In der Tagesförderstätte Betheln entsteht ein Riesengemälde für das Emil-Isermeyer-Haus in Osterwald
Betheln/Osterwald. Grinsende Wolken schweben über einer Blütenpracht, so bunt, dass ein Osterei vor Neid erblassen würde. Über einer wogenden Wiese tummeln sich Hase, Eule, Schnecke, Spinne – und irgendwie haben sich auch zwei Tintenfische und ein Seestern dazwischen gemogelt. Ein qietschvergnügtes Kaleidoskop auf einer 15 Meter langen und drei Meter hohen Lkw-Plane. Das Werk vieler Kinder, Jugendlicher und Erwachsener mit und ohne Behinderungen nimmt in diesen Tagen Gestalt an.
Die Tagesförderstätte Leinebergland der Diakonie Himmelsthür in Betheln hat eine Scheune der Familie Kemmerer für einige Wochen in ein Kunstatelier verwandelt. Unter der Anleitung des Hildesheimer Künstlers Burkhard Aickele sind Beschäftigte der Tagesförderstätte, FünftklässlerInnen des Kooperativen Gesamtschule Salzhemmendorf, Kinder aus der Regenbogen-Kita Betheln und SchülerInnen des Diakonischen Bildungszentrums in Alfeld seit Mitte April fleißig. Zusätzliche Hilfe kam vom Bethelner Verein für Dorfpflege. Bei so vielen kreativen Händen, hofft Burkhard Aickele, wird das riesige Gemälde Mitte Juni fertig sein.
Die beeindruckenden Dimensionen haben ihren Grund. Das Bild ist für das Emil-Isermeyer-Haus der Diakonie Himmelsthür in Osterwald gedacht. Wegen der Hanglage hat das Gebäude eine lange Stützmauer, die eher langweilig anzuschauen ist. Am 9. September feiert das Emil-Isermeyer-Haus seinen 50. Geburtstag, und dann soll die belebte Blumenwiese vor die Mauer gehängt werden: Bunte Blütenträume statt grauer Beton, gemalt mit wetterbeständigem Lack.
Die ursprüngliche Idee, einfach die Mauer zu bemalen, hatte nicht verwirklicht werden können. Wegen des engen Schachts davor hätten viele der BewohnerInnen wegen ihrer Handicaps nicht mitmalen können. RollstuhlfahrerInnen hätten beispielsweise nicht die leiseste Chance gehabt, sich zu beteiligen. „Wir wollten es so machen, dass jeder mitgenommen werden kann“, erklärt Katrin Angelstein, Bereichsleitung Tages- und Freizeitgestaltung in der Diakonie Himmelsthür.
Und so entstand die Idee, die Malaktion in die Tagesförderstätte in Betheln zu verlagern. Hier sind seit einem Jahr 25 Menschen mit Behinderungen aus den Häusern in Osterwald, Salzhemmendorf und Marienhagen beschäftigt. Der nächste Schritt war, sich für das Projekt unterschiedlichste Helferinnen und Helfer zu suchen. „Für uns ist diese Kontaktmöglichkeit besonders schön“, erklärt Katja Winsmann, stellvertretende Fachbereichsleitung des Wohnverbundes Saale-Leinetal, „denn beim gemeinsamen Arbeiten rückt die Behinderung in den Hintergrund.“
Das Konzept geht auf. Der Kontakt zu Menschen mit geistigen Behinderungen sei zwar neu für die Kinder, berichtet Kathrin Schwinge, Kunstlehrerin an der KGS Salzhemmendorf. „Aber die haben da keine Berührungsängste.“ Das Wichtigste ist in ihren Augen: „Man lernt voneinander.“ Dass Burkhard Aickele die Farben mit jedem Kind gemeinsam anmischt, passe zudem perfekt ins fünfte Schuljahr. Die Farblehre bildet gerade einen Schwerpunkt im Kunstunterricht.
Hier in Betheln erleben die SchülerInnen hautnah, wie die Theorie zur Praxis wird. „Das ist auch mal etwas anderes, auf einer großen Leinwand zu malen. Im Unterricht malen wir ja immer nur auf einem kleinen Blatt“, sagt die elfjährige Laura, die gerade mit ihrer Zwillingsschwester Lisa die Flügel einer Eule pinselt.
Zwischen all den großen und kleinen KünstlerInnen ist Burkhard Aickele sichtlich in seinem Element: „Mich reizt es, Jüngeren etwas Freies, Buntes, Lebendiges mitzugeben“, so der 64-Jährige. „Und es macht einfach Spaß, nicht nur zuhause für mich herumzuprötteln.“ Die Idee mit den Tintenfischen über der Blumenwiese stammt allerdings nicht von ihm, obwohl man Aickele solche Verrücktheiten jederzeit zutrauen würde. Maximilian Stasiak und Loretta Lausch, seine beiden PraktikantInnen, haben den Ulk ausgeheckt. Fest steht: Dieses Gemälde wird ein echtes Unikat. Ralf Neite
Bilder:
In einer Bethelner Scheune entsteht seit Mitte April ein 18 mal drei Meter großes Gemälde der besonderen Art. Ganzkörperanzüge schützen die KünstlerInnen vor Lackklecksern. Fotos: Neite
Welche Farbkombination braucht der Himmel über der Wiese: Burkhard Aickele berät mit Schülern der KGS Salzhemmendorf.
