Jugendandachtspreis der Landeskirche in Loccum verliehen
Loccum/Eime. Zum zweiten Mal wurde im altehrwürdigen Kloster Loccum am Sonntag (10. März 2019) der Jugendandachtspreis der Evangelisch-lutherischen Landeskirche Hannovers verliehen. Das Thema, ein Bibelvers, war zuvor über eine Abstimmung bei Instagram ermittelt worden: „Wo der Geist Gottes ist, da ist Freiheit.“ (2. Korinther 3,17). Platz zwei und 500 Euro gingen an eine Gruppe von ehemaligen Konfirmandinnen und Konfirmanden aus der Kirchengemeinde Eime (Kreis Hildesheim). Den mit 1.000 Euro dotierten ersten Platz belegte Philo Hirte (17) aus Hannover. Den dritten Platz und je 300 Euro teilten sich Merle Mörchen (15) aus Buxtehude und Nele-Marie Hagen (18) aus Diepholz.
Rund 300 Gäste waren zu dem Festakt in das mehr als 850 Jahre alte Gotteshaus gekommen, bei dem vor allem die Worte wärmen mussten – die Heizung war an dem Tag ausgefallen. Der feierlich-fröhlichen Stimmung tat dies keinen Abbruch. Dafür sorgte auch der musikalische Stargast des Abends: Philipp Poisel („Wo fängt dein Himmel an?“) spielte exklusiv für die Preisträgerinnen und Preisträger und ihre Angehörigen.
Für Wettbewerbsorganisator Pastor Mathis Burfien ist der Andachtspreis ein wichtiger Teil der theologischen Nachwuchsförderung. Die Gewinnerin von 2016, Julia Schönbeck, studiert inzwischen Theologie. Waren es seinerzeit bei der Premiere noch 26 eingereichte Arbeiten, so hat sich die Zahl nun fast vervierfacht: Insgesamt 94 Andachten hat die Jury gesichtet. „Ich möchte gerne jungen Menschen Mut machen und sie darin unterstützen, eine eigene Sprache für ihren Glauben zu entwickeln“, sagt Pastor Burfien.
Einen ganz besonderen „Sound“ hat die Andacht der Zweitplatzierten aus Eime. Grundlage war der selbst erarbeitete Vorstellungsgottesdienst der Konfirmandinnen und Konfirmanden, die das Thema Lego in den Mittelpunkt stellten: „Wir haben Gott irgendwann von unseren Eltern oder anderen Menschen vorgesetzt bekommen. Wie so ’ne Kiste mit Lego: Hier, kannste spielen!“, heißt es in dem Text. „Und bei Gott und bei Lego ist es dann allein unsere Sache, was wir damit machen.“ Mit oder ohne Anleitung, das könne man frei entscheiden. Doch Freiheit heiße nicht Beliebigkeit: „Es braucht nämlich ein wirklich stabiles Fundament, wenn ich etwas bauen will.“
Wolfgang Blaffert aus dem Landesjugendpfarramt der Landeskirche zeigte sich in seiner Laudatio begeistert von der Gesamtkonzeption, zu der auch eine Lego-Umdichtung des berühmten Kirchenliedes „Danke“ gehörte. Als Eike Marten Damerau die Andacht für sein Team eingereicht habe, sei er erst 14 gewesen. „Da können wir ja noch einiges erwarten“, so Blaffert.
Eike Marten Damerau (15) beschreibt, wie die Eimer Gruppe an das Thema herangegangen ist: „Auf das Thema LEGO sind wir gekommen, weil wir ein unkonventionelles Thema gesucht haben, das auf den ersten Blick nichts mit Gottesdienst zu tun hat. LEGO kennt jeder von uns“. Bei den Eimern wurde daraus dann die Abkürzung für Lebendiger Gott. Die prämierte Andacht hatten die Konfirmandinnen und Konfirmanden bereits als Vorstellungsgottesdienst erprobt. „Wir wollten im Gegensatz zu den Vorjahren, wo Konfirmanden einfach nur abgefragt wurden, unseren Vorstellungsgottesdienst selbst gestalten“, unterstreicht Eike Marten Damerau.
