Landessuperintendent Eckhard Gorka besuchte Thomas Harms, seit Oktober letzten Jahres neuer Lagerpfarrer im Grenzdurchgangslager Friedland
Friedland/Kr. Göttingen. Für viele Menschen ist es ein fester Begriff: das Lager Friedland. Seit seiner Gründung nach dem Zweiten Weltkrieg ist das Grenzdurchgangslager Hoffnungsort. Die Menschen, die dort ankamen und ankommen, hatten und haben Schlimmes erlebt. Wenn auch die Gründe für eine Flucht in die Bundesrepublik sich verändert haben, so ist doch die Gewissheit geblieben, in diesem südniedersächsischen Dorf endlich an einem sicheren, freien und friedlichen Ort zu sein.
Wichtig für den mit-menschlichen Umgang im Grenzdurchgangslager ist dabei seit Beginn die kirchliche Seelsorge und angewandte diakonische Hilfe. Die evangelische Innere Mission und das Evangelische Hilfswerk e.V. leisten dabei neben Gottesdiensten und Gesprächsangeboten auch vielfältige, ganz praktische Unterstützung. Seit Oktober letzten Jahres ist der aus Göttingen stammende Thomas Harms Lagerpfarrer vor Ort. Ihn besuchte nun Eckhard Gorka, Landessuperintendent des Sprengels Hildesheim-Göttingen. Gorka, als leitender Geistlicher des südlichsten Sprengels der hannoverschen Landeskirche auch zuständig für den Kirchenkreis Göttingen, verschaffte sich bei seinem Besuch auch einen Eindruck über die Arbeit der evangelischen Kirche im Lager Friedland insgesamt.
Besonders eindrücklich der Besuch im Kinderhaus und in der Vorschule. Im fröhlichen Gewusel balgen sich Kinder aus ganz verschiedenen Ländern. Mit so unterschiedlichen Muttersprachen wie Russisch und Arabisch. Tafelbilder erklären spielerisch die ersten deutschen Vokabeln. Thomas Harms berichtet in den hellen Räumlichkeiten über die Herausforderungen, die Kinder jeweils nur eine kurze Zeit zu betreuen, bevor dann der Umzug ihrer Familien an einen neuen Wohnort in Deutschland erfolgt. Das erfordere immer wieder neue Flexibilität und großes Einfühlungsvermögen von seinen Mitarbeitenden. Gleichzeitig mache es ihn stolz, dass in Friedland wirklich ein Angebot für Kinder aller Altersgruppen durch die Diakonie vorhanden sei, so der Lagerpfarrer. Das sei sehr wichtig auch für die Mütter der Kinder. Zum einen wüssten sie hier ihren Nachwuchs wirklich in Geborgenheit. Oftmals zum ersten Mal ohne die Gefahr von Übergriffen auf Leib und Leben der Kinder und ohne Bedrohung von Kriegsgewalt. Daneben bräuchten die Frauen selbst Zeit zum Erwerb der deutschen Sprache und für ein Ankommen auch psychisch. Erst das mache das Einleben in Deutschland möglich.
Dass es gelingt, mit dem Können und dem Wissen der nach Deutschland Geflüchteten professionelle Hilfe zur Selbsthilfe anzubieten, erlebte Landessuperintendent Gorka dann durch das von einer Irakerin entwickelte Sprachlabor in den Räumlichkeiten der Diakonie. In diesem kleinen Lernzentrum werden computergestützte Kurse für Deutsch als Fremdsprache angeboten. Frau Ingenieurin Karim stellte Gorka die von ihr weiterentwickelten und neukonzipierten Lernmethoden vor. Sie berichtete dabei auch über die notwendigen Differenzierungen zwischen denen, die ohne Lese- und Schreibfähigkeiten seien und denen, die eine Schulbildung mitbrächten. Jene müssten mit dem lateinischen Alphabet und in der neuen deutschen Sprache Schriftlichkeit erst überhaupt erwerben. Demgegenüber brächten die Menschen mit Bildungsabschlüssen, vor allem die mit akademischer Ausbildung, alle Fähigkeiten zu schnellem Selbstlernen und raschen Lernfortschritten mit.
