Kommissariatsleiterin Staatsschutz zu Gast in der evangelischen Pfarrkonferenz Hildesheim-Sarstedt
Hildesheim. Viele Menschen in Deutschland haben der Kirche den Rücken zugewandt. Religion, lautet eine gern geäußerte Meinung, sei Privatsache. Und harmlos. Ist sie das wirklich? Diese Frage beschäftigte die PastorInnen und DiakonInnen des evangelischen Kirchenkreises Hildesheim-Sarstedt bei einer Konferenz, zu der sie einen besonderen Gast eingeladen hatten: Ingrid Wiltzsch, Hildesheimer Kommissariatsleiterin für den Bereich Staatsschutz. Ihr Thema: „Gefährdungslage Salafismus“.
Die Aufgabe des Staatsschutzes sei es, politisch motivierte Kriminalität zu bekämpfen, erklärte die Kommissarin. Und fügte gleich hinzu: „Wir haben im Moment alle Hände voll zu tun.“ Dafür sorgen Links- und Rechtsextremismus, zugleich aber auch die „importierten Phänomene“, wie Ingrid Wiltzsch sie nannte: insbesondere Islamismus und Salafismus in ihren extremen, gewaltbereiten Erscheinungsformen.
Das Thema war im Herbst durch Zeitungsveröffentlichungen an die Öffentlichkeit gedrungen. Viele machten sich Sorgen, ob die Lage tatsächlich so ernst sei, meinte die Beamtin und gab eine klare Antwort: „Ja, Hildesheim ist ein salafistischer Brennpunkt in Niedersachsen.“ Offiziell wisse man in Niedersachsen von 69 Menschen, die in die Kriegsgebiete im Nahen Osten aufgebrochen seien. Von den Ausgereisten stammen 24 Personen aus dem Umfeld des bzw. mit Bezügen zum Deutschsprachigen Islamkreis (DIK) in Hildesheim. Sie seien zur Dschihhad-Teilnahme beziehungsweise dessen Unterstützung nach Syrien gereist oder sollen des zumindest versucht haben.
Die Kommissarin betonte, weder in Hildesheim noch in anderen deutschen Städten könne nachgewiesen werden, dass Menschen in salafistischen Moscheen radikalisiert würden. Ein Salafist sei ja nicht automatisch ein Dschihaddist – also ein Unterstützer des Kriegs gegen Andersgläubige. Aber man müsse zur Kenntnis nehmen, dass viele der Menschen, die in Richtung Syrien und Irak ausgereist wären, zuvor salafistische Moscheen besucht hätten. Uneingeschränkt gelte dennoch: „Wir müssen die Religionsfreiheit respektieren.“
Ingrid Wiltzsch bat darum, aufmerksam zu sein, ob sich das Verhalten eines Menschen spürbar ändere und seine Ansichten radikaler würden. Nur von den Äußerlichkeiten wie einer bestimmten Kleidung und dem typischen Bart auszugehen, sei allerdings nicht sinnvoll. Manchmal verberge sich hinter einem solchen Auftreten reine Provokation. Wiltzsch: „Experten sprechen mittlerweile von einem Pop-Dschihaddismus. Es ist cool, es ist trendy.“ Das Wichtigste sei, im Gespräch zu bleiben, die sozialen Bande nicht abreißen zu lassen. Die Gesellschaft dürfe die Menschen nicht aufgeben.
Die PastorInnen und DiakonInnen zeigten sich zum Teil überrascht bis geschockt von der Bestandsaufnahme. Dass Hildesheim ein solcher Brennpunkt ist, ist nicht allen bewusst gewesen. „Zu meiner Bewusstseinsschärfung hat es sehr beigetragen“, bedankte sich Andrea Burgk-Lempart, stellvertretende Superintendentin, für den Impuls. Bei Peter Noß-Kolbe, ebenfalls stellvertretender Superintendent, war jeglicher Zweifel beseitigt: „Religion ist öffentlich und nicht nur Privatsache.“ Ralf Neite
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Ingrid Wiltzsch redete im Lamberti-Gemeindesaal Klartext: „Wir haben in Hildesheim eine ernste Lage. Deshalb sollten wir besonnen und aufmerksam sein.“
Hildesheim. Viele Menschen in Deutschland haben der Kirche den Rücken zugewandt. Religion, lautet eine gern geäußerte Meinung, sei Privatsache. Und harmlos. Ist sie das wirklich? Diese Frage beschäftigte die PastorInnen und DiakonInnen des evangelischen Kirchenkreises Hildesheim-Sarstedt bei einer Konferenz, zu der sie einen besonderen Gast eingeladen hatten: Ingrid Wiltzsch, Hildesheimer Kommissariatsleiterin für den Bereich Staatsschutz. Ihr Thema: „Gefährdungslage Salafismus“.
