Ministerin bei Fachtagung der Diakonie Himmelsthür: Wie möchten alte, wohnungslose und behinderte Menschen leben?
Hildesheim. Oberbürgermeister Ingo Meyer gab in seiner Begrüßung die Richtung vor: „Ambulant vor stationär – das ist eine der Forderungen der UN-Behindertenrechtskonvention.“ Bei der zehnten Fachtagung der Diakonie Himmelsthür im Rahmen der Konversion, die im Rathaussaal stattfand, drehte sich alles um die Frage, wie Menschen mit Unterstützungsbedarf leben und wohnen möchten: seien es alte, behinderte oder wohnungslose Menschen. Die ReferentInnen kamen aus Berlin, Hamburg und Hannover, prominentester Gast war die niedersächsische Ministerin für Soziales, Gesundheit und Gleichstellung, Cornelia Rundt.
„Ambulant gehört die Zukunft, stationär war gestern“, zitierte Ulrich Stoebe eine weit verbreitete Meinung. Der Direktor der Diakonie Himmelsthür hält allerdings nichts von solchem Schwarz-Weiß-Denken. Entscheidend sei viel mehr, welchen Hilfsbedarf der oder die Einzelne habe. Unterstützung für diese Haltung bekam er von Dr. Stephan Pfeiffer, dem Geschäftsführer der großen Hamburger Organisation „Leben mit Behinderung“. Die erste Frage müsse sein, wie und wo jemand leben möchte – alleine oder in einer Wohngemeinschaft, zentral oder im Grünen. Dann erst könne geklärt werden, mit welchen Unterstützungsleistungen dieses Ziel am besten zu verwirklichen ist.
Für die Gruppe der Seniorinnen und Senioren hatte Ministerin Cornelia Rundt eine klare Antwort auf das Wie und Wo: „Sie wollen am liebsten in ihrer vertrauten Umgebung bleiben und in ihren eigenen vier Wänden. Nur ein Drittel möchte ins Heim.“ Um diesem Wunsch zu entsprechen, müssten Hilfsangebote ausgebaut werden, die zu den Menschen kommen. Cornelia Rundt: „Das Land setzt ganz klar darauf, das ambulant vor stationär steht.“
Die Ministerin machte aber auch deutlich, dass die Voraussetzungen noch längst nicht ideal sind, zumal der Prozentsatz alter Menschen in der Bevölkerung stetig wächst. „Viele Wohnungen entsprechen nicht dem Bedarf und sind nicht barrierefrei“, so Rundt. Bis 2020 würden bundesweit drei Millionen zusätzliche barrierefreie Wohnungen benötigt.
Zugleich sei sie aber auch „realistisch genug, um zu wissen“: Menschen mit höheren Beeinträchtigungen sei mit einer stationären Lösung oft besser geholfen als mit einem ambulanten Dienst. Insgesamt sei Inklusion „ein Prozess, ein sehr langer Prozess.“ Die nötigen Um- und Neubauten würden wohl schneller gehen als der Umbau in den Köpfen.
Dass neue Strategien genauso in der Hilfe für Wohnungslose benötigt werden, betonte Prof. Dr. Andreas Strunk, Vorstandsmitglied des Deutschen Instituts für Sozialwirtschaft. Hier wünschen sich viele Betroffene eher kleine Einzelwohnungen als die bisherigen Sammelunterkünfte. Wie groß der Bedarf in Hildesheim ist, machte Judith Hoffmann deutlich. Für mindestens 200 Menschen fehlten derzeit Wohnungen in Hildesheim, sagte die Geschäftsführerin der Herberge zur Heimat und Regionalgeschäftsführerin der Diakonie Himmelsthür.
Für Wohnungslose, SeniorInnen und Menschen mit Behinderung habe die Tagung in der Summe das selbe Ergebnis erbracht, so Judith Hoffmann: „Es geht nicht um stationär oder ambulant, sondern darum, individuell zu unterstützen.“ Ralf Neite
Bilder
Ministerin Cornelia Rundt war prominentester Gast und Schirmherrin der zehnten Fachtagung der Diakonie Himmelsthür.
Judith Hoffmann, Regionalgeschäftsführerin der Diakonie Himmelsthür, moderierte die abschließende Podiumsrunde mit TeilnehmerInnen aus Berlin, Hamburg, Hannover und Hildesheim.
