Die Markusschwester ist zurück

Sat, 16 Apr 2016 09:58:14 +0000 von Ralf Neite

1000-Euro-Scheck von Till Seidel und der Bischofsmühle versüßt den Neustart von Ursel Scholz

Hildesheim. „Die Ereignisse haben sich in den letzten Wochen ein bisschen überstürzt“, erzählt Pastorin Anke Garhammer-Paul. Eine Menge Bewegung gab es in der Markusgemeinde. Das Ergebnis ist eine gute Nachricht für das Vier-Linden-Viertel: Die Markusschwester ist zurück.

Vor anderthalb Jahren waren die Fördermittel für das Projekt ausgelaufen. Nachbarschaftshilfe, die Arbeit mit SeniorenInnen, Einzelbesuche im Stil einer modernen, stadtteilbezogenen „Gemeindeschwester“: Vieles, was Ursel Scholz zuvor aufgebaut hatte, lag nun zum großen Teil wieder brach. Die Gemeinde steckte jedoch nicht auf und rief die Initiative 222 ins Leben: ein groß angelegtes Bemühen um SponsorInnen, Einzelspenden, Benefizveranstaltungen. Alles mit dem Ziel, Ursel Scholz als Markusschwester zurück zu bekommen.

Die Einnahmen würden nicht reichen, um eine ganze Stelle zu finanzieren, so viel war klar. Doch wenn die Gemeinde ein Viertel der Gesamtkosten aufbringen könnte, wäre die Restsumme mit Mitteln der Landeskirche und der Agentur für Arbeit machbar, lautete der Plan.

Und die Gemeinde legte sich mächtig ins Zeug. Ein Winterball, Konzerte diverser Chöre, Lesungen, Vorträge, ein Märchennachmittag, der „umgedrehte Klingelbeutel“, eine Tulpenaktion: Zusammen mit Spenden und Sponsoring-Zusagen kamen allein im vorigen Jahr 20.000 Euro zusammen. Der Weg ist das Ziel – das habe auch hier gegolten, so Anke Garhammer-Paul: „Sich öffnen und vernetzen: Das sind zwei Punkte, die uns auch für die Zukunft besonders wichtig sind.“

Unterstützung gab es auch von Ortsbürgermeister Erhard Paasch. „Das ist Herzblut, das ist Engagement pur“, lobt er Ursel Scholz’ Einsatz während der ersten Markusschwester-Periode. Paasch aktivierte seine guten Drähte zur Bischofsmühle und fragte an, ob dort ein Benefizkonzert steigen könne. Mühlen-Programmmacher Achim Menecke hatte sofort eine Idee und rief seinen Freund Till Seidel an: „Ich wusste, dass er etwas mit Theologie studiert. Er hat natürlich sofort zugesagt.“

„Ich bin hier auch konfirmiert“, fügt Blueser Till Seidel mit Blick auf die Markuskirche an. „Eigentlich knirscht man immer mit den Zähnen, wenn es heißt: Mach mal was umsonst“, sagt er. Doch in diesem Fall sei er gerne mit seiner Band gekommen. Der lange Konzertabend in der Bischofsmühle war die bislang erfolgreichste Benefizaktion der Initiative 222. Zum Arbeitsstart von Ursel Scholz brachten Menecke und Seidel einen 1000-Euro-Scheck mit: die kompletten Konzerteinnahmen plus 200 Euro aus Mühlenkasse, um die Summe aufzurunden. Das Geld kommt gut zu Pass, denn die Markusgemeinde wird auch weiterhin sammeln müssen, um ihre „Schwester“ Ursel Scholz zu halten.

Auf zweieinhalb Jahre ist das Projekt befristet, es ist mehr als ein Zweitaufguss. Die Trägerschaft liegt jetzt bei der Evangelischen Familienstätte, und die Inklusion soll einen neuen Schwerpunkt bilden. Ursel Scholz will sich besonders um alte Menschen mit Handicaps, insbesondere mit Hörschäden kümmern. Dabei gehe es ihr darum, nicht irgendwelche Angebote für die Betroffenen zu machen, sondern gemeinsam mit ihnen Ideen zu entwickeln: „Wo sind die Barrieren bei uns im Alltag?“ Außerdem wolle sie möglichst viele Menschen und Institutionen einbeziehen, das Projekt auf eine möglichst breite Basis stellen.

Im Idealfall, hofft Pastorin Garhammer Paul, kann die Arbeit eigenständig weiterlaufen, wenn die Markusschwester 2019 in den Ruhestand tritt. „Ich soll mich überflüssig machen“, ergänzt Ursel Scholz schmunzelnd. Doch so weit ist es ja längst nicht. Erst einmal freut sich Ursel Scholz, wieder ihr Büro am Ulmenweg beziehen zu können: „Es ist ein bisschen wie nach Hause kommen.“ Die nächste Benefizverstaltung steht unterdessen kurz bevor. Am 29. April findet im Gemeindesaal eine Lesung zu Paul Gerhardt statt. Ralf Neite

Bilder

Ein musikalischer Scheck zum Neustart: Ortsbürgermeister Erhard Paasch, Pastorin Anke Garhammer-Paul, Markusschwester Ursel Scholz, Mühlen-Programmmacher Achim Mennecke und Musiker Till Seidel vor der Markuskirche.

Die Markusschwester: Ursel Scholz.
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