„Es ist nicht einfach, aber vieles machbar“

Tue, 22 Sep 2020 08:40:57 +0000 von Ralf Neite

Elena Vogel ist Migrationsberaterin beim Diakonischen Werk Hildesheim Beratung im Michaelis Weltcafé / Eigene Erfahrung mit Zuwanderung

Hildesheim. Die Migrationsberatung des Diakonischen Werkes in Hildesheim soll künftig im Michaelis Weltcafé stattfinden. Der Gedanke dahinter: Dort gibt es bereits offene Angebote für Zuwanderer und Zuwanderinnen, der Ort ist also vielen bekannt und der Besuch der Beratung dadurch so niedrigschwellig wie möglich.

Für die Beratung von erwachsenen Migrant*innen gibt es beim Diakonischen Werk Hildesheim eine volle Stelle. Die Hälfte davon ist in Bockenem angesiedelt, und wird von Katja Pape-Kürstein wahrgenommen. Die andere halbe Stelle hat Anfang September Elena Vogel übernommen. Sie bietet an drei Tagen der Woche Termine in Hildesheim an; dienstags und donnerstags ist sie in Elze anzutreffen. 

Die Schwierigkeiten von Zugewanderten sind Elena Vogel zumindest teilweise aus eigener Erfahrung vertraut. Sie stammt aus Russland, hatte dort ein Lehramtsstudium für russische Sprache und Literatur abgeschlossen, ehe sie 2004 mit ihrem damaligen Ehemann nach Deutschland kam. Hier konnte sie mit ihrem Abschluss wenig anfangen, Elena Vogel fing also ein erneutes Studium der Erziehungswissenschaften an. Anderen Zugewanderten zu helfen war dabei von Beginn an ihr Ziel.

„Der Anfang war schwierig und manchmal total anstrengend“, erinnert sie sich. Organisation und Aufbau des Studiums unterschieden sich sehr von ihren Erfahrungen in Russland. Doch sie hat es geschafft, Studium und Arbeit auch als alleinerziehende Mutter von zwei Söhnen zu bewältigen. Deshalb mache sie auch anderen in der Beratung immer Mut: „Ich weiß, es ist nicht einfach. Aber vieles ist machbar.“ 

Erfahrung in der Migrationsberatung hat sie bereits bei einem anderen Arbeitgeber gesammelt. Ihre Russischkenntnisse kommen ihr dabei häufig zugute. Die Probleme der Zugewanderten seien vielfältig, erzählt Elena Vogel. Da gehe es um die Voraussetzungen für die Einbürgerung, die Suche nach Sprachkursen und beruflicher Perspektive, die Anerkennung von Abschlüssen. Eltern sei das deutsche Bildungssystem oft zunächst fremd und unverständlich. Frauen wollten wissen, welche Rechte sie hätten, welche Perspektiven es nach einer Trennung vom Ehemann für sie und ihre Kinder gebe. 

„Meine Aufgabe ist Hilfe zur Selbsthilfe“, erklärt Elena Vogel. Sie unterstütze bei Formularen und Anträgen, verweise an die zuständigen Stellen und Behörden, erläutere Abläufe, vermittele an Kooperationspartner. Sprachbarrieren ließen sich meist überwinden. Da komme es auch vor, dass eine Klientin direkt von der Bank aus anrufe, um sich im Dreiecksgespräch helfen zu lassen.

Ein großer Anteil der Hilfesuchenden in der Beratungsstelle sind EU-Bürger. Sie kämen auf der Suche nach einem besseren Leben, fänden aber ohne Ausbildung, zum Teil sogar ohne Schulabschluss in Deutschland keine Arbeit und hätten auch kaum Anspruch auf Sozialleistungen, erläutert Elena Vogel. Das wenige sei aber vielen dennoch lieber als eine Rückkehr ins Herkunftsland.

Für eine Beratung bei Elena Vogel sollten sich Migrant*innen anmelden und einen Termin vereinbaren: in Hildesheim unter Tel. 05121 / 1675-0, in Elze unter 05068 / 5568.   Wiebke Barth
Quelle: Wiebke Barth
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