Hildesheim. Oberbürgermeister Ingo Meyer gab in seiner Begrüßung die Richtung vor: „Ambulant vor stationär – das ist eine der Forderungen der UN-Behindertenrechtskonvention.“ Bei der zehnten Fachtagung der Diakonie Himmelsthür im Rahmen der Konversion, die im Rathaussaal stattfand, drehte sich alles um die Frage, wie Menschen mit Unterstützungsbedarf leben und wohnen möchten: seien es alte, behinderte oder wohnungslose Menschen. Die ReferentInnen kamen aus Berlin, Hamburg und Hannover, prominentester Gast war die niedersächsische Ministerin für Soziales, Gesundheit und Gleichstellung, Cornelia Rundt.
„Ambulant gehört die Zukunft, stationär war gestern“, zitierte Ulrich Stoebe eine weit verbreitete Meinung. Der Direktor der Diakonie Himmelsthür hält allerdings nichts von solchem Schwarz-Weiß-Denken. Entscheidend sei viel mehr, welchen Hilfsbedarf der oder die Einzelne habe. Unterstützung für diese Haltung bekam er von Dr. Stephan Pfeiffer, dem Geschäftsführer der großen Hamburger Organisation „Leben mit Behinderung“. Die erste Frage müsse sein, wie und wo jemand leben möchte – alleine oder in einer Wohngemeinschaft, zentral oder im Grünen. Dann erst könne geklärt werden, mit welchen Unterstützungsleistungen dieses Ziel am besten zu verwirklichen ist.
Für die Gruppe der Seniorinnen und Senioren hatte Ministerin Cornelia Rundt eine klare Antwort auf das Wie und Wo: „Sie wollen am liebsten in ihrer vertrauten Umgebung bleiben und in ihren eigenen vier Wänden. Nur ein Drittel möchte ins Heim.“ Um diesem Wunsch zu entsprechen, müssten Hilfsangebote ausgebaut werden, die zu den Menschen kommen. Cornelia Rundt: „Das Land setzt ganz klar darauf, das ambulant vor stationär steht.“
Die Ministerin machte aber auch deutlich, dass die Voraussetzungen noch längst nicht ideal sind, zumal der Prozentsatz alter Menschen in der Bevölkerung stetig wächst. „Viele Wohnungen entsprechen nicht dem Bedarf und sind nicht barrierefrei“, so Rundt. Bis 2020 würden bundesweit drei Millionen zusätzliche barrierefreie Wohnungen benötigt.
Zugleich sei sie aber auch „realistisch genug, um zu wissen“: Menschen mit höheren Beeinträchtigungen sei mit einer stationären Lösung oft besser geholfen als mit einem ambulanten Dienst. Insgesamt sei Inklusion „ein Prozess, ein sehr langer Prozess.“ Die nötigen Um- und Neubauten würden wohl schneller gehen als der Umbau in den Köpfen.
Dass neue Strategien genauso in der Hilfe für Wohnungslose benötigt werden, betonte Prof. Dr. Andreas Strunk, Vorstandsmitglied des Deutschen Instituts für Sozialwirtschaft. Hier wünschen sich viele Betroffene eher kleine Einzelwohnungen als die bisherigen Sammelunterkünfte. Wie groß der Bedarf in Hildesheim ist, machte Judith Hoffmann deutlich. Für mindestens 200 Menschen fehlten derzeit Wohnungen in Hildesheim, sagte die Geschäftsführerin der Herberge zur Heimat und Regionalgeschäftsführerin der Diakonie Himmelsthür.
Für Wohnungslose, SeniorInnen und Menschen mit Behinderung habe die Tagung in der Summe das selbe Ergebnis erbracht, so Judith Hoffmann: „Es geht nicht um stationär oder ambulant, sondern darum, individuell zu unterstützen.“ Ralf Neite
Bilder
Ministerin Cornelia Rundt war prominentester Gast und Schirmherrin der zehnten Fachtagung der Diakonie Himmelsthür.
Judith Hoffmann, Regionalgeschäftsführerin der Diakonie Himmelsthür, moderierte die abschließende Podiumsrunde mit TeilnehmerInnen aus Berlin, Hamburg, Hannover und Hildesheim.
Quelle: Neite