Höhepunkte des Reformationssommers -

Tue, 25 Jul 2017 12:52:50 +0000 von Helge Meyn-Hellberg

Eindrücke von Fritz Baltruweit aus Lutherstadt Wittenberg

Nach Wittenberg zu fahren lohnt sich in diesem „Reformationssommer" berichtet der Liedermacher und Pastor: Kaum mit dem Zug angekommen, erwartet mich vor dem Bahnhof eine 30 Meter hohe Bibel. Von oben habe ich einen Ausblick auf das Gelände der kirchlichen Weltausstellung. In mir wächst das Gefühl immer stärker, je länger ich da stehe: Das will ich genauer sehen. Die Klassiker „strahlen“ in neuem Glanz: die Schlosskirche mit der Thesentür und Luthers Grab, die Stadtkirche mit dem Cranach-Altar – und das Lutherhaus, wo Luther wohnte, mit einer völlig neuen Ausstellungskonzeption.

Dann natürlich das Asisi-Panorama: Sich in Luthers Zeiten entführen lassen – mit einem 1100 Quadratmeter großen, zehn Meter hohem Rundumgemälde, mit den Tönen, der damaligen Zeit nach empfunden und einer eindrucksvollen Lichtshow, die es Tag und Nacht werden lässt.

Und dann die vielen Extras für die 100 Tage das Reformationssommers: z.B. die langen Spiegelgang-Röhren im „Torraum Spiritualität“ auf dem Bunkerberg, die spielerisch Himmel und Erde ganz nah zusammenrücken lassen. Auch die Wittenberger sind begeistert: „Hier entdecken wir unsere Stadt völlig neu“ – oder „Hier war ich seit meinen Kindertagen nicht mehr – wunderbar!“ Flüchtlingsboote auf dem Wasser des Schwanenteiches - zum Teil schon in ihm versunken - rücken künstlerisch im Torraum „Gerechtigkeit“ das Recht auf Freiheit und in Frieden zu leben ganz nah an uns heran. Die Installationen und Inszenierungen prägen das Stadtbild und das der Wallanlagen.
Und die Ausstellung „Luther und die Avantgarde“ wird ihrem bereits internationalem Ruf gerecht: Im alten Gefängnis haben Künstlerinnen und Künstler zum großen Teil am Ort des Geschehens sich den reformatorischen Fragen gestellt und phantastisch umgesetzt. Daneben spielen ungezählte Aussteller lebendig in sieben „Toren der Freiheit“ die „Weltausstellung Reformation“.

Ich entscheide mich zuerst für die „Spiritual-Journey“. Zwölf Stationen erwarten mich in der Stadt, die ich mit einem anregenden Heftchen „erlaufe“. Jede Station hat ihren eigenen Stempel – aber das ist nicht die Hauptsache. Neben der Zehn-Gebote-Tafel, der Thesentür und einer Segens-Station auf dem Berg gibt es noch ganz andere Orte, auf die aufmerksam gemacht wird: In einem Friseurladen hatte „Meister Peter“ einst Luther gefragt: „Wie geht das mit dem Beten?“ – Ich vollziehe das nach. In einem Café werde ich gefragt: „Wie ist dein ‚Kaffee mit Gott‘? Immer to go – oder in Ruhe und mit Genuss?“ Und auf dem Marktplatz ist neben dem Luther- und dem Melanchton-Denkmal ein weiteres Podest aufgebaut – für mich. „Hier stehe ich“ – und kann dort ein Selfie machen. Eine von vielen Vorbereitungsgruppen, die Arbeitsgruppe Spiritualität, hat sich das ausgedacht und in dem Heft „Spiritual Journey“ zusammengetragen. Aber auch Tagzeitengebete auf dem Berg gehören dazu, dem „Torraum Spiritualität“.

INFOS ZU FRITZ BALTRUWEIT BEIM REFORMATIONSSOMMER:

60 x ist Fritz Baltruweit beim zentralen Abendsegen um 18.00 Uhr auf dem Marktplatz Wittenberg dabei. Und auf dem Berg, wo mittags um 12.00 die Seligpreisungen zu hören sind und es die Möglichkeit gibt, sich persönlich segnen zu lassen.

Er freut sich über den verheißungsvollen Beginn: „Von der Zeit der EXPO in Hannover her weiß ich: So eine Weltausstellung ist etwas ganz anderes als ein Kirchentag. Hier können sich über die 110 Tage Dinge entwickeln, es können während der Zeit noch völlig neue Veranstaltungen und Veranstaltungsformate entstehen.“

Auch mit eigenen Angeboten ist Baltruweit dabei. Besonders eines liegt ihm in Wittenberg am Herzen. Seit 2014 ist Fritz Baltruweit verstärkt auf Spurensuche nach Volksliedern und -tänzen, die vor allem durch Martin Luther – „unterlegt“ mit geistlichen Texten – von den Marktplätzen und Häusern in die Kirchen und Gottesdienste kamen. Sie wurden zu „Motoren der Reformation“ in der „singenden Reformationsbewegung“ und verbreiteten Luthers Lehre im „einfachen Volk“ noch einmal ganz anders als seine Schriften, die nur wenige lesen konnten. Vor allem durch die Volkslieder kam das Lebensgefühl der Menschen „im Gottesdienst an“. Dazu hat Baltruweit ein Gesprächskonzert entwickelt, das am 26.7. und am 30.8. nachmittags zu hören ist. "Meine große Hoffnung/Freude: dass ich dieses Konzert im Lutherhaus machen darf – in dem Raum, wo Luther seine Tischreden gehalten hat.“

Baltruweit hat das Lutherlied-Thema auch weitergedacht und weitergeschrieben. In einem CD- und Konzertformat „Auf Luthers Spuren“ würdigt er nicht nur den phantastischen Wort- und Sprachschöpfer Martin Luther und seine „Motoren der Reformation“. Und: In der Begegnung mit Martin Luther und seiner Welt, seiner Theologie, den Volks- und Liebesliedern, den Tänzen treten die ‚alten’ lebendig eingespielten Lieder und Tänze mit seinen ‚neuen’ Liedbeiträgen in einen inspirierenden Dialog.

Am 26.7. und am 30.8. um 19.00 Uhr ist Baltruweits Konzert in der Exerzierhalle in Wittenberg zu hören.

Gerade die Mitmach-Angebote werden in Wittenberg besonders gut angenommen – die Leute freuen sich daran. Auch wenn sie die Glocke erklingen lassen, die normalerweise im Innenhof des Michaelisklosters steht. Jetzt ist sie im Torraum Spiritualität zu erleben.

Damit ist das Michaeliskloster und das Haus kirchlicher Dienste gut vertreten in Wittenberg. Denn schließlich gibt es auch noch den „Erlebnisraum Taufe“. Fast jeder, der die inszenierte Tauf-Führung besucht, kommt berührt aus ihr heraus. Auch ein „must“ in Wittenberg in diesem Sommer.
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