Früherer Matthäus-Pastor geht für sechs Monate nach Guatemala
Hildesheim. Langeweile, die kann Pastor Werner Hinz richtig genießen. Sie bedeutet Muße und Nichtstun, und obwohl der frühere Pastor der Matthäusgemeinde sich im sogenannten Ruhestand befindet, gibt es davon nicht sehr viel in seinem Leben. Im vergangenen Jahr hat er sechs Monate als Pfarrer einer deutschsprachigen Gemeinde in Lima in Peru verbracht. Jetzt entsendet ihn die Evangelische Kirche Deutschlands erneut ins Ausland: Anfang Oktober reist Pastor Hinz nach Guatemala Stadt. Wieder in ein Land, das von Korruption und extremen sozialen Unterschieden geprägt ist. Das fühlte sich nicht auf Anhieb verlockend an, räumt der Pastor ein. „Aber es ist eine Aufgabe. Und ich weiß, dass ich das kann.“
Denn seine Spanischkenntnisse und seine Erfahrung nach Aufenthalten in Venezuela und Mexiko werden ihm in Guatemala zugutekommen. Für sechs Monate soll er dort für die deutschsprachige Gemeinde die Zeit überbrücken, bis wieder ein Pfarrer für die Dauer gefunden ist. Ein Gehalt erhält der Pensionär dafür nicht. Die Gemeinde trägt die Reisekosten, stellt Unterkunft und Auto zur Verfügung. Etwa 150 Gemeindemitglieder hat Pastor Hinz dort zu betreuen: „Mit den Familien vermutlich etwa 300 Menschen.“ Die meisten von ihnen lebten schon seit Jahrzehnten in Guatemala. Die Kinder sprächen meist besser Spanisch und Englisch als Deutsch. Die Gottesdienste würden jedoch in deutscher Sprache gefeiert.
Pastor Hinz weiß, dass sich die dortige Gemeinde in Bildungsprojekten engagiert und unter anderem ein Stipendienprogramm unterhält. Durch die finanzielle Unterstützung der Familien wird Kindern der Schulbesuch möglich gemacht, die sonst durch ihre Arbeit zum Familienunterhalt beitragen müssten.
Trotz der krassen Unterschiede zwischen Arm und Reich, trotz des Einflusses von Drogenkartellen und Jugendbanden – Pastor Hinz hat das Land schon in einem sehr viel schlimmeren Zustand erlebt. Während seiner Zeit in Mexiko hatte er Guatemala 1982 einen dreitägigen Besuch abgestattet. Er hatte mit Flüchtlingen gesprochen und wollte sich selbst ein Bild machen: „Die Wahrheit war das reine Grauen“, sagt Pastor Hinz: Leichen auf den Straßen, Mord und Totschlag, Soldaten, die unter dem Einfluss von Drogen entsetzliche Massaker verübten. Diese Tage zählten zu seinen schlimmsten Erinnerungen, sagt der Pastor.
Trotzdem fliegt er wieder dorthin. Das Reisen in Guatemala sei zwar immer noch schwierig, aber dennoch hätten sich die Umstände sehr gebessert. Er sei ja auch gar nicht besonders mutig, behauptet Pastor Hinz: „Ich bin oft ängstlich, habe weiche Knie. Aber ich mache die Sachen trotzdem“, meint er. „Die menschlichen Begegnungen sind unvergesslich.“
Sicher komme es bei solchen Auslandseinsätzen vor, dass mühsam Erreichtes zerstört, sozialen Projekten der Boden entzogen wird. Das könne wohl entmutigend und frustrierend sein. Aber vergeblich sei die Arbeit ja nicht gewesen, solange die Bemühungen für einige Zeit, für einige Menschen ein besseres Leben und eine bessere Zukunft ermöglichten. „Gutes verliert ja nicht seinen Sinn, nur weil es begrenzt ist.“ In Peru wurden – auch dank Spenden aus Hildesheim – für die Opfer von Überschwemmungen Häuser aus Stein gebaut. Menschenwürdige Unterkünfte und die Erfahrung, dass ihnen wirklich jemand helfen will, das könne für die Familien viel verändern, weiß Pastor Hinz. Wiebke Barth
Bild: Pastor Werner Hinz hier beim Einsatz im Katastrophengebiet in Peru. Mit dem Bus wurden Lebensmittel und Trinkwasser zu den Menschen gebracht.
