Kirchenkreis Hildesheimer Land-Alfeld sieht schweren Zeiten entgegen – Antrag an die Landessynode soll als „Wachmacher“ wirken
Elze. Ausnahmsweise liegt es mal nicht am Geld. Jedenfalls nicht in erster Linie. Trotzdem droht den evangelischen Gemeinden eine völlig neue, problematische Situation: Es wird immer schwerer, neue PastorInnen zu finden, wenn eine Stelle frei wird. In den ländlichen Gegenden ist das jetzt schon so – in Lamspringe etwa hat es laut Superintendentin Katharina Henking ein Jahr gedauert, um die Pfarrstelle wieder zu besetzen. In den kommenden Jahren wird sich die Lage vermutlich noch verschärfen. Mit dieser Perspektive setzte sich der Kirchenkreistag Hildesheimer Land-Alfeld bei seiner Sitzung am Mittwochabend in Elze auseinander.
Mehrere Gründe verstärken einander gegenseitig, führte Helmut Jost vom Kirchenamt Hildesheim aus. Zudem beginnen derzeit nur wenige Menschen ein Theologiestudium, so der stellvertretende Verwaltungsleiter. Zudem ziehe es die frischgebackenen Pastorinnen und Pastoren eher in die Städte. Jost: „Je weiter man von den Zentren wegkommt, desto schwieriger wird es, Pfarrstellen zu besetzen.“ Was unter anderem daran liegt, dass auf dem Land in der Regel gleich mehrere Orte und Predigtstätten von einem Pastor oder einer Pastorin zu versorgen sind. Das mache die Stellen für viele BewerberInnen unattraktiv, so Jost. Im Kirchenkreis kommt hinzu, dass bis zum Jahr 2020 zwei Drittel der PastorInnen das Rentenalter erreichen wird – im Amtsbereich Elze sogar 75 Prozent schon in den nächsten zehn Jahren.
„Man muss aufpassen, dass man sich von der Analyse nicht paralysieren lässt“, sagte Superintendent Christian Castel. Der Kirchenkreis hat deshalb einen Antrag an die evangelische Landessynode formuliert: Die Synodalen sollen beraten, welche zusätzlichen Anreize für Stellen im ländlichen Raum geboten werden können und welche Unterstützungssysteme für die dort aktiven Geistlichen möglich sind. Allerdings meinte Castel realistisch: „Allein auf dem Weg der Freiwilligkeit wird sich das nicht lösen lassen.“ Deshalb geht der Antrag, den der Kirchenkreistag in Elze verabschiedete, einen entscheidenden Schritt weiter. Die Synode soll auch „zentrale Steuerungsmöglichkeiten des Personaleinsatzes“ prüfen. Im Klartext: Ähnlich wie das Land bei Lehrerinnen und Lehrern könnte die Kirche ihren TheologInnen bestimmten Stellen zuweisen, statt ihnen die freie Wahl zu lassen.
„Das ist natürlich sehr starker Tobak“, räumte Castel ein, und die Idee blieb in der Sitzung auch nicht unwidersprochen. Unter anderem wurde die Befürchtung laut, dass dann noch weniger Menschen Theologie studieren würden. Dennoch erhielt der Antrag eine große Mehrheit. Bis die Synode einen Entschluss fasse, seien ohnehin viele Stufen zu nehmen. Umso mehr gelte es, jetzt deutlich zu machen, welch dramatische Entwicklung sich abzeichne, betonte Katharina Henking. Kirchenkreistagsvorsitzender Christoph Bauch pflichtete bei: „Für mich ist das Ganze ein Wachmacher.“
Nach dem Pausenbüffet, das diesmal Flüchtlinge zusammengestellt hatten, die sich jeden Mittwoch zum „Begegnungskochen“ in der Peter- und Paul-Gemeinde treffen, hielten sich positive und negative Nachrichten die Waage. Katharina Henking teilte mit, dass Pastorin Hanna Wagner nach erfolgreich absolvierter dreijähriger Probezeit voraussichtlich am vierten Advent auf die Pfarrstelle in Hackenstedt (Region Holle) eingeführt wird. Auf der anderen Seite gibt es im benachbarten Innerstetal einen unerwarteten Abschied: Pastor Thorsten Buck verlässt Heinde zu Beginn des kommenden Jahres.
