62 Tische verbinden Welterbekirchen Michaelis und Mariendom / Landesbischof Ralf Meister spricht von „ermutigendem Geist“
Hildesheim. Ein bisschen Straßenfest, ein bisschen Abendmahl, ganz viel Ökumene und überall fröhliche Gesichter: Die Lange Tafel zum Paulusfest verwandelte die gesamte Burgstraße in einen sommerlichen Treffpunkt. 31 evangelische und katholische Gemeinden, Einrichtungen und Gruppen haben sich beteiligt und 62 Tische für ihre Gäste aufgebaut. Wasser, Wein und Brot standen bereit, die verschiedenen Tischpaten hatten außerdem Fingerfood und Knabbereien mitgebracht.
„Es war ja vorher schon ein bisschen aufregend“, gestand Superintendent Mirko Peisert, „aber jetzt stimmt alles.“ Viele waren gekommen, das Wetter war ideal, die Getränke ausreichend und die Gäste mischten sich an den Tischen, so wie es gedacht war. Denn Begegnung und Gespräche waren das Ziel der Veranstaltung. „Eine tolle Idee“, strahlte Landessuperintendent Eckhard Gorka. Ihm gefalle besonders die mediterrane, lockere Stimmung mit Musik und Leben auf der Straße, erklärte Bischof Heiner Wilmer.
Superintendent Peisert und Stadtdechant Wolfgang Voges hatten die Gäste nach einem musikalischen Auftakt durch den Posaunenchor St. Michaelis begrüßt und betonten die Bedeutung von gemeinsamen Mahlzeiten schon in der Bibel sowie das gute ökumenische Miteinander in Hildesheim. Dafür gab es spontanen Applaus. Dann kamen Landesbischof Ralf Meister und Bischof Heiner Wilmer dazu. Obwohl alle vier Männer weiße Hemden trugen, bildeten sie eine „Bunte Reihe“: jeweils evangelisch und katholisch im Wechsel. Statt üblicher Grußworte gab es Fragen und Antworten, wobei sich herausstellte, dass beide Bischöfe besonders gern an Küchentischen sitzen und das beide an Pfannkuchen in der Kindheit erinnert.
Nach der Zukunft der Ökumene gefragt, betonte Bischof Wilmer die Ausrichtung auf denselben Gott. Der Versöhnungsgottesdienst in der Michaeliskirche 2017 sei nur ein Zwischenschritt gewesen, meinte Landesbischof Meister. In diesem Sinne habe es ihm beim Evangelischen Kirchentag in Dortmund an Ökumene gefehlt: „Da leben Bischof Wilmer und ich in einem anderen, in einem ermutigenden Geist, dass mehr möglich ist.“ Der nächste Evangelische Kirchentag in Hannover werde daher sehr viel ökumenischer ausfallen, versprach der Landesbischof.
Viel Ökumene auch am gemeinsamen Tisch der evangelischen Gemeinde Zwölf-Apostel Sarstedt-Land mit der St.-Matthäus-Gemeinde Algermissen. Die Gemeinden haben ihren ökumenischen Gesprächskreis neu belebt, da war der Besuch in Hildesheim naheliegend: „Und jetzt sehen wir, dass es genau richtig war“, sagte Hans-Joachim Reisig aus St. Matthäus. „Wir machen einfach“, meint er zur Ökumene. „Es ist inspirierend, dass so viele Menschen aus dem gleichen Antrieb hier zusammenkommen“, fand Bettina Oelkers aus der evangelischen Gemeinde. Doris Henze bedauerte jedoch, dass für ökumenische Familien wie ihre noch keine gemeinsame Eucharistiefeier möglich sei.
Die verschiedenen Paten-Gemeinden und Gruppen hatten ihre Tische unterschiedlich dekoriert mit Blumen, Bibelsprüchen auf bunten Karten oder Aufstellern. Auch die Stadt Hildesheim beteiligte sich mit zwei „Kulturhauptstadt“-Tischen. Er sei zusammen mit seiner Frau als Oberbürgermeister ebenso wie als Privatperson dabei, sagte Ingo Meyer.
Eine ausgesägte Krone schmückte den Tisch der evangelischen Markusgemeinde. Solche Kronen seien im ganzen Gemeindegebiet zu finden, erläuterte Kirchenvorstandsvorsitzender Martin Ermer: „Zum Zeichen, dass jeder Mensch von Gott gekrönt ist.“ Die Lange Tafel, so Ermer, sei ein „schönes Signal für die Ökumene.“ Wiebke Barth