Niedersachsen wird wilderer

Mon, 05 Dec 2016 10:55:48 +0000 von Ralf Neite

Künstlergruppe der proWerkstätten Himmelsthür übergibt Ministerpräsident Stephan Weil ein Kunstwerk für die Staatskanzlei

Hildesheim/Hannover. Die Wilderers aus den proWerkstätten Himmelsthür sind aus der Niedersächsischen Staatskanzlei nicht mehr wegzudenken. Die Künstlergruppe hat Ministerpräsident Stephan Weil eines ihrer Bilder überreicht. „Eine große Ehre, und Herr Weil war auch sehr sympathisch“, resümiert Patrick Premke von dem Kollektiv geistig behinderter Künstlerinnen und Künstler.

Er hat das „Niedersachsen-Bild“ zusammen mit Hans-Joachim „Ha.Jo.“ Teske und Silke Lüdecke gemalt. Zu sehen sind - unter anderem - die Michaeliskirche und das Synagogenmahnmal aus Hildesheim, die Ernst-August-Statue und die Herrenhäuser Orangerie aus Hannover, der Hundertwasser-Bahnhof von Uelzen und ein Haus der Kulturen für Menschen jeder Hautfarbe und Religion. Orte, mit denen die Gruppe sich verbunden fühlt, die für sie Niedersachsen ausmachen. Entstanden ist das Kunstwerk während der Ergebnispräsentation von „Inklusion in Niedersachsen“. Die Wilderers vertraten dort die Bildende Kunst und gestalteten das kulturelle Rahmenprogramm mit. SPD-Politiker Weil war so angetan von der Kreation, dass er bei der anschließenden Versteigerung der Zuschlag bekam.

„Sehr gut gelungen“, lobt Weil das fertige Gemälde. „Ein angemessenes Geschenk zum 70. Geburtstag des Landes Niedersachsen“, findet er. An dem Bild sollen sich alle MitarbeiterInnen und BesucherInnen der Staatskanzlei erfreuen. Bei der Übergabe hatte Ines Ney, kaufmännische Direktorin der Diakonie Himmelsthür, außerdem noch ein Präsent für den Minister. Er ist jetzt Besitzer des Buches „Molly und Wanda“ von Silke Lüdecke. „Die Geschichte erinnert daran, seine Träume auch in schweren Zeiten nicht zu vergessen“, erklärt Ney. Dieses „Trostbuch“ ist mit dem Unic-Design-Award ausgezeichnet, dem einzigen Preis im deutschsprachigen Raum, auf den sich Menschen mit und ohne Handicap gleichberechtigt bewerben können. „Ich finde, sie sollten das aber erst an Heiligabend aufmachen“, lacht Künstler Premke.

Dass die Kunst der Wilderers auf Landesebene ankommt, freut auch Jörg Plehn, Geschäftsführer der proWerkstätten Himmelsthür. „Kunst ist Kommunikation auf Augenhöhe“, betont er. Während dessen plaudern die Künstler mit und der Politiker ohne Handicap über das Bild. „Solche Situationen erleben wir ständig, denn die Kunst schafft eine Gesprächsbasis“, erläutert Plehn weiter. Die Wilderers sind seiner Ansicht nach ein Leuchtturmprojekt in Niedersachsen, ein Alleinstellungsmerkmal der Region Hildesheim und eine Begegnungsort. „Die Menschen leben hier richtig auf.“ Deswegen wollen die Wilderers in absehbarer Zukunft ein Atelier in der Stadt beziehen.

Der Ausflug in die Landeshauptstadt und das Treffen mit dem Ministerpräsidenten ist für die zwei Künstler – Lüdecke ließ sich erkrankt entschuldigen – selbstverständlich ein außerordentliches Erlebnis. Aber die Wilderers haben ihre Arbeit bereits in der Vergangenheit über Hildesheims Landkreisgrenzen hinaus getragen. 2010 stellten sie im Niedersächsischen Landesmuseum aus, ein Bild von Premke hängt im Sozialministerium. Acht KünstlerInnen bilden das Kollektiv, das seit 1997 besteht. Dementsprechend aufgeregt, aber zugleich routiniert war Premke, als er bei der Versteigerung des Bildes von Hildesheims früherem Sozialdezernenten Dirk Schröder das Mikrofon gereicht bekam. Genauso locker und tatkräftig ist er an diesem Tag in der Staatskanzlei und hängt das Bild nach der Übergabe selbst auf.

Die ersten MitarbeiterInnen und BesucherInnen, von der Presse oder aus der Politik, bleiben direkt stehen, um das neue Werk zu bewundern. In Zukunft sind die Wilderers also wirklich nicht mehr aus Niedersachsen wegzudenken. Björn Stöckemann

Ministerpräsident Stephan Weil (dritter v.r.) legte MitarbeiterInnen und BesucherInnen frühzeitig ein Geschenk unter den Christbaum. Das brachte nicht der Weihnachtsmann, sondern die Wilderers und VertreterInnen der Diakonie Himmelsthür. Fotos: Stöckemann

Ministerpräsident Stephan Weil erhielt von Ines Ney, Diakonie Himmelsthür, und Jörg Plehn, proWerkstätten Himmelsthür, ein preisgekröntes Buch einer Künstlerin der Wilderers.

An dieser Stelle hängt das „Niedersachsen-Bild“ der Wilderer in Zukunft. Hans-Joachim Teske (links) und Patrick Premke mit Ministerpräsident Stephan Weil.
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