Wenn Musik leuchtet

Tue, 15 Mar 2016 12:14:09 +0000 von Ralf Neite

Rockig und bunt: Die 23. Schwarzlichttheater-Tage der Diakonie Himmelsthür

Sorsum. Der Festsaal der Diakonie Himmelsthür in Sorsum ist voll. Vorhin wurden Stühle reingetragen, Menschen sind zusammengerückt. Jetzt, kurz vor dem Höhepunkt des Abends, steht eine Frau hinter dem Vorhang und lugt kurz in Richtung Publikum. Sie sieht aus wie eine Verbrecherin, komplett in Schwarz gekleidet, das Gesicht mit einer Sturmhaube verdeckt. Die Frau ist Gudrun Schulze, die am heutigen Abend nicht nur ihr 25-jähriges Dienstjubiläum als Lehrerin feiert, sondern auch das Schwarzlicht-Theater der Luise-Scheppler-Schule ins Leben gerufen hat. Vor 22 Jahren.

Jetzt huscht Schulze zurück hinter den Vorhang, das Deckenlicht geht aus, das Schwarzlicht an. Nichts ist zu sehen. Dann betritt ein Frisbee-großes Peace-Zeichen die Bühne. Es baumelt an einer Figur mit roten Haaren und grüner Hose. Musik setzt ein. Mehr Personen betreten die Bühne, alle Leuchten in Neonfarben, gelb, grün, weiß. Eine Stimme aus dem Off erzählt die Geschichte: Die Welt im Jahr 2066. Auf „planet ibay“ regiert die „Global Soft Corporation“. Deren Chefin, die „Killer Queen“, will die Welt gleichschalten: Alle sollen die gleichen Klamotten tragen, die gleichen Gedanken denken, die gleiche langweilige Computermusik hören. Echte akustische Instrumente gehören der Vergangenheit an. Aber nicht alle machen bei dieser lebensfeindlichen Welt mit. Die Helden Galileo und Scaramouche opponieren gegen die „Global Soft Corporation“ und wollen sich aus den Fängen der autoritären Organisation befreien.

Das Stück ist eine Adaption des Musicals „We will rock you“ und entsprechend oft sind Songs der britischen Gruppe Queen zu hören. Manchmal etwas zu laut, aber das ist Rockmusik ja gerne mal. Die visuelle Komponente hingegen funktioniert einwandfrei. Die Figuren leuchten in schrillen Tönen, ihre Gesichter sind nur zu erahnen. Die fremde Welt auf „planet ibay“ wird fühlbar. Eine Welt, in der niemand leben möchte. Klasse dargestellt von den sechs SchauspielerInnen der Luise-Scheppler-Schule.

„Schwarzlicht-Theater ist genial, wenn man sich nicht traut, im Mittelpunkt zu stehen“, erklärt Gudrun Schulze, die das Stück gemeinsam mit den Jugendlichen inszeniert hat. Niemand müsse sprechen, niemand tritt mit seinem oder ihrem echten Gesicht in Erscheinung. Zu sehen sind nur die reflektierenden Kostüme. Und doch fordert das Stück die Disziplin der Jugendlichen, jeder muss aufeinander Acht geben. Der Kampf auf „planet ibay“ beginnt, Pop-Stars werden musikalisch wiederbelebt, um sich an die gute alte Zeit zu erinnern: John Lennon, Janis Joplin, Kurt Cobain. Am Ende siegt die Musik.

Ein gelungener Abend, dessen Höhepunkt das 23. Schwarzlicht-Theater-Stück gewesen ist. Aber auch die vorhergegangenen Darbietungen überzeugten. Das Cajon-Ensemble der Luise-Scheppler-Schule rhythmisierte den Abend gleich zu Beginn, die Theater-AG der Grundschule Sorsum bewies in ihrem Stück, dass anders sein richtig cool ist, und „Luise singt“, der Chor der Luise-Scheppler-Schule zeigte, wie viel Spaß Singen macht. Christoph Möller

Bilder

Hippies in Neonfarben: Die Jugendlichen des Schwarzlicht-Theater-Stücks „We will rock you“.

Das Publikum sitzt im Dunkeln, die Spielenden werden mit Schwarzlicht beleuchtet.

Die Oppositionellen Galileo und Scaramouche werden von der „Global Soft Corporation“ gefangen genommen.

Kurt Cobain schaut auch kurz vorbei. Der Sänger der Grunge-Band Nirvana wird in Sorsum wieder lebendig.

Ein Spiel mit Reflektionen. Die Menschen bewegen sich im Takt der Gleichheit.
Bestätigen

Bist du sicher?