Küchengespräch in der Ev. Familien-Bildungsstätte zum Thema: „Integration von Flüchtlingen – Praxis in Stadt und Landkreis“
Hildesheim. Magdalene Martensen ist positiv überrascht: „So voll ist es sehr selten, wenn wir zum Küchengespräch einladen“, freut sich die Leiterin der Evangelischen Familien-Bildungsstätte. Gemeinsam mit Matthias Fugger, der die Gäste mit Sesam-Häppchen nach syrischem Rezept beköstigt, geht es dieses Mal um das Thema „Integration von Flüchtlingen – Praxis in Stadt und Landkreis“.
Wie vielschichtig die Arbeit ist, wie man sie gestalten oder an wen man sich wenden kann, berichten Marietta Tebbenjohanns, Initiatorin von Flux in Hildesheim, Marlene Dörrstock vom Landkreis Peine und Uwe Wedekind, Geschäftsführer von Asyl e. V. Das Thema bewegt viele Ehrenamtliche. Sie suchen Antworten auf Fragen, über Sprachkurse, Gesundheitskarte, Schule und Ausbildungsmöglichkeiten. Viele der BesucherInnen haben sich an Runden Tischen organisiert und kommen aus dem gesamten Landkreis – aus Giesen wie aus Lamspringe oder Hildesheim.
Im Publikum sind auch einige Sprachlehrer, die sich über die sogenannten Sprintklassen austauschen. Mit dem Projekt sollen Sprachbarrieren abgebaut und Flüchtlinge mit der Berufs- und Arbeitswelt vertraut werden. Doch die Hürden, sich als Lehrer für diese Klassen zu bewerben, seien immens hoch und nur mit großem bürokratischen Aufwand zu leisten, berichtet ein Pädagoge.
Überhaupt sei der bürokratische Aufwand auch für Ehrenamtliche kaum noch zu bewältigen, so Hansgeorg Heil aus Lamspringe: „Uns fehlt die hauptamtliche Unterstützung, die einher gehen soll mit einer besseren Vernetzung und Aufklärung über Zuständigkeiten auf Landkreis-Ebene.“
Das ist im Landkreis Peine etwas anders geregelt. In allen Gemeinden gebe es hauptamtliche Mitarbeiter, die die Arbeit von Ehrenamtlichen in der Flüchtlingsarbeit unterstützen, sagt Marlene Dörrstock. Sie arbeitet beim Landkreis Peine. Ein aussortierter 40 Jahre alter Linienbus sei von Ehrenamtlichen mit Unterstützung eines Busunternehmens der Behörde zu einem „Bus der Begegnung“ umgerüstet worden. Er sei nicht nur ein „Bus der Begegnung“ für Flüchtlinge, sondern könne von allen Bürgern für Veranstaltungen wie zum Beispiel Dorffeste genutzt werden.
Auch in Giesen stoßen Helfer inzwischen an ihre Grenzen. Dort kann sich der Runde Tisch nur auf die Unterstützung der Kirchengemeinde und des Caritas berufen, Hilfe aus der Kommune gebe es nicht. „Wir schaffen das nicht mehr“, klagt eine Helferin aus Giesen. Neue Flüchtlinge seien auf sich allein gestellt und würden in ihren Wohnungen vereinsamen.
So sei Integration kaum möglich, da ist sich Uwe Wedekind von Asyl e.V. sicher. Ohne Unterstützung gebe es auch keine Anreize, die deutsche Sprache zu lernen. Der Geschäftsführer des Flüchtlingsvereins betreut seit über 20 Jahren Flüchtlinge. Wedekind betont: „Die erste Phase der Flüchtlingswelle im letzten Jahr wäre ohne das große ehrenamtliche Engagement gar nicht zu bewältigen gewesen “. Aufgrund der großen Anzahl von Flüchtlingen habe sich aber auch einiges verändert. Berufsbildende Schulen öffnen sich, volljährige Flüchtlinge hätten jetzt länger die Chance, diese zu besuchen. „Noch nie war die Chance so groß wie heute, als Asylsuchender sein Leben bei uns eigenständig zu meistern “, ist Uwe Wedekind zuversichtlich.
Bis es soweit ist, hat die Marietta Tebbenjohanns von „Flux“ noch viel Arbeit vor sich. „Flux möchte Flüchtlingen bei der Integration in die Gesellschaft helfen“, sagt sie. Patenschaften, Veranstaltungen und offene Treffen sollen Flüchtlinge unterstützen, sich im Alltag in ihrer neuen Heimat besser zu orientieren, integrieren und organisieren zu können.
Die HelferInnen sind sich einig, dass der Landkreis dringend ein Treffen für die Runden Tische organisieren müsse, um die Ehrenamtlichen zu unterstützen. „Ich werde den Appell weitergeben“, sagt Magdalene Martensen am Schluss der Veranstaltung. Manuela Konrad-Nöhren
Bild
Beim Küchengespräch in der evangelischen Familienbildungsstätte stand das Thema Flüchtlinge und Integration im Mittelpunkt. Uwe Wedekind, Marlene Dörrstock, Magdalene Martensen und Marietta Tebbenjohanns diskutieren mit Gästen über die Praxis in Stadt und Landkreis. Fotos: Konrad-Nöhren
Hildesheim. Magdalene Martensen ist positiv überrascht: „So voll ist es sehr selten, wenn wir zum Küchengespräch einladen“, freut sich die Leiterin der Evangelischen Familien-Bildungsstätte. Gemeinsam mit Matthias Fugger, der die Gäste mit Sesam-Häppchen nach syrischem Rezept beköstigt, geht es dieses Mal um das Thema „Integration von Flüchtlingen – Praxis in Stadt und Landkreis“.