Für Jury-Mitglied Jochen Arnold, Direktor des Michaelisklosters in Hildesheim, zeigt die hohe Beteiligung, „dass wir mit dem Freiheitsbegriff offenbar einen Nerv getroffen haben – auch all jener, die auf der Suche sind“. Zugleich scheine die kirchliche Jugendarbeit „frommer“ zu werden; aktuelle Jugendstudien sprächen von einer „Generation Worship“. Junge Leute wollten die befreiende Botschaft der Bibel erfahren und teilen. „Damit öffnen sie auch für uns als Kirche neue Horizonte. Was sie sagen, ist relevant und glaubwürdig“, betonte Arnold.
Sind Andachten überhaupt noch wichtig und zeitgemäß für Jugendliche? Eike Marten Damerau ist skeptisch: „Tatsächlich sind Andachten für Jugendliche nur wichtig, wenn sie angeleitet werden, wie wir durch unsere Pastorin Stefanie Radtke. Die breite Masse der Jugendlichen interessiert sich eher nicht dafür.“
Wie kann die Kirche zukunftsfähig werden? Das ist das Thema der Jurorin und Architektin Gesche Grabenhorst. Als besonderes Bonbon erhalten die Gewinner des Andachtspreises daher eine Neugestaltung ihres Jugendraumes. Wie das genau aussehen kann, vermag Grabenhorst noch nicht zu sagen: „Wir haben den Gemeinden einen umfangreichen Fragenkatalog geschickt, danach beginnen wir mit der Planung.“ Die Professorin in Bielefeld wird sich im nächsten Semester mit ihren Studierenden an die konkrete Umsetzung machen.
„Mit jedem deiner Fehler lieb’ ich dich mehr“, sang Philipp Poisel in das kalte Kloster hinein. Die Kirche meinte er damit nicht. Im Gegenteil: Viele seiner Texte könnten auch gut in eine Andacht passen, wie nicht nur Veranstalter Mathis Burfien meinte. Auf dessen Frage, ob das Gebet in Philipp Poisels Leben eine Rolle spiele, sagte der Sänger: „Ja, auf jeden Fall.“ Lothar Veit
Loccum/Eime. Zum zweiten Mal wurde im altehrwürdigen Kloster Loccum am Sonntag (10. März 2019) der Jugendandachtspreis der Evangelisch-lutherischen Landeskirche Hannovers verliehen. Das Thema, ein Bibelvers, war zuvor über eine Abstimmung bei Instagram ermittelt worden: „Wo der Geist Gottes ist, da ist Freiheit.“ (2. Korinther 3,17). Platz zwei und 500 Euro gingen an eine Gruppe von ehemaligen Konfirmandinnen und Konfirmanden aus der Kirchengemeinde Eime (Kreis Hildesheim). Den mit 1.000 Euro dotierten ersten Platz belegte Philo Hirte (17) aus Hannover. Den dritten Platz und je 300 Euro teilten sich Merle Mörchen (15) aus Buxtehude und Nele-Marie Hagen (18) aus Diepholz.
Rund 300 Gäste waren zu dem Festakt in das mehr als 850 Jahre alte Gotteshaus gekommen, bei dem vor allem die Worte wärmen mussten – die Heizung war an dem Tag ausgefallen. Der feierlich-fröhlichen Stimmung tat dies keinen Abbruch. Dafür sorgte auch der musikalische Stargast des Abends: Philipp Poisel („Wo fängt dein Himmel an?“) spielte exklusiv für die Preisträgerinnen und Preisträger und ihre Angehörigen.
Für Wettbewerbsorganisator Pastor Mathis Burfien ist der Andachtspreis ein wichtiger Teil der theologischen Nachwuchsförderung. Die Gewinnerin von 2016, Julia Schönbeck, studiert inzwischen Theologie. Waren es seinerzeit bei der Premiere noch 26 eingereichte Arbeiten, so hat sich die Zahl nun fast vervierfacht: Insgesamt 94 Andachten hat die Jury gesichtet. „Ich möchte gerne jungen Menschen Mut machen und sie darin unterstützen, eine eigene Sprache für ihren Glauben zu entwickeln“, sagt Pastor Burfien.