Abschließend informierte Christian Castel, dass es bei den Überlegungen des Kirchenkreises Peine, eine Kirchenamtsfusion mit Hildesheim anzustreben, noch keine größeren Fortschritte gebe. In den kommenden Wochen und Monaten würden sich die zuständigen Gremien aber intensiv mit dem Thema befassen, so Castel. Im März 2017 könnten dann eventuell bei Sonderkirchenkreistagen die Weichen gestellt werden. Ralf Neite
Bild:
Rund 200 Flüchtlinge leben in Elze. Einige von ihnen treffen sich jeden Mittwoch zum „Begegnungskochen“ im Peter- und Paul-Gemeindehaus. Der Name ist bewusst gewählt: Zum Kochen sind alle jederzeit willkommen – nicht nur Flüchtlinge. Foto: Neite
Elze. Ausnahmsweise liegt es mal nicht am Geld. Jedenfalls nicht in erster Linie. Trotzdem droht den evangelischen Gemeinden eine völlig neue, problematische Situation: Es wird immer schwerer, neue PastorInnen zu finden, wenn eine Stelle frei wird. In den ländlichen Gegenden ist das jetzt schon so – in Lamspringe etwa hat es laut Superintendentin Katharina Henking ein Jahr gedauert, um die Pfarrstelle wieder zu besetzen. In den kommenden Jahren wird sich die Lage vermutlich noch verschärfen. Mit dieser Perspektive setzte sich der Kirchenkreistag Hildesheimer Land-Alfeld bei seiner Sitzung am Mittwochabend in Elze auseinander.
Mehrere Gründe verstärken einander gegenseitig, führte Helmut Jost vom Kirchenamt Hildesheim aus. Zudem beginnen derzeit nur wenige Menschen ein Theologiestudium, so der stellvertretende Verwaltungsleiter. Zudem ziehe es die frischgebackenen Pastorinnen und Pastoren eher in die Städte. Jost: „Je weiter man von den Zentren wegkommt, desto schwieriger wird es, Pfarrstellen zu besetzen.“ Was unter anderem daran liegt, dass auf dem Land in der Regel gleich mehrere Orte und Predigtstätten von einem Pastor oder einer Pastorin zu versorgen sind. Das mache die Stellen für viele BewerberInnen unattraktiv, so Jost. Im Kirchenkreis kommt hinzu, dass bis zum Jahr 2020 zwei Drittel der PastorInnen das Rentenalter erreichen wird – im Amtsbereich Elze sogar 75 Prozent schon in den nächsten zehn Jahren.
„Man muss aufpassen, dass man sich von der Analyse nicht paralysieren lässt“, sagte Superintendent Christian Castel. Der Kirchenkreis hat deshalb einen Antrag an die evangelische Landessynode formuliert: Die Synodalen sollen beraten, welche zusätzlichen Anreize für Stellen im ländlichen Raum geboten werden können und welche Unterstützungssysteme für die dort aktiven Geistlichen möglich sind. Allerdings meinte Castel realistisch: „Allein auf dem Weg der Freiwilligkeit wird sich das nicht lösen lassen.“ Deshalb geht der Antrag, den der Kirchenkreistag in Elze verabschiedete, einen entscheidenden Schritt weiter. Die Synode soll auch „zentrale Steuerungsmöglichkeiten des Personaleinsatzes“ prüfen. Im Klartext: Ähnlich wie das Land bei Lehrerinnen und Lehrern könnte die Kirche ihren TheologInnen bestimmten Stellen zuweisen, statt ihnen die freie Wahl zu lassen.
„Das ist natürlich sehr starker Tobak“, räumte Castel ein, und die Idee blieb in der Sitzung auch nicht unwidersprochen. Unter anderem wurde die Befürchtung laut, dass dann noch weniger Menschen Theologie studieren würden. Dennoch erhielt der Antrag eine große Mehrheit. Bis die Synode einen Entschluss fasse, seien ohnehin viele Stufen zu nehmen. Umso mehr gelte es, jetzt deutlich zu machen, welch dramatische Entwicklung sich abzeichne, betonte Katharina Henking. Kirchenkreistagsvorsitzender Christoph Bauch pflichtete bei: „Für mich ist das Ganze ein Wachmacher.“
Nach dem Pausenbüffet, das diesmal Flüchtlinge zusammengestellt hatten, die sich jeden Mittwoch zum „Begegnungskochen“ in der Peter- und Paul-Gemeinde treffen, hielten sich positive und negative Nachrichten die Waage. Katharina Henking teilte mit, dass Pastorin Hanna Wagner nach erfolgreich absolvierter dreijähriger Probezeit voraussichtlich am vierten Advent auf die Pfarrstelle in Hackenstedt (Region Holle) eingeführt wird. Auf der anderen Seite gibt es im benachbarten Innerstetal einen unerwarteten Abschied: Pastor Thorsten Buck verlässt Heinde zu Beginn des kommenden Jahres.
Abschließend informierte Christian Castel, dass es bei den Überlegungen des Kirchenkreises Peine, eine Kirchenamtsfusion mit Hildesheim anzustreben, noch keine größeren Fortschritte gebe. In den kommenden Wochen und Monaten würden sich die zuständigen Gremien aber intensiv mit dem Thema befassen, so Castel. Im März 2017 könnten dann eventuell bei Sonderkirchenkreistagen die Weichen gestellt werden. Ralf Neite
Bild:
Rund 200 Flüchtlinge leben in Elze. Einige von ihnen treffen sich jeden Mittwoch zum „Begegnungskochen“ im Peter- und Paul-Gemeindehaus. Der Name ist bewusst gewählt: Zum Kochen sind alle jederzeit willkommen – nicht nur Flüchtlinge. Foto: Neite