Frauenmahl ist mehr als Essen und Trinken - Frauen aus dem Kirchenkreis verbinden leibliches und geistliches Wohl / Auftakt einer Veranstaltungsreihe zum Jubiläumsjahr der Reformation

Tue, 06 Sep 2016 10:17:57 +0000 von Ralf Neite

Sarstedt. Gut 80 Frauen haben sich bei gutem Essen, Wasser und Wein im Kirchraum in St. Paulus Sarstedt-Giebelstieg getroffen und ließen sich bestätigen: „Ohne Frauen ist kein Staat zu machen“. Statt des üblichen Kaffeenachmittags hatte Karin Müller, Sarstedts Kreisbeauftragte für Frauenarbeit im evangelischen Kirchenkreis Hildesheim-Sarstedt, in diesem Jahr etwas Neues versucht. Im Geiste ähnlicher Veranstaltungen, die in der Region bereits in Hannover und Hildesheim stattfanden, hatte Müller ein „Frauenmahl“ organisiert.

Das Projekt entstand im Jahr 2010 in Marburg und zieht seitdem seine Kreise in den evangelischen Gemeinden Deutschlands. Es basiert auf der Idee der Vermischung von leiblichem und geistlichem Wohl. Schon Reformator Martin Luther hatte in seinem Haus in Wittenberg eine rege Gastlichkeit gepflegt, seine Frau Katharina von Bora bewirtete große Gesellschaften, die ihr Mann mit allerlei theologisch Nachdenkenswertem zu mehr als nur Essen und Trinken erhob.

Zusammen mit ihrem Team servierte Karin Müller ein Drei-Gänge-Menü am Tisch und am Buffet, zwischen den Gängen sorgten Beiträge verschiedener Gastrednerinnen für Erkenntnisgewinn. Das Publikum kam aus Hannover und Laatzen, den Sarstedter Gemeinden, Gödringen, Barnten, Diekholzen und der katholischen Gemeinde Heilig Geist in Sarstedt. Dem Anlass entsprechend hatte frau sich chic gemacht, schließlich ging es nicht um irgendein Essen, sondern ein Festmahl. Die dezente musikalische Hintergrundunterhaltung gestaltete Anja Hinske-Schwedthelm am Klavier.

Nach der Vorspeise referierte Pastorin Dr. Simone Liedtke, Referentin für Kunst und Kultur im Haus kirchlicher Dienste in Hannover, zum Thema: „Warum feiern wir 500 Jahre Reformation?“ Sie dachte laut über „Mensch und Mythos“ Martin Luther nach. Für manche der Besucherinnen mag es neu gewesen sein, Luther nicht als Revolutionär, sondern als „strengen Katholiken“ zu betrachten; doch, so Liedtke: „Luther wollte die Kirche zurück zu den Anfängen führen. Reformation bedeutet Wiederherstellung und Erneuerung, nicht Umsturz.“

Auf die Verbreitung der reformatorischen Lehren im Sarstedter Umland durch Händler und Wanderprediger ging Liedtke genauso ein wie auf die Demokratisierung des Glaubens durch Luthers Übersetzung der Bibel ins Deutsche, die Legenden, die sich um den Reformator ranken, und seinen Einfluss auf die Rechtfertigungslehre.

Vor dem Dessert verband Sarstedts Bürgermeisterin Heike Brennecke dann die Entwicklung der Selbstbestimmungsmöglichkeiten von Frauen in der deutschen Gesellschaft und dem deutschen Staat mit der Rolle Katharina von Boras als Gegenüber auf Augenhöhe und Managerin des „Unternehmens Luther“. Das Frauenmahl ist Auftakt einer Reihe von Veranstaltungen in Sarstedt anlässlich des bevorstehenden Reformations-Jubiläumsjahres. Christina Steffani-Böringer

Bilder: Organisatorin Karin Müller (links) erhielt von Cornelia Renders, Referentin im Haus kirchlicher Dienste in Göttingen für das Frauenwerk, Blumen als Dank für ihr Engagement.

Pastorin Dr. Simone Liedtke referierte locker und nachvollziehbar über Luther und die Reformation.

An festlich gedeckten Tischen ließen es sich die Gäste gut gehen.
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