Während des anschließenden Besuchs im Frauenzentrum, einem gemeinsamen Projekt von katholischer Caritas und evangelischer Diakonie, unterstrich Pastor Harms die Wichtigkeit, Themen des Alltags, Grundkenntnisse der deutschen Sprache und eine erste Orientierung in der neuen Gesellschaft an die Geflüchteten zu vermitteln. Besondere Bedeutung besitze dabei die Asylverfahrensberatung durch die Diakonie. Erst durch sie seien die Menschen und ihre Familienangehörigen in der Lage, sich über die Rahmenbedingungen und die einzelnen Schritte ihres Asylvorgangs zu informieren. Diese Unterstützung ermögliche den Asylbewerbern, das Vorgehen der Behörden und die bürokratischen Entscheidungswege zu verstehen. Oftmals stünden Scham über die im Herkunftsland und auf der Flucht erlittene Gewalt und Angst vor einer möglichen Verfolgung von Angehörigen in der Heimat als großes Hemmnis vor den Menschen. Es sei verständlich, dass sie nur ungern über ihre Erfahrungen berichteten, zumal wenn es um Vergewaltigungen oder um erlittene Folterungen gehe. Gleichwohl seien diese Angaben im Asylverfahren notwendig, so Harms.
Im Resümee in den Büroräumen der Diakonie, die, wie die evangelische Kirche auch, in einer alten Baracke liegen, zeigten sich die beiden Geistlichen sehr zufrieden darüber, dass das evangelische Lagerpfarramt nunmehr mit einer vollen Stelle ausgestattet ist. Für Thomas Harms, der Theologe und Pädagoge ist, bringt die Arbeit berufliche Erfüllung mit sich. Die Freude, Kennen und Können vielgestaltig einsetzten, ist dem 51-Jährigen anzumerken. Neben der seelsorgerlichen Arbeit ist er als Geschäftsführer der Inneren Mission/Evangelisches Hilfswerk für die 18 Mitarbeitenden in den unterschiedlichen Projekten verantwortlich. Zudem vertritt Harms die Themenkomplexe Flucht, Vertreibung, Aussiedlung, Migration und Asyl gegenüber der Landeskirche und dem Diakonischen Werk. Vor seiner Tätigkeit in Friedland war der Harms Gefängnis- und Diakoniepastor, er kennt aber auch die Arbeit als Gemeindepfarrer in der Stadt und auf dem Land.
„Im Namen des Sprengels und der ganzen hannoverschen Landeskirche möchte ich Ihnen und allen Ihren Mitarbeitenden herzlich Danke sagen für Ihre wichtige und vorbildliche Arbeit hier im Lager Friedland“, so Landessuperintendent Eckhard Gorka in seinen Abschiedsworten an den Amtsbruder.
Friedland/Kr. Göttingen. Für viele Menschen ist es ein fester Begriff: das Lager Friedland. Seit seiner Gründung nach dem Zweiten Weltkrieg ist das Grenzdurchgangslager Hoffnungsort. Die Menschen, die dort ankamen und ankommen, hatten und haben Schlimmes erlebt. Wenn auch die Gründe für eine Flucht in die Bundesrepublik sich verändert haben, so ist doch die Gewissheit geblieben, in diesem südniedersächsischen Dorf endlich an einem sicheren, freien und friedlichen Ort zu sein.
Wichtig für den mit-menschlichen Umgang im Grenzdurchgangslager ist dabei seit Beginn die kirchliche Seelsorge und angewandte diakonische Hilfe. Die evangelische Innere Mission und das Evangelische Hilfswerk e.V. leisten dabei neben Gottesdiensten und Gesprächsangeboten auch vielfältige, ganz praktische Unterstützung. Seit Oktober letzten Jahres ist der aus Göttingen stammende Thomas Harms Lagerpfarrer vor Ort. Ihn besuchte nun Eckhard Gorka, Landessuperintendent des Sprengels Hildesheim-Göttingen. Gorka, als leitender Geistlicher des südlichsten Sprengels der hannoverschen Landeskirche auch zuständig für den Kirchenkreis Göttingen, verschaffte sich bei seinem Besuch auch einen Eindruck über die Arbeit der evangelischen Kirche im Lager Friedland insgesamt.