Die Aufgabe des Staatsschutzes sei es, politisch motivierte Kriminalität zu bekämpfen, erklärte die Kommissarin. Und fügte gleich hinzu: „Wir haben im Moment alle Hände voll zu tun.“ Dafür sorgen Links- und Rechtsextremismus, zugleich aber auch die „importierten Phänomene“, wie Ingrid Wiltzsch sie nannte: insbesondere Islamismus und Salafismus in ihren extremen, gewaltbereiten Erscheinungsformen.
Das Thema war im Herbst durch Zeitungsveröffentlichungen an die Öffentlichkeit gedrungen. Viele machten sich Sorgen, ob die Lage tatsächlich so ernst sei, meinte die Beamtin und gab eine klare Antwort: „Ja, Hildesheim ist ein salafistischer Brennpunkt in Niedersachsen.“ Offiziell wisse man in Niedersachsen von 69 Menschen, die in die Kriegsgebiete im Nahen Osten aufgebrochen seien. Von den Ausgereisten stammen 24 Personen aus dem Umfeld des bzw. mit Bezügen zum Deutschsprachigen Islamkreis (DIK) in Hildesheim. Sie seien zur Dschihhad-Teilnahme beziehungsweise dessen Unterstützung nach Syrien gereist oder sollen des zumindest versucht haben.
Die Kommissarin betonte, weder in Hildesheim noch in anderen deutschen Städten könne nachgewiesen werden, dass Menschen in salafistischen Moscheen radikalisiert würden. Ein Salafist sei ja nicht automatisch ein Dschihaddist – also ein Unterstützer des Kriegs gegen Andersgläubige. Aber man müsse zur Kenntnis nehmen, dass viele der Menschen, die in Richtung Syrien und Irak ausgereist wären, zuvor salafistische Moscheen besucht hätten. Uneingeschränkt gelte dennoch: „Wir müssen die Religionsfreiheit respektieren.“
Ingrid Wiltzsch bat darum, aufmerksam zu sein, ob sich das Verhalten eines Menschen spürbar ändere und seine Ansichten radikaler würden. Nur von den Äußerlichkeiten wie einer bestimmten Kleidung und dem typischen Bart auszugehen, sei allerdings nicht sinnvoll. Manchmal verberge sich hinter einem solchen Auftreten reine Provokation. Wiltzsch: „Experten sprechen mittlerweile von einem Pop-Dschihaddismus. Es ist cool, es ist trendy.“ Das Wichtigste sei, im Gespräch zu bleiben, die sozialen Bande nicht abreißen zu lassen. Die Gesellschaft dürfe die Menschen nicht aufgeben.
Die PastorInnen und DiakonInnen zeigten sich zum Teil überrascht bis geschockt von der Bestandsaufnahme. Dass Hildesheim ein solcher Brennpunkt ist, ist nicht allen bewusst gewesen. „Zu meiner Bewusstseinsschärfung hat es sehr beigetragen“, bedankte sich Andrea Burgk-Lempart, stellvertretende Superintendentin, für den Impuls. Bei Peter Noß-Kolbe, ebenfalls stellvertretender Superintendent, war jeglicher Zweifel beseitigt: „Religion ist öffentlich und nicht nur Privatsache.“ Ralf Neite
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Ingrid Wiltzsch redete im Lamberti-Gemeindesaal Klartext: „Wir haben in Hildesheim eine ernste Lage. Deshalb sollten wir besonnen und aufmerksam sein.“