Auf dem Weg, zu Fuß, ohne fossile Brennstoffe -

Tue, 25 Sep 2018 12:15:12 +0000 von Helge Meyn-Hellberg

Klimapilgerinnen berichteten in Bevern über den Hambacher Forst

Den Rucksack packen, sich auf den Weg machen. Pilgern ist beliebt. Warum nicht zu einem der aktuell wichtigsten Themen für uns Menschen? Ein gut besuchter „Kirche und Kino“ Gottesdienst in der St. Johannis Kirche Bevern über die schleppende Umsetzung des Klimaschutzes und die zunehmende Gefährdung der Schöpfung durch uns Menschen führte im Anschluss zu einem lebhaften Austausch mit zwei anwesenden Klimapilgerinnen.

Erika Thorenmeier-Rieger war dabei, als am letzten Tag vor der zurzeit ausgesetzten Räumung des Hambacher Waldes die Klimapilgerinnen und Klimapilger noch einen aufrüttelnden Schöpfungsgottesdienst mit den Menschen in dem umstrittenen Wald im Rheinland feierten. Es war der vierte Tag des 3. ökumenischen Pilgerweges für Klimagerechtigkeit, an dem die Lage im Wald am Rande des Hambacher Braunkohletagebaus vor kurzem noch absolut friedlich war, so die Klimapilgerin aus Schieder.

„Am nächsten Tag kam die Polizei und begann mit der angeordneten Räumung.“ Ellen Döpper ist auch Klimapilgerin und entsetzt über Meldungen in den Medien, die ihrer Wahrnehmung nach nicht zuträfen: „Wir sind traurig und empört, dass damit begonnen wurde, den Wald zu räumen. Wir meinen, unser Anliegen, den Klimawandel aufzuhalten, kann nur erreicht werden, wenn die Kohleverbrennung gestoppt wird, insbesondere die umweltschädlichste Verbrennung von Braunkohle.“

Aus der Sicht der Klimapilgerer sei es sehr schwer zu verstehen, dass ein uralter und ökologisch wertvoller Wald der Braunkohle weichen müsse. Letztendlich ginge es bei dem aktuellen Konflikt um den Kohleabbau aber darum, dass auf Kosten der Umwelt viel Geld verdient werden könne, so die Klimapilgerinnen: „Es ist bekannt, dass die ökologischen Klimafolgekosten viel höher sein werden als der kurzfristige Profit und von uns allen in der Zukunft getragen werden müssen.“

Bereits zum dritten Mal ruft ein breites Bündnis von Kirchen und Hilfswerken zu einem Pilgerweg der Klimagerechtigkeit und des Friedens auf, wie Dominik Dörrie im Gottesdienst berichtete: „Die Evangelische Kirche im Rheinland hat sich klar positioniert und ein Ende des Tagebaus verlangt. Sie steht an der Seite der Menschen, die ihre Häuser und Orte verlassen müssten, weil unter ihren Grundstücken Braunkohle weggeschürft werden soll.“ Der Kirchenvorsteher aus Bevern hatte ursprünglich den Schöpfungs- und Pilgergottesdienst angeregt, um für mehr Klimagerechtigkeit einzutreten: „Die aktuelle Situation beim Klimawandel zeigt, dass wir alle mehr tun müssen. Oft vergessen wir, dass wir durch unsere energieintensive Lebensweise hier vor Ort zum Leid der Menschen beitragen, die noch viel stärker durch den Klimawandel in anderen Teilen der Welt betroffen sind. Vor allem für die Ärmsten der Armen brauchen wir mehr Klimagerechtigkeit!“

Die Gottesdienstbesucher in Bevern zeigten sich betroffen von den Berichten aus erster Hand und der fortschreitenden Zerstörung von Natur und Lebensraum überall in Welt. In der Diskussion am Ende des Gottesdienstes war man sich einig, sich solidarisch mit den Mensch zu zeigen, die friedlich versuchen, die Zerstörung des „Hambi“, des Hambacher Waldes zu verhindern. Eine Unterschriftenliste zum Erhalt der fünf akut abrissgefährdeten Kirchen am Rande des Tagebaues war schnell gefüllt. Auch die Forderungen der Klimapilger fanden Zustimmung, selbst mehr aktiv zu werden und den politisch Verantwortlichen mitzuteilen, dass man eine Fortsetzung der klimafeindlichen und umweltzerstörenden Politik nicht wolle.

Der Gottesdienst in Bevern, gestaltet und vorbereitet von Pastorin Wargel und Christine Dörrie, im Rahmen von „Kirche und Kino“ war die erste Veranstaltung zu dem 3. Ökumenischen Pilgermarsch in Niedersachsen. Die Pilgergruppe befindet sich momentan auf dem Weg nach Paderborn und wird zu einem Klimaschutzaktionstag am 26. September erwartet. In den nächsten Tagen geht es über Steinheim, Bad Pyrmont und Hameln weiter Richtung Osten. Es besteht die Möglichkeit, sich den Pilgern spontan anzuschließen. Informationen dazu auf www.klimapilgern.de
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