Zum zweiten Mal von Südafrika nach Lamspringe

Thu, 04 Aug 2016 16:44:18 +0000 von Ralf Neite

Ende der Vakanz: Stephan Gensicke wird am 14. August als neuer Pastor eingeführt

Lamspringe. Zwölf Jahre lang hat Pastor Stephan Gensicke unter den Zulus gearbeitet. Zunächst in einer Missionsstation in Südafrika, mitten im Busch. Kein Strom und kein Wasser, als er ankam. Dann in Richards Bay, einer Hafenstadt an der Ostküste. Wo ein kalter Winter so warm ist wie bei uns der aktuelle Sommer. Was Stephan Gensicke und seiner Familie durchaus geholfen hat beim Wechsel auf die Nordhalbkugel. Das Wetter ist geblieben, während sich alles andere verändert: Am Sonntag, 14. August, wird der 41-Jährige als neuer evangelischer Pastor in der Lamspringer Sophienkirche eingeführt.

Ob der Umzug ein Kulturschock ist? „Ja, das kann man so sagen. Man fühlt sich wie ein Ausländer“, sagt Stephan Gensicke. Angefangen beim Straßenverkehr – in Südafrika fahren die Autos links – über die Geschäfte, in denen die gesuchten Artikel nicht zu finden sind, bis zur Digitalisierung des Alltags, die vor zwölf Jahren erst richtig ins Rollen kam.

Das Eingewöhnen wird noch ein bisschen Zeit brauchen, doch die fünfköpfige Familie ist von der Gemeinde in Lamspringe mit offenen Armen und großer Hilfsbereitschaft empfangen worden. Vor drei Wochen sind die Gensickes in Deutschland gelandet – der Container mit ihren Möbeln steht immer noch in Bremerhaven beim Zoll. Gemeindemitglieder sorgten dafür, dass es zumindest Küche, Betten und ein provisorisches Mobiliar gibt. „Der Garten war gemäht, hier standen Blumen auf dem Tisch, als wir ankamen“, freut sich Stephan Gensicke.

Er stammt aus einer Pastorenfamilie und wandelt buchstäblich in den Spuren seiner Vorfahren. Geboren wurde er in Port Shepstone, Südafrika, wo sein Vater Seelsorger war. Als er sechs Jahre alt war, zog die Familie zurück nach Deutschland, und die erste Pfarrstelle seines Vaters war: Lamspringe. Fünf Jahre blieb er. Stephan Gensicke stieg damals in den Posaunenchor ein und lernte dort Doris Heil kennen, die heutige Vorsitzende des Kirchenvorstands. Der Leiter des Posaunenchors ist bis heute derselbe geblieben: Hans-Werner Grobecker.

Sein Abitur hat Stephan Gensicke in Laatzen gemacht, dann am Missionsseminar in Hermannsburg Theologie studiert – ein Auslandssemester in Südafrika inklusive. Nach seinem Vikariat in der Nähe von Diepholz zog es ihn mit seiner Frau Stephanie auch direkt wieder dorthin. „Zwischen Ordination und Ausreise waren vielleicht zwei Monate“, berichtet er. Nach einem Sprachjahr in der Hauptstadt Pretoria bekam er seine erste Gemeindestelle im Busch. An einem Ort, der auf keiner Landkarte verzeichnet ist, den er aber aus Erzählungen kannte: Hier war schon sein Großvater vor mehr als 60 Jahren Pastor gewesen.

Die lutherische Gemeinde dort war die ärmste der Region. Stephan Gensicke machte aus der Not eine Tugend, kümmerte sich intensiv ums Fundraising und ermöglichte so unter anderem den Bau einer Kirche und den Aufbau einer lebendigen Jugendarbeit. Die Qualitäten als Fundraiser kamen ihm dann auch in Richards Bay zu Gute, wo es der anfangs nur 200 Mitglieder starken Gemeinde gelang, quasi im Alleingang ein neue, auf Zuwachs angelegte Kirche zu bauen. Das ist auch nötig gewesen, in Gensickes fünf Jahren dort hat sich die Mitgliederzahl schon fast verdoppelt. Und es gibt einen großen Unterschied zu Deutschland: Fast alle Gemeindemitglieder kommen sonntags in die Kirche.

Nun also die evangelische Gemeinde in Lamspringe, zu der auch Neuhof, Graste und Netze gehören und die ein Jahr lang ohne einen eigenen Pastor auskommen musste. 2500 Mitglieder, nicht ganz so viele in den Gottesdiensten. Stephan Gensicke freut sich darauf, Akzente in der Jugendarbeit und in der Gottesdienst-Gestaltung zu setzen. Und er findet es gut, dass die Gemeinde sich in der Flüchtlingshilfe engagiert. Der Pastor weiß, wie es sich anfühlt, als Fremder in einer neuen Kultur anzukommen. Ralf Neite

Bilder:

Stephan Gensicke wird am 14. August in sein neues Amt eingeführt. Fotos: Privat

Ein Familienbild aus der Zeit in Südafrika: Stephanie, Christoph (4), Niklas (7), Jonathan (10) und Stephan Gensicke.
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