Die Farben des Lichtes in Stoff gewebt

Thu, 07 Dec 2017 22:58:13 +0000 von Ralf Neite

Die Nikolaikirche hat zum Nikolaustag neue Paramente erhalten

Grasdorf. „Lasst uns froh und munter sein“, singt die Gemeinde in der Nikolaikirche in Grasdorf. Und dazu hat sie gleich mehrfachen Grund: Es ist schließlich Nikolaustag, der Namenstag ihrer Kirche. Und diese Kirche hat pünktlich zum Nikolaustag ein lang erwartetes Geschenk erhalten: Die neuen Paramente für Kanzel und Lesepult. Endlich kann sich die Kirche im Jahresverlauf immer passend schmücken. Von den vier Farben Weiß, Rot, Grün und Violett besaß die Gemeinde bisher nämlich nur zwei; oft blieben Lesepult und Kanzel kahl.
Das wollte die Gemeinde schon lange ändern, doch der Weg zur Verwirklichung dieses Wunsches war lang, wie Kirchenvorstand Norbert Priebe im Gottesdienst erläuterte. Eine Gemeindefahrt zu einer Paramentenwerkstatt in Eisenach im Jahr 2011 befeuerte den Ehrgeiz, die Anschaffung endlich anzugehen. In den Jahren 2011 und 2012 wurde das Kirchgeld beiseitegelegt und beim Gemeindefest ein selbst hergestelltes Kochbuch verkauft, um Geld in die Paramentenkasse zu bekommen. Dann allerdings ließen Renovierungsarbeiten an Pfarrhaus und Kirche den Wunsch zunächst in den Hintergrund treten. Vergessen war er nicht, und mit Unterstützung der Landeskirche Hannovers ließ er sich nun verwirklichen.
In diesem Jahr besuchte der Kirchenvorstand eine Paramentenwerkstatt in Magdeburg. Gudrun Willenbockel, Meisterin der Paramentik, schaute sich die Nikolaikirche an und fertigte passende Entwürfe. In das Design bezog sie ein Gemälde der verstorbenen Grasdorfer Künstlerin Marie Luise Weber ein, das sich der Kirchenvorstand als Vorlage für die Paramente gewünscht hatte. Zwar ließ es sich nicht direkt in den Stoff übertragen, doch die Grundidee des Kerzenlichtes, in dem alle Farben enthalten sind und ineinander fließen, nehmen die Behänge auf.
Das Kanzeltuch ist jetzt ganzjährig zu nutzen, denn es lässt die zarten, pastelligen Farben ineinander übergehen. Die Mitte ist als abstrakte Lichtquelle hell gestaltet, drei Kreise symbolisieren die Dreieinigkeit, von kraftvollen Linien durchkreuzt. Die vier Paramente am Lesepult sind einfarbig gewebt und ebenfalls mit Linien bestickt. Alle sind allerdings doch noch nicht fertig geworden, und so hing zur Enthüllung das weiße Antependium am Lesepult, das für Festtage wie Weihnachten gedacht ist, obwohl zum Advent eigentlich Violett gehört.
Die Farben haben symbolische Bedeutung: Weiß ist das Licht und die Herrlichkeit Gottes, Rot ist Kraft und Wärme, aber auch Feuer und Blut. Violett als Farbe der Dämmerung ist der Trost eines aufgehenden Morgens und Grün die Farbe des Lebens und der Hoffnung.
Der gewebte Stoff der Paramente erinnere die Christen daran, dass sie als Gemeinschaft zusammengehörten, sagte Pastor Peter Michael Wiegandt: „Darin sollen die neuen Paramente uns bestärken.“ Stoffe begleiteten die Menschen von Geburt an – auch Maria wickelt das Jesuskind in der Weihnachtsgeschichte in Windeln. Auch spielten Stoffe in allen Religionen eine Rolle: Die Juden nähmen Kippa und Gebetsschal immer mit auf Reisen, die Muslime ihren Gebetsteppich. Die Christen finden die Paramente in ihren Kirchen.
Pastor Wiegandt lenkte den Blick der Gemeinde auf ein weiteres, kleines Stück Stoff, das den Schmuck der Kirche vervollständigt hat: Die Christusfigur hoch oben auf dem Altar hält nicht länger eine leere Lanze in der Hand. Daran hängt jetzt wieder – von Therese Grassmüller gestickt – eine kleine Fahne mit einem roten Kreuz als Zeichen, dass der Tod nicht den Sieg davonträgt. Wiebke Barth
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