Benjamin Busche hilft Manuel Körtge, eine knallrote Blume zu malen.
Betheln/Osterwald. Grinsende Wolken schweben über einer Blütenpracht, so bunt, dass ein Osterei vor Neid erblassen würde. Über einer wogenden Wiese tummeln sich Hase, Eule, Schnecke, Spinne – und irgendwie haben sich auch zwei Tintenfische und ein Seestern dazwischen gemogelt. Ein qietschvergnügtes Kaleidoskop auf einer 15 Meter langen und drei Meter hohen Lkw-Plane. Das Werk vieler Kinder, Jugendlicher und Erwachsener mit und ohne Behinderungen nimmt in diesen Tagen Gestalt an.
Die Tagesförderstätte Leinebergland der Diakonie Himmelsthür in Betheln hat eine Scheune der Familie Kemmerer für einige Wochen in ein Kunstatelier verwandelt. Unter der Anleitung des Hildesheimer Künstlers Burkhard Aickele sind Beschäftigte der Tagesförderstätte, FünftklässlerInnen des Kooperativen Gesamtschule Salzhemmendorf, Kinder aus der Regenbogen-Kita Betheln und SchülerInnen des Diakonischen Bildungszentrums in Alfeld seit Mitte April fleißig. Zusätzliche Hilfe kam vom Bethelner Verein für Dorfpflege. Bei so vielen kreativen Händen, hofft Burkhard Aickele, wird das riesige Gemälde Mitte Juni fertig sein.
Die beeindruckenden Dimensionen haben ihren Grund. Das Bild ist für das Emil-Isermeyer-Haus der Diakonie Himmelsthür in Osterwald gedacht. Wegen der Hanglage hat das Gebäude eine lange Stützmauer, die eher langweilig anzuschauen ist. Am 9. September feiert das Emil-Isermeyer-Haus seinen 50. Geburtstag, und dann soll die belebte Blumenwiese vor die Mauer gehängt werden: Bunte Blütenträume statt grauer Beton, gemalt mit wetterbeständigem Lack.
Die ursprüngliche Idee, einfach die Mauer zu bemalen, hatte nicht verwirklicht werden können. Wegen des engen Schachts davor hätten viele der BewohnerInnen wegen ihrer Handicaps nicht mitmalen können. RollstuhlfahrerInnen hätten beispielsweise nicht die leiseste Chance gehabt, sich zu beteiligen. „Wir wollten es so machen, dass jeder mitgenommen werden kann“, erklärt Katrin Angelstein, Bereichsleitung Tages- und Freizeitgestaltung in der Diakonie Himmelsthür.
Und so entstand die Idee, die Malaktion in die Tagesförderstätte in Betheln zu verlagern. Hier sind seit einem Jahr 25 Menschen mit Behinderungen aus den Häusern in Osterwald, Salzhemmendorf und Marienhagen beschäftigt. Der nächste Schritt war, sich für das Projekt unterschiedlichste Helferinnen und Helfer zu suchen. „Für uns ist diese Kontaktmöglichkeit besonders schön“, erklärt Katja Winsmann, stellvertretende Fachbereichsleitung des Wohnverbundes Saale-Leinetal, „denn beim gemeinsamen Arbeiten rückt die Behinderung in den Hintergrund.“
Das Konzept geht auf. Der Kontakt zu Menschen mit geistigen Behinderungen sei zwar neu für die Kinder, berichtet Kathrin Schwinge, Kunstlehrerin an der KGS Salzhemmendorf. „Aber die haben da keine Berührungsängste.“ Das Wichtigste ist in ihren Augen: „Man lernt voneinander.“ Dass Burkhard Aickele die Farben mit jedem Kind gemeinsam anmischt, passe zudem perfekt ins fünfte Schuljahr. Die Farblehre bildet gerade einen Schwerpunkt im Kunstunterricht.
Hier in Betheln erleben die SchülerInnen hautnah, wie die Theorie zur Praxis wird. „Das ist auch mal etwas anderes, auf einer großen Leinwand zu malen. Im Unterricht malen wir ja immer nur auf einem kleinen Blatt“, sagt die elfjährige Laura, die gerade mit ihrer Zwillingsschwester Lisa die Flügel einer Eule pinselt.
Zwischen all den großen und kleinen KünstlerInnen ist Burkhard Aickele sichtlich in seinem Element: „Mich reizt es, Jüngeren etwas Freies, Buntes, Lebendiges mitzugeben“, so der 64-Jährige. „Und es macht einfach Spaß, nicht nur zuhause für mich herumzuprötteln.“ Die Idee mit den Tintenfischen über der Blumenwiese stammt allerdings nicht von ihm, obwohl man Aickele solche Verrücktheiten jederzeit zutrauen würde. Maximilian Stasiak und Loretta Lausch, seine beiden PraktikantInnen, haben den Ulk ausgeheckt. Fest steht: Dieses Gemälde wird ein echtes Unikat. Ralf Neite
Bilder:
In einer Bethelner Scheune entsteht seit Mitte April ein 18 mal drei Meter großes Gemälde der besonderen Art. Ganzkörperanzüge schützen die KünstlerInnen vor Lackklecksern. Fotos: Neite
Welche Farbkombination braucht der Himmel über der Wiese: Burkhard Aickele berät mit Schülern der KGS Salzhemmendorf.
Benjamin Busche hilft Manuel Körtge, eine knallrote Blume zu malen.
Quelle: Neite