Letzte Sitzung des Kirchenkreistags Hildesheimer Land-Alfeld / Neue Springerstelle / Gorka wirbt für Vertrauen
Alfeld. Zum Ende der sechsjährigen Legislaturperiode überwog die Zufriedenheit. Im Alfelder Lutherhaus tagte zum letzten Mal der Kirchenkreistag, das Parlament des Kirchenkreises Hildesheimer Land-Alfeld. Im kommenden Jahr wird es in neuer Zusammensetzung weiterarbeiten. Christoph Bauch, der Vorsitzende aus Adensen, stellte dem Gremium gute Noten aus, ebenso die beiden SuperintendentInnen Katharina Henking und Christian Castel: „Wir haben an einem Strang gezogen.“
Nicht zuletzt beim Thema Finanzen sei gute Arbeit geleistet worden, befand Bauch: „In der Finanz- und Stellenplanung hat unser Kirchenkreis immer an den richtigen Stellschrauben gedreht.“ Für zwei letzte wichtige Personalentscheidungen gab Thomas Müller, der Finanzausschuss-Vorsitzende aus Salzhemmendorf, die Richtung vor: „Wir möchten entlasten.“ Die Abgeordneten entschieden einstimmig, die befristete Springerstelle von Pastor Armin Schneider aus Elze bis zu seinem Ruhestand im Jahr 2022 zu verlängern. Außerdem wurde die eine zweite Springerstelle für den Kirchenkreis beschlossen - „ein Libero“, so Katharina Henking, der überall da aushelfen könne, wo durch längere Krankheiten, Elternzeiten oder Vakanzen durch Pastorenstellen Unterstützung nötig ist.
Die zweite FeuerwehrpastorIn sieht Thomas Müller auch als in Investition in die Zukunft. „Wir sind nicht der Bereich, der in der Landeskirche der begehrteste ist“, sagte Müller. Oft dauere es lange, bis eine freigewordene Pastorenstelle neu besetzt werden könne. Und bald stehe dem Kirchenkreis ein großer Wandel bevor: Zwischen 2022 und 2030 werden 22 Pastorinnen und Pastoren in den Ruhestand treten.
Das könnte zu Schwarzmalerei verleiten, doch Landessuperintendent Eckhard Gorka, der im Rahmen seiner zweiwöchigen Visitation des Kirchenkreises der Sitzung beiwohnte, riet gerade zum Gegenteil: Vertrauen. Und zwar Vertrauen „im Sinne von Unerschrockenheit und freudiger Zuversicht“, mit einem „fast trotzigen Unterton“.
Gorka benannte durchaus die aktuellen Probleme der Kirche wie Mitglieder-Rückgang oder Bedeutungsverlust. Die Zahl der „Indifferenten“, also der Gleichgültigen, nehme zu – allerdings auch die Zahl der „Hochverbundenen“, also die Gruppe derer, die einen sehr engen Draht zur Kirche haben. „Aber die Zahl der Hochverbundenen ist deutlich kleiner als die der Indifferenten“, fügte Gorka hinzu.
Doch nimmt der Regionalbischof auch wahr, dass die Kirche nach wie vor eine hohe Wertschätzung erfahre. Das sei beispielsweise deutlich geworden, als der Kirchenkreis in der vorigen Woche die Bürgermeister der Region zum Austausch eingeladen habe. 13 BürgermeisterInnen seien nach Alfeld gekommen, „schon die Resonanz ist bemerkenswert“, so Gorka. Und weiter: „Bei dem offenen Gespräch wurde die Verlässlichkeit unserer Kirche und namentlich der Verwaltung mehrfach gelobt.“
Wichtig sei den Gemeindeoberhäuptern außerdem die Nähe der Kirche zu den Menschen. Gorka: „Wir werden gebraucht mit unserem kleinen Glauben – als Agentur oder Pfandanstalt für Hoffnung und Zuversicht. Pessimistische Leute, Untergangspropheten, ewige Nörgler und Selbstmitleidige gibt es schon genug.“
Der Landessuperintendent berichtete noch von einem anderen Treffen seiner Visitation, mit den Leitungen der evangelischen Kitas. Dabei habe er erfahren: „Auch Ausgetretene, kirchlich Ungeübte und Angehörige anderer Religionen vertrauen ihre Kinder sehr gern evangelischen Kitas an.“ Es sei gut möglich, sagte Gorka, dass sich viel mehr Menschen zur Kirche zugehörig fühlen, als es Mitglieder gebe.
Der Gesellschaft insgesamt diagnostizierte Eckhard Gorka, indem er den Soziologen Andreas Reckwitz zitierte, einen zunehmenden Trend zur „Singularität“: „Der Einzelne versucht, einzigartig zu erscheinen und will auch auf diese Weise wahrgenommen werden.“ Das Normale sei nicht mehr attraktiv, ständig müsse Besonderes geboten werden. Auch in der Kirche. Das aber verlange einen hohen Preis: „Man fordert von sich selbst Selbstoptimierung und von den anderen ebenfalls Höchstleistung.“ Die sozialen Netzwerke beschleunigten diese Entwicklung in hohem Maße, so Gorka.