Wie vielschichtig die Arbeit ist, wie man sie gestalten oder an wen man sich wenden kann, berichten Marietta Tebbenjohanns, Initiatorin von Flux in Hildesheim, Marlene Dörrstock vom Landkreis Peine und Uwe Wedekind, Geschäftsführer von Asyl e. V. Das Thema bewegt viele Ehrenamtliche. Sie suchen Antworten auf Fragen, über Sprachkurse, Gesundheitskarte, Schule und Ausbildungsmöglichkeiten. Viele der BesucherInnen haben sich an Runden Tischen organisiert und kommen aus dem gesamten Landkreis – aus Giesen wie aus Lamspringe oder Hildesheim.
Im Publikum sind auch einige Sprachlehrer, die sich über die sogenannten Sprintklassen austauschen. Mit dem Projekt sollen Sprachbarrieren abgebaut und Flüchtlinge mit der Berufs- und Arbeitswelt vertraut werden. Doch die Hürden, sich als Lehrer für diese Klassen zu bewerben, seien immens hoch und nur mit großem bürokratischen Aufwand zu leisten, berichtet ein Pädagoge.
Überhaupt sei der bürokratische Aufwand auch für Ehrenamtliche kaum noch zu bewältigen, so Hansgeorg Heil aus Lamspringe: „Uns fehlt die hauptamtliche Unterstützung, die einher gehen soll mit einer besseren Vernetzung und Aufklärung über Zuständigkeiten auf Landkreis-Ebene.“
Das ist im Landkreis Peine etwas anders geregelt. In allen Gemeinden gebe es hauptamtliche Mitarbeiter, die die Arbeit von Ehrenamtlichen in der Flüchtlingsarbeit unterstützen, sagt Marlene Dörrstock. Sie arbeitet beim Landkreis Peine. Ein aussortierter 40 Jahre alter Linienbus sei von Ehrenamtlichen mit Unterstützung eines Busunternehmens der Behörde zu einem „Bus der Begegnung“ umgerüstet worden. Er sei nicht nur ein „Bus der Begegnung“ für Flüchtlinge, sondern könne von allen Bürgern für Veranstaltungen wie zum Beispiel Dorffeste genutzt werden.
Auch in Giesen stoßen Helfer inzwischen an ihre Grenzen. Dort kann sich der Runde Tisch nur auf die Unterstützung der Kirchengemeinde und des Caritas berufen, Hilfe aus der Kommune gebe es nicht. „Wir schaffen das nicht mehr“, klagt eine Helferin aus Giesen. Neue Flüchtlinge seien auf sich allein gestellt und würden in ihren Wohnungen vereinsamen.
So sei Integration kaum möglich, da ist sich Uwe Wedekind von Asyl e.V. sicher. Ohne Unterstützung gebe es auch keine Anreize, die deutsche Sprache zu lernen. Der Geschäftsführer des Flüchtlingsvereins betreut seit über 20 Jahren Flüchtlinge. Wedekind betont: „Die erste Phase der Flüchtlingswelle im letzten Jahr wäre ohne das große ehrenamtliche Engagement gar nicht zu bewältigen gewesen “. Aufgrund der großen Anzahl von Flüchtlingen habe sich aber auch einiges verändert. Berufsbildende Schulen öffnen sich, volljährige Flüchtlinge hätten jetzt länger die Chance, diese zu besuchen. „Noch nie war die Chance so groß wie heute, als Asylsuchender sein Leben bei uns eigenständig zu meistern “, ist Uwe Wedekind zuversichtlich.
Bis es soweit ist, hat die Marietta Tebbenjohanns von „Flux“ noch viel Arbeit vor sich. „Flux möchte Flüchtlingen bei der Integration in die Gesellschaft helfen“, sagt sie. Patenschaften, Veranstaltungen und offene Treffen sollen Flüchtlinge unterstützen, sich im Alltag in ihrer neuen Heimat besser zu orientieren, integrieren und organisieren zu können.
Die HelferInnen sind sich einig, dass der Landkreis dringend ein Treffen für die Runden Tische organisieren müsse, um die Ehrenamtlichen zu unterstützen. „Ich werde den Appell weitergeben“, sagt Magdalene Martensen am Schluss der Veranstaltung. Manuela Konrad-Nöhren
Bild
Beim Küchengespräch in der evangelischen Familienbildungsstätte stand das Thema Flüchtlinge und Integration im Mittelpunkt. Uwe Wedekind, Marlene Dörrstock, Magdalene Martensen und Marietta Tebbenjohanns diskutieren mit Gästen über die Praxis in Stadt und Landkreis. Fotos: Konrad-Nöhren