Literaturhaus St. Jakobi feiert seinen fünften Geburtstag mit 140 Gästen und Lesungen an ungewöhnlichen Orten
Hildesheim. Eigentlich sind es nur fünf Jahre, doch die Glückwünsche klangen nach einem großen Jubiläum. Schriftstellerin Annette Pehnt würdigte am Dienstagabend das Literaturhaus St. Jakobi als einen „Ort, an dem Spielräume geschaffen werden“ und als „Haus für große Namen, aber auch stille Klänge“, Landesbischof Ralf Meister betonte die Kraft der Worte, die hier „Sinn, Zusammenhang, Wahrheit“ stifteten. Und Oberbürgermeister Ingo Meyer sah Hildesheim als „eines der bedeutendsten Literaturzentren im deutschsprachigen Raum“ mit St. Jakobi als einem „Kulturort, der wie geschaffen für unsere Stadt ist“.
Am 30. April 2014, am Tag des heiligen Jakobus und exakt 500 Jahre nach der Einweihung der Pilgerkirche St. Jakobi, ist das Literaturhaus aus der Taufe gehoben worden – als gemeinsame Initiative des evangelischen Kirchenkreises Hildesheim-Sarstedt und der Landeskirche, großzügig gefördert von der Hanns-Lilje-Stiftung. Zunächst eine von vier Kulturkirchen der Landeskirche; ein Modellprojekt, zeitlich befristet auf vier Jahre, die aber verlängert wurden bis Ende 2021.
Doch Intendant Dirk Brall und sein Team mit Projektmanagerin Sarah Sophia Patzak und David Schnitter als technischem Leiter haben etwas aufgebaut, das weit über Hildesheim hinaus ausstrahlt, weil es in mehrerer Hinsicht etwas Besonderes ist. „Die Kraft der Worte und Erzählungen prägen seit Jahrhunderten diesen Ort. Und wer genau hinhört, kann sie nachhallen hören“, sagte Dirk Brall vor 140 Gästen. Sein Ansatz ist es, diese Spiritualität mit zeitgenössischer Literatur zu verbinden, in Lesungen prominenter Schriftstellerinnen ebenso wie bei Veranstaltungen, die Studierende der Hildesheimer Universität gestalten. Landesbischof Ralf Meister drückte es so aus: „Vieles an diesem Ort ist religiös getränkt. Und vieles, Gott sei es gedankt, ist auch ganz unreligiös.“ Diese Mischung zieht nicht nur das klassische Literaturpublikum, sondern auch viele junge Menschen an.
Was Jakobi noch hervorhebt, ist die Lust an ungewöhnlichen Formaten und Inszenierungen. Kaum eine Veranstaltung ist ein Lesung im herkömmlichen Sinne. Auch der Geburtstagsabend machte da keine Ausnahme. Während Vogelzwitschern und Glockengeläut aus den Lautsprechern drangen – das aktuelle Spielzeitthema heißt „Land“ –, suchten sich die Gäste mit amüsiert-irritierten Blicken einen Platz: Nur ein Teil des Kirchenraumes war bestuhlt, dafür gab es allerlei Sofas, Kissen, provisorische Sitzgelegenheiten.
Nach Begrüßung und Grußworten wurden die Stühle ohnehin nicht mehr benötigt, die Gäste durften kurze Strecken pilgern. Studierende des Literaturinstituts an der Hildesheimer Uni geleiteten sie zu Lesungen außerhalb des Kirchenraums: in der Schalterhalle der Volksbank, im Van der Valk-Hotel, in einem Leerstand an der Fußgängerzone, in der Jakobi-Sakristei und unter dem Vordach des Kaufhof-Eingangs.
Dort hatten Nachwuchsautor Pascal Bovée und Moderatorin Julia Rügger akustisch freilich keinen leichten Stand. Während das Publikum auf Bierbänken saß und versuchte, Bovées Waldgeschichte zu folgen, mischten sich allerlei Geräusche der abendlichen Fußgängerzone ins Klangbild. Dazu kam ein frisches Lüftchen. „Wenn es zu kalt wird, sagen Sie bescheid, dann höre ich auf“, sagte Bovée. Doch ans Aufhören verschwendete niemand einen Gedanken; alle blieben bis zum Schluss der Lesung.
