Vielfältig und gegensätzlich

Mon, 02 Oct 2017 19:54:40 +0000 von Ralf Neite

Bei seiner Visitation entdeckt Superintendent Mirko Peisert die Besonderheiten der Kirchengemeinde St. Michaelis

Hildesheim. Am Michaelistag, den die Kirchengemeinde St. Michaelis mit einem Evensong feierte, hatte die Gemeinde in diesem Jahr einen besonderen Gast. Superintendent Mirko Peisert nahm im Rahmen seiner Visitation an diesem besonderen Abendgebet teil. Der Evensong stammt aus der anglikanischen Kirche Englands und wird von festlichen Chorgesängen geprägt.

Eine Woche lang hat Peisert sich den Alltag in der Kirchengemeinde St. Michaelis angeschaut, hat Gottesdienste besucht und mit Ehrenamtlichen und Mitarbeitern gesprochen. Visitation heißt ein solcher Besuch in der evangelischen Kirche. Alle sechs Jahre findet er in jeder Gemeinde eines Kirchenkreises statt. Für Peisert, der dem Kirchenkreis Hildesheim-Sarstedt vorsteht, bedeutet das etwa vier Gemeindebesuche im Jahr. Obwohl diese Aufgabe viel Zeit in Anspruch nimmt, schätzt er sie sehr: „Es ist ein wichtiger Teil meiner Arbeit. Außerdem finde ich es sehr schön, Gemeinden auf diese Art kennen zu lernen."

Visitationen haben in der evangelischen Kirche eine lange Tradition. Zur Zeit der Reformation dienten sie der Kontrolle, ob die neue Lehre auch in den Gemeinden umgesetzt wird. Heute geht es vielmehr darum, „Stärken und Schwächen einer Gemeinde auszumachen und zu überlegen, wie sich die Gemeinde weiterentwickeln kann." Ein schriftlicher Bericht der Gemeinde dient dem Superintendenten als Vorbereitung für die Visitation. Dann hat er eine Woche Zeit, um sich vor Ort ein Bild zu machen.

„Vor allem führe ich viele Gespräche" erklärt Peisert. Doch manchmal gehören auch ungewöhnliche Termine zu einer Visitation. So ließ sich Superintendent Peisert von Pastor Dirk Woltmann bei einer Fahrradtour durch den Gemeindebezirk führen. Sein Eindruck: „Die Gemeinde ist sehr vielfältig und gegensätzlich, schließlich reicht der Bezirk vom Bahnhofsviertel bis zur Straße Große Venedig." Beeindruckt habe ihn besonders das Engagement vieler Gemeindemitglieder. „Die Menschen identifizieren sich sehr mit dieser einmaligen Kirche und sind auch bereit, sich dafür einzubringen."

Eine weitere Stärke der Gemeinde zeige sich auch in den vielfältigen Gottesdienstformen, die in der Gemeinde gefeiert werden, wie zum Beispiel dem Evensong. „Die Kirchenmusik der Gemeinde ist auch großartig. Da bin ich wirklich begeistert." Trotzdem sieht er auch Verbesserungsmöglichkeiten für die Gemeinde. "Ein großer Teil der Ehrenamtlichen ist bereits in einem höheren Alter. Es muss jetzt daran gearbeitet werden, jüngere Menschen für das Ehrenamt zu gewinnen."

Außerdem würde Peisert sich wünschen, dass die Zusammenarbeit mit den benachbarten Gemeinden St. Andreas und St. Lamberti weiter gestärkt würde und sich die Gemeinden eindeutiger profilieren würden. Julia Dittrich

Bildunterschrift: Mit der Visitation möchten Superintendent Mirko Peisert (links) und Pastor Dirk Woltmann (rechts) gemeinsam an der Gemeindeentwicklung arbeiten.
Quelle: Dittrich
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