Rückenwind für die Flüchtlingshilfe

Fri, 26 Feb 2016 11:51:31 +0000 von Ralf Neite

Dennoch sorgenvolle Töne beim evangelischen Kirchenkreistag in Alfeld / Positives Zwischenfazit der Doppelspitze

Alfeld. Es ist eine ganze Weile her, dass der evangelische Kirchenkreistag sich in Alfeld versammelt hat. Beim letzten Mal wählten die Delegierten aus allen Gemeinden Katharina Henking zur Alfelder Superintendentin. Das war vor mehr als vier Jahren, seither bildet sie ein Leitungsduo mit Christian Castel in Elze – nach wie vor eine einmalige Lösung in der Landeskirche. Beide zogen im Lutherhaus ein zufriedenes Zwischenfazit. „Die Doppelspitze ist alltagstauglich“, begann Katharina Henking, „und belastbar“, setzte Christian Castel fort. Ihre Bilanz bildete einen Schwerpunkt in der Sitzung, wurde aber noch von einem anderen Thema überlagert: der Flüchtlingsproblematik.

Als „Herkulesaufgabe für alle Beteiligten, die uns fordert und teilweise auch überfordert“, bezeichnete der Vorsitzende Christoph Bauch die Aufnahme der Flüchtlinge. Matthias Böning, Geschäftsführer des Diakonischen Werks im evangelischen Kirchenkreisverband Hildesheim, bestätigte diesen Eindruck. Seit Oktober hätten sich die Flüchtlingszahlen verdoppelt. In der Region Bad Salzdetfurth betreue eine Flüchtlingshelferin des Diakonischen Werks 600 Menschen, in anderen Gemeinden sei es ähnlich, so Böning. Er habe erst am Nachmittag Gespräche im Landkreis geführt und klargestellt: „Wir können so nicht weitermachen.“ Haupt- und Ehrenamtliche seien an ihre Belastungsgrenzen gelangt. Doris Heil aus Lamspringe, seit Jahren in der Flüchtlingsarbeit aktiv, unterstrich: „Es geht nicht, dass die Integrationshelfer 60 bis 80 Stunden in der Woche arbeiten.“

Es gab aber auch gute Nachrichten. Die evangelische Landskirche hat zusätzliche Fördergelder bereitgestellt, um Kirchengemeinden und evangelische Einrichtungen in der Flüchtlingshilfe zu unterstützen. Insgesamt fast 160.000 Euro fließen für zunächst zwei Jahre in die beiden Kirchenkreise Hildesheimer Land-Alfeld und Hildesheim-Sarstedt. Aus diesem Topf können unter anderem Sach- und Fahrkosten sowie Personalkosten für Lehrkräfte oder DolmetscherInnen übernommen werden. Diese Mittel sollten nicht die Kommunen entlasten, sondern seien zusätzlich und ausdrücklich für unbürokratische Hilfen gedacht, betonte Matthias Böning.

Die Flüchtlingsthematik setzte auch Katharina Henking an den Anfang ihres 2015er Jahresberichts. „Es ist beeindruckend, wie realistisch und zupackend kirchenferne und mit der Kirche hoch verbundene Menschen aller Generationen – über Partei- und Konfessionsgrenzen hinweg – hier zu einer gemeinsamen Haltung finden“, so die Superintendentin.

Auch sonst sei 2015 ein ereignis- und pflichtenreiches Jahr gewesen, sagte Katharina Henking. Sie berichtete von vielen positiven Erfahrungen bei Visitationen in den Gemeinden in Sibbesse, Möllensen, Petze und Almstedt sowie in der Großregion Bad Salzdetfurth mit ihren vier Kirchengemeinden. Als Beispiele für erfolgreiche Entwicklungen im Kirchenkreis nannte sie das neue Trägerschaftsmodell der evangelischen Kindertagesstätten und das Taufengel-Projekt. Die Taufengel-Broschüre sei nun schon in ihrer dritten Auflage erschienen, „sie wird uns förmlich aus den Händen gerissen.“ Insgesamt habe sie beobachtet, dass die ehemaligen Kirchenkreise Hildesheimer Land und Alfeld immer besser zusammen wachsen, so Katharina Henking: „Die alten Grenzen zählen immer weniger.“

Christian Castel wies erleichtert darauf hin, dass der Etat des Kirchenkreises in den nächsten sechs Jahren stabil bleiben wird und keine Stellenkürzungen nötig sein werden. Trotzdem bereite ihm die Personalsituation sorgen. Bei PastorInnen wie DiakonInnen sei es immer schwerer, freie Stelle neu zu besetzen. Über mehrere Wochen seien vier wichtige Stellen gleichzeitig vakant gewesen. Castel: „Der Wettbewerb um geeignete Bewerber und Bewerberinnen, davon haben wir jetzt einen Vorgeschmack bekommen, wird in Zukunft jedenfalls noch sehr hart werden.“

Wie seine Alfelder Kollegin hat auch der Elzer Superintendent bei Visitationen in Nordstemmen und in der Dreikirchengemeinde mit Adensen ein lebendiges Gemeindeleben vorgefunden. In Nordstemmen habe ihn besonders der Einsatz der vielen Ehrenamtlichen begeistert: „Hier ist der Wechsel von der Versorgungs- zur Beteiligungskirche an vielen Stellen gelebte Realität.“ Ralf Neite

Bilder:

Matthias Böning, Geschäftsführer des Diakonischen Werks: „Ein Schlüssel von 1:600 ist absolut unmöglich.“

Einstimmig verabschiedeten die Delegierten im Alfelder Lutherhaus die Kirchenkreis-Grundstandards für Verkündigung und Seelsorge.

Katharina Henking und Christian Castel zogen zufrieden Bilanz: „Die Doppelspitze ist alltagstauglich und belastbar.“

Gastgeberin Katharina Henking begrüßte die Delegierten im Lutherhaus.
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