„Kein Kind darf verloren gehen“

Thu, 24 Sep 2015 16:23:59 +0000 von Ralf Neite

Das Patenprogramm an der Oskar-Schindler-Gesamtschule probt generationsübergreifendes Lernen

Hildesheim. Mittwoch, 14 Uhr. Heike Neumann steht im Eingangsbereich der Oskar-Schindler-Gesamtschule (OSG) und koordiniert die Anfragen von mehreren Schülerinnen und Schülern, die um sie herumstehen. Welcher Raum ist frei? Welcher Bus fährt noch? Und wo ist eigentlich Finn? „In diesem Moment bin ich schon ein bisschen der Leuchtturm“, scherzt Heike Neumann, die als Schulseelsorgerin und Religions-Lehrerin an der OSG arbeitet.

Seit 2011 ist Neumann aber auch Projektkoordinatorin für das Patenprogramm „Kein Kind darf verloren gehen“. Das wöchentliche Nachmittagsangebot richtet sich an Schülerinnen und Schüler ab Klasse 5, die eine zusätzliche Unterstützung wünschen. Dabei geht es nicht nur um Nachhilfe, sondern auch um andere Probleme oder persönliche Fragen. Jeden Mittwoch, eine Stunde lang. Auch heute. Heike Neumann navigiert eine kleine Gruppe in einen Klassenraum, um über das Projekt zu sprechen.

Sechs Patinnen und Paten kümmern sich ehrenamtlich um elf Kinder, die in die 6. Klasse gehen. Neun weitere Ehrenamtliche betreuen die neuen Schülerinnen und Schüler der 5. Klasse. Zusätzlich gibt es ein Tandem in der 9. Klasse sowie ein Angebot für vier Flüchtlingskinder, die von zwei Ehrenamtlichen betreut werden. „Ich habe das Patenprogramm ins Leben gerufen, weil ich dem Bedarf alleine nicht mehr gerecht werden konnte“, sagt Heike Neumann, die von den Kindern gerne „Reli-Neumann“ genannt wird.

Die Patinnen und Paten sind allesamt Pensionäre, die Lust haben, sich zu engagieren. Juliane Dambach zum Beispiel ist von Anfang an dabei. Die ehemalige Buchhalterin wollte sich ehrenamtlich engagieren und ist so beim Patenprojekt gelandet. Vom Büro in die Pädagogik. Jetzt ist sie vor allen Dingen als Rechen-Expertin gefragt. Auch wenn ihre Patenkinder Angelina und Jennyfer heute lieber Englisch lernen wollen, für den Vokabeltest, den sie morgen schreiben. Die Erwachsenen werden zusätzlich unterstützt von drei SchülerInnen-Paten aus höheren Klassen, die sich um ihre jüngeren Mitschüler kümmern.

Bislang ist das Projekt ein voller Erfolg. Es verbindet Generationen und schafft einen verlässlichen Kommunikationsraum, außerhalb von Schule und Familie. Letzte Woche haben sich alle am Projekt Beteiligten bei Kaffee und Kuchen in der Schul-Mensa getroffen. Auch Superintendent Helmut Aßmann verschaffte sich einen Eindruck. Er bezeichnete die Projektleiterin Heike Neumann als „schulische Allzweckwaffe“, der Kirchenkreis habe nie gezaudert, wenn es um die finanzielle Förderung des Projekts ging. „Das sollte gut werden“, so Aßmann. Auch Schulleiterin Andrea Berger freute sich, dass so viele Engagierte am Patenprojekt teilnehmen und die Schule so noch bunter machen.

Mittwoch, 14:20 Uhr. Auch Merle aus der 6. Klasse will jetzt mit ihrer Patin Anne-Sophie Lorke aus der 8. Klasse Englisch pauken. Die beiden verschwinden in einen anderen Raum. Obwohl das Engagement der Ehrenamtlichen groß ist – jetzt beteiligt sich auch die Johanniter Hilfsgemeinschaft –, werden neue Patinnen und Paten gesucht. Der Bedarf ist groß, besonders in der Sprachlernklasse der OGS. Gern gesehen sind auch Studierende. Interessierte können sich bei Heike Neumann melden, Telefon 0176/55109137. Christoph Möller

Bilder

Mittwoch ist Paten-Tag. Engagiert dabei sind Heike Neumann, Merle, Anne-Sophie Lorke, Angelina, Juliane Dambach und Jennyfer (v. l. n. r.).
Quelle: Möller
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