Hilfe für die HelferInnen

Tue, 10 May 2016 10:12:30 +0000 von Ralf Neite

Evangelische Kirche zahlt Pflegeassistenz-SchülerInnen im DBZ Zuschuss zum Schulgeld

Hildesheim. Ole Weber wusste früh, wo es beruflich hingehen sollte. Mit 16 stand für ihn fest: „Ich will in die soziale Richtung.“ Allerdings fehlten damals die entsprechenden schulischen Leistungen – mit dem Hauptschulabschluss schien die Tür verschlossen. Trotzdem hat Ole Weber einen Zugang gefunden. Jetzt, mit 20, ist er kurz vor einem Berufsfachschulabschluss im Bereich Pflegeassistenz und dann soll es weitergehen: „Mein eigentliches Ziel ist es, Sozialpädagogik zu studieren.“

Die zweijährige Ausbildung an der Berufsfachschule ist eine zweite Chance für alle, die an der Regelschule nicht so erfolgreich waren. Als Pflegeassistentin oder Pflegeassistent finden die SchülerInnen garantiert eine Stelle. Außerdem haben sie mit bestandener Prüfung den Realschulabschluss in der Tasche, der weitere Perspektiven eröffnet – so wie bei Ole Weber, der als nächstes ein Fachabitur anpeilt.

Die meisten angehenden PflegeassistentInnen, weiß Helgard Feldbinder als Leiterin des Diakonischen Bildungszentrums (DBZ), kämpfen allerdings mit finanziellen Problemen. Viele von ihnen haben schon eine eigene Wohnung, manche haben Kinder. In der Regel gibt es keinen Anspruch auf Förderung durch die Agentur für Arbeit. Der einzige Zuschuss, auf den sie in der Regel Anspruch haben, ist das Schüler-Bafög. Und dann ist da kommt noch das Schulgeld von 65 Euro im Monat, das sie aufbringen müssen.

„Wenn die jungen Leute zu Hause wohnen und die Eltern ein ganz gutes Einkommen haben, geht es eigentlich“, sagt Helgard Feldbinder. „Aber wenn man ohnehin nur das Nötigste zum Leben hat, sind die 65 Euro einfach zu viel.“ Die Finanzprobleme führten immer wieder dazu, dass Ausbildungen abgebrochen oder gar nicht erst begonnen würden. Doch könne die Schule auf das Geld nicht verzichten, da Verwaltungskosten, Miete, Heizung und anderes davon getragen werden müssten.

Helgard Feldbinder ist Mitglied im Diakonie-Ausschuss des evangelischen Kirchenkreisverbands Hildesheim. Dort brachte Matthias Böning, der Geschäftsführer des Diakonischen Werks in Hildesheim, die Schulleiterin auf die Idee, die Kirche um Unterstützung zu bitten. Der Antrag hatte Erfolg: In den nächsten drei Jahren bekommt die Hildesheimer Zweigstelle des Diakonischen Bildungszentrums, das seinen Hauptsitz in Alfeld hat, einen jährlichen Zuschuss von 10.000 Euro. Die Summe tragen der evangelische Kirchenkreis Hildesheim-Sarstedt und der Diakonieverband je zur Hälfte. Für jede einzelne SchülerIn reduziert sich das Schulgeld ab dem kommenden Schuljahr somit auf 20 Euro.

Die Evangelische Kirche in Deutschland setze sich schon lange für mehr Bildungsgerechtigkeit ein, sagt Peter Noß-Kolbe, stellvertretender Superintendent. Dieser Anspruch müsse auch lokal umgesetzt werden. Noß-Kolbe: „Wir versuchen, denen eine Chance zu geben, die Gefahr laufen, hinten runter zu fallen.“ Um nicht neue Hürden aufzubauen und mehr Verwaltungsaufwand zu schaffen, gilt der 45-Euro-Zuschuss allen SchülerInnen gleichermaßen. Er muss nicht extra beantragt werden, sondern wird automatisch gezahlt.

Die SchülerInnen können sich künftig stärker aufs Wesentliche konzentrieren: Menschen aller Altersgruppen bei Krankheit und Behinderung zu unterstützen. Die Arbeitsplätze von PflegeassistentInnen befinden sich in Altenheimen, Krankenhäusern und Einrichtungen für Menschen mit Behinderungen – der Beruf existiert erst seit acht Jahren in dieser Form. Nähere Informationen zur Pflegeassistenz-Ausbildung gibt es im Diakonischen Bildungszentrum für Gesundheits- und Sozialberufe, Waterloostraße 24, 31135 Hildesheim, Telefon 05121-6902881. Ralf Neite

Bilder:

Endspurt vor den Abschlussprüfungen: Ole Weber (vorne rechts) büffelt mit seiner Klasse bei Lehrerin Adelheid Blumenberg.

Sie haben den Schulgeld-Zuschuss gemeinsam den Weg gebracht: Matthias Böning, Helgard Feldbinder, Diakonie-Ausschuss-Vorsitzender Peter Frost, Peter Noß-Kolbe und DBZ-Verwaltungsleiterin Elfi Hage.
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