Um so wichtiger sei es, schloss der Landessuperintendent, auf Gott zu vertrauen. Mit Paulus sei er überzeugt: „Das Beste kommt noch.“ Ralf Neite
Alfeld. Zum Ende der sechsjährigen Legislaturperiode überwog die Zufriedenheit. Im Alfelder Lutherhaus tagte zum letzten Mal der Kirchenkreistag, das Parlament des Kirchenkreises Hildesheimer Land-Alfeld. Im kommenden Jahr wird es in neuer Zusammensetzung weiterarbeiten. Christoph Bauch, der Vorsitzende aus Adensen, stellte dem Gremium gute Noten aus, ebenso die beiden SuperintendentInnen Katharina Henking und Christian Castel: „Wir haben an einem Strang gezogen.“
Nicht zuletzt beim Thema Finanzen sei gute Arbeit geleistet worden, befand Bauch: „In der Finanz- und Stellenplanung hat unser Kirchenkreis immer an den richtigen Stellschrauben gedreht.“ Für zwei letzte wichtige Personalentscheidungen gab Thomas Müller, der Finanzausschuss-Vorsitzende aus Salzhemmendorf, die Richtung vor: „Wir möchten entlasten.“ Die Abgeordneten entschieden einstimmig, die befristete Springerstelle von Pastor Armin Schneider aus Elze bis zu seinem Ruhestand im Jahr 2022 zu verlängern. Außerdem wurde die eine zweite Springerstelle für den Kirchenkreis beschlossen - „ein Libero“, so Katharina Henking, der überall da aushelfen könne, wo durch längere Krankheiten, Elternzeiten oder Vakanzen durch Pastorenstellen Unterstützung nötig ist.
Die zweite FeuerwehrpastorIn sieht Thomas Müller auch als in Investition in die Zukunft. „Wir sind nicht der Bereich, der in der Landeskirche der begehrteste ist“, sagte Müller. Oft dauere es lange, bis eine freigewordene Pastorenstelle neu besetzt werden könne. Und bald stehe dem Kirchenkreis ein großer Wandel bevor: Zwischen 2022 und 2030 werden 22 Pastorinnen und Pastoren in den Ruhestand treten.
Das könnte zu Schwarzmalerei verleiten, doch Landessuperintendent Eckhard Gorka, der im Rahmen seiner zweiwöchigen Visitation des Kirchenkreises der Sitzung beiwohnte, riet gerade zum Gegenteil: Vertrauen. Und zwar Vertrauen „im Sinne von Unerschrockenheit und freudiger Zuversicht“, mit einem „fast trotzigen Unterton“.
Gorka benannte durchaus die aktuellen Probleme der Kirche wie Mitglieder-Rückgang oder Bedeutungsverlust. Die Zahl der „Indifferenten“, also der Gleichgültigen, nehme zu – allerdings auch die Zahl der „Hochverbundenen“, also die Gruppe derer, die einen sehr engen Draht zur Kirche haben. „Aber die Zahl der Hochverbundenen ist deutlich kleiner als die der Indifferenten“, fügte Gorka hinzu.
Doch nimmt der Regionalbischof auch wahr, dass die Kirche nach wie vor eine hohe Wertschätzung erfahre. Das sei beispielsweise deutlich geworden, als der Kirchenkreis in der vorigen Woche die Bürgermeister der Region zum Austausch eingeladen habe. 13 BürgermeisterInnen seien nach Alfeld gekommen, „schon die Resonanz ist bemerkenswert“, so Gorka. Und weiter: „Bei dem offenen Gespräch wurde die Verlässlichkeit unserer Kirche und namentlich der Verwaltung mehrfach gelobt.“
Wichtig sei den Gemeindeoberhäuptern außerdem die Nähe der Kirche zu den Menschen. Gorka: „Wir werden gebraucht mit unserem kleinen Glauben – als Agentur oder Pfandanstalt für Hoffnung und Zuversicht. Pessimistische Leute, Untergangspropheten, ewige Nörgler und Selbstmitleidige gibt es schon genug.“
Der Landessuperintendent berichtete noch von einem anderen Treffen seiner Visitation, mit den Leitungen der evangelischen Kitas. Dabei habe er erfahren: „Auch Ausgetretene, kirchlich Ungeübte und Angehörige anderer Religionen vertrauen ihre Kinder sehr gern evangelischen Kitas an.“ Es sei gut möglich, sagte Gorka, dass sich viel mehr Menschen zur Kirche zugehörig fühlen, als es Mitglieder gebe.
Der Gesellschaft insgesamt diagnostizierte Eckhard Gorka, indem er den Soziologen Andreas Reckwitz zitierte, einen zunehmenden Trend zur „Singularität“: „Der Einzelne versucht, einzigartig zu erscheinen und will auch auf diese Weise wahrgenommen werden.“ Das Normale sei nicht mehr attraktiv, ständig müsse Besonderes geboten werden. Auch in der Kirche. Das aber verlange einen hohen Preis: „Man fordert von sich selbst Selbstoptimierung und von den anderen ebenfalls Höchstleistung.“ Die sozialen Netzwerke beschleunigten diese Entwicklung in hohem Maße, so Gorka.
Um so wichtiger sei es, schloss der Landessuperintendent, auf Gott zu vertrauen. Mit Paulus sei er überzeugt: „Das Beste kommt noch.“ Ralf Neite