel der Christus-Gemeinde am Moritzberg wieder erklingt. Nach 40 Jahren im Dienst waren aufwändige Restaurierungs- und Säuberungsarbeiten notwendig. Die Kosten beliefen sich auf 73.500 Euro. Der Betrag ist durch Spenden von Einzelpersonen, der Landeskirche Hannovers sowie der Volksbank Hildesheimer Börde und der Volksbank Hildesheim-Lehrte-Pattensen fast vollständig zusammengekommen. Am Sonntag konnte die Gemeinde nun die Orgelweihe feiern.

„Wen das Wort ‚Weihe‘ dabei verwirrt, bei dem schlägt das lutherische Herz am rechten Fleck“, schmunzelt Gorka. Denn die evangelische Kirche weiht keine Gegenstände. Den Festakt sollten Außenstehende dementsprechend nicht als „geistlichen Schutzanstrich zur irdischen Garantieverlängerung“ verstehen, sondern als Widmung, so Gorka. „Wir widmen die Orgel heute dem gottesdienstlichen Gebrauch.“

Die Weihe nahm die Gemeinde deswegen gemeinschaftlich vor. Nach kurzen Worten von Gorka und Frithjof Tergau vom Kirchenvorstand machten die Anwesenden das Kreuzzeichen. Der Psalm 150 mit den Versen „Lobet [den Herren] mit Pauken und Reigen; lobet ihn mit Saiten und Pfeifen! Lobet ihn mit hellen Zimbeln; lobet ihn mit wohlklingenden Zimbeln“ bildete die thematisch passenden Schlussworte.

Anschließend predigte Gorka über die Orgel als Zentralinstrument für das Gotteslob. Vom Kolosser-Brief ausgehend näherte er sich diesem Thema. Ein Ansatz war für ihn eine jüdische Weisheit, welche besagt: „Alles kann Gott am besten.“ Das Gotteslob überließe er trotzdem den Menschen. „Denn unser Glaube soll und will ausgedrückt sein“, betont Gorka. Weil der Glaube aber größer als das Vokabular sei, müsse die Kirchenmusik aus „unserer religiösen Sprachlosigkeit helfen“.

Dafür ist die Orgel wieder bestens gerüstet. Sie bekam ieinen neuen Motor beziehungsweise eine Windanlage. Die ausgetauschte hatte nach jahrzehntelangem Dienst für ein hörbares Summen gesorgt, auch, wenn Stille gefordert war. In den über 2000 Pfeifen hatte sich außerdem schwarzer Staub von den nahe gelegenen Phoenix-Werken abgesetzt. Auch der Zimbelstern musste gereinigt werden. Darüber hinaus verfügt das Instrument jetzt über Holzlamellen anstelle der Plexiglas-Stücke von vorher. Der Blick ins sogenannte Schwellwerk bleibt jetzt zwar verschlossen, dafür kann Organistin Susanne Bremsteller mit den hölzernen Lamellen die Lautstärke variieren.

18.000 Euro steuerten 55 Einzelspender aus der Gemeinde bei. 32.000 Euro gab die Landeskirche Hannover dazu. 14.000 Euro kamen von der Volksbank Hildesheimer Börde, der Volksbank Hildesheim-Lehrte-Pattensen und der VR-Stiftung der Volksbanken und Raiffeisenbanken in Norddeutschland. Als Vertreter der Volksbanken sagte Sascha Hartmann: „Ihren Dank gebe ich an unsere Kunden weiter, die ermöglichen solche Spenden schließlich erst.“ Er sehe die Kirchenmusik als ein Stück Lebensqualität für den Stadtteil an. Sein Kollege Daniel Gerves von der Volksbank Hildesheimer Börde fügte hinzu, dass die Orgel wie die Kirche auf eine Geschichte zurückblickten, die es zu erhalten gälte.

Komplett sind die Kosten für die Arbeiten an der Orgel noch nicht gedeckt. Die Gemeinde hofft, den ausstehenden Betrag über Spenden bei mehreren Orgelkonzerten in den kommenden Wochen zu zusammenbekommen. Am Sonntag, 2. Oktober, spielt beispielsweise Martin Hofmann aus Goslar Werke von Mendelssohn, Alain oder Liszt. Beginn ist um 17 Uhr, der Eintritt ist frei. Björn Stöckemann

Bilder

Susanne Bremsteller erklärt Daniel Gerves und Sascha Hartmann (v.l.), wo die Spenden der Volksbanken in die Orgel geflossen sind. Fotos: Stöckemann

Frithjof Tergau vom Kirchenvorstand, Sascha Hartmann von der Volksbank Hildesheim-Lehrte-Pattensen, Organistin Susanne Bremsteller und Daniel Gerves von der Volksbank Hildesheimer Börde vor der Orgel.
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