Deutlich leichter hatten es die Studierenden und ihre Zuhörenden in den anderen, abgeschirmten Räumen – wobei man sich in der Volksbankhalle ausgestellt fühlte wie in einem Aquarium, wie ein Gast später schmunzelnd zu Protokoll gab. Solcher Mut zum Risiko sei eines der Charakteristika des Literaturhauses, sagte Schriftstellerin Annette Pehnt. Für die Zukunft gab sie dem Jakobi-Team drei gute Wünsche mit auf den Weg: „Haltbarkeit, Anschaulichkeit und eine nicht endende Lust am Denken und Spielen.“ Ralf Neite
Hildesheim. Eigentlich sind es nur fünf Jahre, doch die Glückwünsche klangen nach einem großen Jubiläum. Schriftstellerin Annette Pehnt würdigte am Dienstagabend das Literaturhaus St. Jakobi als einen „Ort, an dem Spielräume geschaffen werden“ und als „Haus für große Namen, aber auch stille Klänge“, Landesbischof Ralf Meister betonte die Kraft der Worte, die hier „Sinn, Zusammenhang, Wahrheit“ stifteten. Und Oberbürgermeister Ingo Meyer sah Hildesheim als „eines der bedeutendsten Literaturzentren im deutschsprachigen Raum“ mit St. Jakobi als einem „Kulturort, der wie geschaffen für unsere Stadt ist“.
Am 30. April 2014, am Tag des heiligen Jakobus und exakt 500 Jahre nach der Einweihung der Pilgerkirche St. Jakobi, ist das Literaturhaus aus der Taufe gehoben worden – als gemeinsame Initiative des evangelischen Kirchenkreises Hildesheim-Sarstedt und der Landeskirche, großzügig gefördert von der Hanns-Lilje-Stiftung. Zunächst eine von vier Kulturkirchen der Landeskirche; ein Modellprojekt, zeitlich befristet auf vier Jahre, die aber verlängert wurden bis Ende 2021.
Doch Intendant Dirk Brall und sein Team mit Projektmanagerin Sarah Sophia Patzak und David Schnitter als technischem Leiter haben etwas aufgebaut, das weit über Hildesheim hinaus ausstrahlt, weil es in mehrerer Hinsicht etwas Besonderes ist. „Die Kraft der Worte und Erzählungen prägen seit Jahrhunderten diesen Ort. Und wer genau hinhört, kann sie nachhallen hören“, sagte Dirk Brall vor 140 Gästen. Sein Ansatz ist es, diese Spiritualität mit zeitgenössischer Literatur zu verbinden, in Lesungen prominenter Schriftstellerinnen ebenso wie bei Veranstaltungen, die Studierende der Hildesheimer Universität gestalten. Landesbischof Ralf Meister drückte es so aus: „Vieles an diesem Ort ist religiös getränkt. Und vieles, Gott sei es gedankt, ist auch ganz unreligiös.“ Diese Mischung zieht nicht nur das klassische Literaturpublikum, sondern auch viele junge Menschen an.
Was Jakobi noch hervorhebt, ist die Lust an ungewöhnlichen Formaten und Inszenierungen. Kaum eine Veranstaltung ist ein Lesung im herkömmlichen Sinne. Auch der Geburtstagsabend machte da keine Ausnahme. Während Vogelzwitschern und Glockengeläut aus den Lautsprechern drangen – das aktuelle Spielzeitthema heißt „Land“ –, suchten sich die Gäste mit amüsiert-irritierten Blicken einen Platz: Nur ein Teil des Kirchenraumes war bestuhlt, dafür gab es allerlei Sofas, Kissen, provisorische Sitzgelegenheiten.
Nach Begrüßung und Grußworten wurden die Stühle ohnehin nicht mehr benötigt, die Gäste durften kurze Strecken pilgern. Studierende des Literaturinstituts an der Hildesheimer Uni geleiteten sie zu Lesungen außerhalb des Kirchenraums: in der Schalterhalle der Volksbank, im Van der Valk-Hotel, in einem Leerstand an der Fußgängerzone, in der Jakobi-Sakristei und unter dem Vordach des Kaufhof-Eingangs.
Dort hatten Nachwuchsautor Pascal Bovée und Moderatorin Julia Rügger akustisch freilich keinen leichten Stand. Während das Publikum auf Bierbänken saß und versuchte, Bovées Waldgeschichte zu folgen, mischten sich allerlei Geräusche der abendlichen Fußgängerzone ins Klangbild. Dazu kam ein frisches Lüftchen. „Wenn es zu kalt wird, sagen Sie bescheid, dann höre ich auf“, sagte Bovée. Doch ans Aufhören verschwendete niemand einen Gedanken; alle blieben bis zum Schluss der Lesung.
Deutlich leichter hatten es die Studierenden und ihre Zuhörenden in den anderen, abgeschirmten Räumen – wobei man sich in der Volksbankhalle ausgestellt fühlte wie in einem Aquarium, wie ein Gast später schmunzelnd zu Protokoll gab. Solcher Mut zum Risiko sei eines der Charakteristika des Literaturhauses, sagte Schriftstellerin Annette Pehnt. Für die Zukunft gab sie dem Jakobi-Team drei gute Wünsche mit auf den Weg: „Haltbarkeit, Anschaulichkeit und eine nicht endende Lust am Denken und Spielen.“ Ralf Neite