Einen ganz besonderen „Sound“ hat die Andacht der Zweitplatzierten aus Eime. Grundlage war der selbst erarbeitete Vorstellungsgottesdienst der Konfirmandinnen und Konfirmanden, die das Thema Lego in den Mittelpunkt stellten: „Wir haben Gott irgendwann von unseren Eltern oder anderen Menschen vorgesetzt bekommen. Wie so ’ne Kiste mit Lego: Hier, kannste spielen!“, heißt es in dem Text. „Und bei Gott und bei Lego ist es dann allein unsere Sache, was wir damit machen.“ Mit oder ohne Anleitung, das könne man frei entscheiden. Doch Freiheit heiße nicht Beliebigkeit: „Es braucht nämlich ein wirklich stabiles Fundament, wenn ich etwas bauen will.“
Wolfgang Blaffert aus dem Landesjugendpfarramt der Landeskirche zeigte sich in seiner Laudatio begeistert von der Gesamtkonzeption, zu der auch eine Lego-Umdichtung des berühmten Kirchenliedes „Danke“ gehörte. Als Eike Marten Damerau die Andacht für sein Team eingereicht habe, sei er erst 14 gewesen. „Da können wir ja noch einiges erwarten“, so Blaffert.
Eike Marten Damerau (15) beschreibt, wie die Eimer Gruppe an das Thema herangegangen ist: „Auf das Thema LEGO sind wir gekommen, weil wir ein unkonventionelles Thema gesucht haben, das auf den ersten Blick nichts mit Gottesdienst zu tun hat. LEGO kennt jeder von uns“. Bei den Eimern wurde daraus dann die Abkürzung für Lebendiger Gott. Die prämierte Andacht hatten die Konfirmandinnen und Konfirmanden bereits als Vorstellungsgottesdienst erprobt. „Wir wollten im Gegensatz zu den Vorjahren, wo Konfirmanden einfach nur abgefragt wurden, unseren Vorstellungsgottesdienst selbst gestalten“, unterstreicht Eike Marten Damerau.
Für Jury-Mitglied Jochen Arnold, Direktor des Michaelisklosters in Hildesheim, zeigt die hohe Beteiligung, „dass wir mit dem Freiheitsbegriff offenbar einen Nerv getroffen haben – auch all jener, die auf der Suche sind“. Zugleich scheine die kirchliche Jugendarbeit „frommer“ zu werden; aktuelle Jugendstudien sprächen von einer „Generation Worship“. Junge Leute wollten die befreiende Botschaft der Bibel erfahren und teilen. „Damit öffnen sie auch für uns als Kirche neue Horizonte. Was sie sagen, ist relevant und glaubwürdig“, betonte Arnold.
Sind Andachten überhaupt noch wichtig und zeitgemäß für Jugendliche? Eike Marten Damerau ist skeptisch: „Tatsächlich sind Andachten für Jugendliche nur wichtig, wenn sie angeleitet werden, wie wir durch unsere Pastorin Stefanie Radtke. Die breite Masse der Jugendlichen interessiert sich eher nicht dafür.“
Wie kann die Kirche zukunftsfähig werden? Das ist das Thema der Jurorin und Architektin Gesche Grabenhorst. Als besonderes Bonbon erhalten die Gewinner des Andachtspreises daher eine Neugestaltung ihres Jugendraumes. Wie das genau aussehen kann, vermag Grabenhorst noch nicht zu sagen: „Wir haben den Gemeinden einen umfangreichen Fragenkatalog geschickt, danach beginnen wir mit der Planung.“ Die Professorin in Bielefeld wird sich im nächsten Semester mit ihren Studierenden an die konkrete Umsetzung machen.
„Mit jedem deiner Fehler lieb’ ich dich mehr“, sang Philipp Poisel in das kalte Kloster hinein. Die Kirche meinte er damit nicht. Im Gegenteil: Viele seiner Texte könnten auch gut in eine Andacht passen, wie nicht nur Veranstalter Mathis Burfien meinte. Auf dessen Frage, ob das Gebet in Philipp Poisels Leben eine Rolle spiele, sagte der Sänger: „Ja, auf jeden Fall.“ Lothar Veit