Besonders eindrücklich der Besuch im Kinderhaus und in der Vorschule. Im fröhlichen Gewusel balgen sich Kinder aus ganz verschiedenen Ländern. Mit so unterschiedlichen Muttersprachen wie Russisch und Arabisch. Tafelbilder erklären spielerisch die ersten deutschen Vokabeln. Thomas Harms berichtet in den hellen Räumlichkeiten über die Herausforderungen, die Kinder jeweils nur eine kurze Zeit zu betreuen, bevor dann der Umzug ihrer Familien an einen neuen Wohnort in Deutschland erfolgt. Das erfordere immer wieder neue Flexibilität und großes Einfühlungsvermögen von seinen Mitarbeitenden. Gleichzeitig mache es ihn stolz, dass in Friedland wirklich ein Angebot für Kinder aller Altersgruppen durch die Diakonie vorhanden sei, so der Lagerpfarrer. Das sei sehr wichtig auch für die Mütter der Kinder. Zum einen wüssten sie hier ihren Nachwuchs wirklich in Geborgenheit. Oftmals zum ersten Mal ohne die Gefahr von Übergriffen auf Leib und Leben der Kinder und ohne Bedrohung von Kriegsgewalt. Daneben bräuchten die Frauen selbst Zeit zum Erwerb der deutschen Sprache und für ein Ankommen auch psychisch. Erst das mache das Einleben in Deutschland möglich.
Dass es gelingt, mit dem Können und dem Wissen der nach Deutschland Geflüchteten professionelle Hilfe zur Selbsthilfe anzubieten, erlebte Landessuperintendent Gorka dann durch das von einer Irakerin entwickelte Sprachlabor in den Räumlichkeiten der Diakonie. In diesem kleinen Lernzentrum werden computergestützte Kurse für Deutsch als Fremdsprache angeboten. Frau Ingenieurin Karim stellte Gorka die von ihr weiterentwickelten und neukonzipierten Lernmethoden vor. Sie berichtete dabei auch über die notwendigen Differenzierungen zwischen denen, die ohne Lese- und Schreibfähigkeiten seien und denen, die eine Schulbildung mitbrächten. Jene müssten mit dem lateinischen Alphabet und in der neuen deutschen Sprache Schriftlichkeit erst überhaupt erwerben. Demgegenüber brächten die Menschen mit Bildungsabschlüssen, vor allem die mit akademischer Ausbildung, alle Fähigkeiten zu schnellem Selbstlernen und raschen Lernfortschritten mit.
Während des anschließenden Besuchs im Frauenzentrum, einem gemeinsamen Projekt von katholischer Caritas und evangelischer Diakonie, unterstrich Pastor Harms die Wichtigkeit, Themen des Alltags, Grundkenntnisse der deutschen Sprache und eine erste Orientierung in der neuen Gesellschaft an die Geflüchteten zu vermitteln. Besondere Bedeutung besitze dabei die Asylverfahrensberatung durch die Diakonie. Erst durch sie seien die Menschen und ihre Familienangehörigen in der Lage, sich über die Rahmenbedingungen und die einzelnen Schritte ihres Asylvorgangs zu informieren. Diese Unterstützung ermögliche den Asylbewerbern, das Vorgehen der Behörden und die bürokratischen Entscheidungswege zu verstehen. Oftmals stünden Scham über die im Herkunftsland und auf der Flucht erlittene Gewalt und Angst vor einer möglichen Verfolgung von Angehörigen in der Heimat als großes Hemmnis vor den Menschen. Es sei verständlich, dass sie nur ungern über ihre Erfahrungen berichteten, zumal wenn es um Vergewaltigungen oder um erlittene Folterungen gehe. Gleichwohl seien diese Angaben im Asylverfahren notwendig, so Harms.
Im Resümee in den Büroräumen der Diakonie, die, wie die evangelische Kirche auch, in einer alten Baracke liegen, zeigten sich die beiden Geistlichen sehr zufrieden darüber, dass das evangelische Lagerpfarramt nunmehr mit einer vollen Stelle ausgestattet ist. Für Thomas Harms, der Theologe und Pädagoge ist, bringt die Arbeit berufliche Erfüllung mit sich. Die Freude, Kennen und Können vielgestaltig einsetzten, ist dem 51-Jährigen anzumerken. Neben der seelsorgerlichen Arbeit ist er als Geschäftsführer der Inneren Mission/Evangelisches Hilfswerk für die 18 Mitarbeitenden in den unterschiedlichen Projekten verantwortlich. Zudem vertritt Harms die Themenkomplexe Flucht, Vertreibung, Aussiedlung, Migration und Asyl gegenüber der Landeskirche und dem Diakonischen Werk. Vor seiner Tätigkeit in Friedland war der Harms Gefängnis- und Diakoniepastor, er kennt aber auch die Arbeit als Gemeindepfarrer in der Stadt und auf dem Land.
„Im Namen des Sprengels und der ganzen hannoverschen Landeskirche möchte ich Ihnen und allen Ihren Mitarbeitenden herzlich Danke sagen für Ihre wichtige und vorbildliche Arbeit hier im Lager Friedland“, so Landessuperintendent Eckhard Gorka in seinen Abschiedsworten an den Amtsbruder.