Hildesheim. Langeweile, die kann Pastor Werner Hinz richtig genießen. Sie bedeutet Muße und Nichtstun, und obwohl der frühere Pastor der Matthäusgemeinde sich im sogenannten Ruhestand befindet, gibt es davon nicht sehr viel in seinem Leben. Im vergangenen Jahr hat er sechs Monate als Pfarrer einer deutschsprachigen Gemeinde in Lima in Peru verbracht. Jetzt entsendet ihn die Evangelische Kirche Deutschlands erneut ins Ausland: Anfang Oktober reist Pastor Hinz nach Guatemala Stadt. Wieder in ein Land, das von Korruption und extremen sozialen Unterschieden geprägt ist. Das fühlte sich nicht auf Anhieb verlockend an, räumt der Pastor ein. „Aber es ist eine Aufgabe. Und ich weiß, dass ich das kann.“
Denn seine Spanischkenntnisse und seine Erfahrung nach Aufenthalten in Venezuela und Mexiko werden ihm in Guatemala zugutekommen. Für sechs Monate soll er dort für die deutschsprachige Gemeinde die Zeit überbrücken, bis wieder ein Pfarrer für die Dauer gefunden ist. Ein Gehalt erhält der Pensionär dafür nicht. Die Gemeinde trägt die Reisekosten, stellt Unterkunft und Auto zur Verfügung. Etwa 150 Gemeindemitglieder hat Pastor Hinz dort zu betreuen: „Mit den Familien vermutlich etwa 300 Menschen.“ Die meisten von ihnen lebten schon seit Jahrzehnten in Guatemala. Die Kinder sprächen meist besser Spanisch und Englisch als Deutsch. Die Gottesdienste würden jedoch in deutscher Sprache gefeiert.
Pastor Hinz weiß, dass sich die dortige Gemeinde in Bildungsprojekten engagiert und unter anderem ein Stipendienprogramm unterhält. Durch die finanzielle Unterstützung der Familien wird Kindern der Schulbesuch möglich gemacht, die sonst durch ihre Arbeit zum Familienunterhalt beitragen müssten.
Trotz der krassen Unterschiede zwischen Arm und Reich, trotz des Einflusses von Drogenkartellen und Jugendbanden – Pastor Hinz hat das Land schon in einem sehr viel schlimmeren Zustand erlebt. Während seiner Zeit in Mexiko hatte er Guatemala 1982 einen dreitägigen Besuch abgestattet. Er hatte mit Flüchtlingen gesprochen und wollte sich selbst ein Bild machen: „Die Wahrheit war das reine Grauen“, sagt Pastor Hinz: Leichen auf den Straßen, Mord und Totschlag, Soldaten, die unter dem Einfluss von Drogen entsetzliche Massaker verübten. Diese Tage zählten zu seinen schlimmsten Erinnerungen, sagt der Pastor.
Trotzdem fliegt er wieder dorthin. Das Reisen in Guatemala sei zwar immer noch schwierig, aber dennoch hätten sich die Umstände sehr gebessert. Er sei ja auch gar nicht besonders mutig, behauptet Pastor Hinz: „Ich bin oft ängstlich, habe weiche Knie. Aber ich mache die Sachen trotzdem“, meint er. „Die menschlichen Begegnungen sind unvergesslich.“
Sicher komme es bei solchen Auslandseinsätzen vor, dass mühsam Erreichtes zerstört, sozialen Projekten der Boden entzogen wird. Das könne wohl entmutigend und frustrierend sein. Aber vergeblich sei die Arbeit ja nicht gewesen, solange die Bemühungen für einige Zeit, für einige Menschen ein besseres Leben und eine bessere Zukunft ermöglichten. „Gutes verliert ja nicht seinen Sinn, nur weil es begrenzt ist.“ In Peru wurden – auch dank Spenden aus Hildesheim – für die Opfer von Überschwemmungen Häuser aus Stein gebaut. Menschenwürdige Unterkünfte und die Erfahrung, dass ihnen wirklich jemand helfen will, das könne für die Familien viel verändern, weiß Pastor Hinz. Wiebke Barth
Bild: Pastor Werner Hinz hier beim Einsatz im Katastrophengebiet in Peru. Mit dem Bus wurden Lebensmittel und Trinkwasser zu den Menschen gebracht.