Vom Acker an die Orgel

Tue, 10 Nov 2015 13:09:44 +0000 von Karl-Otto Scholz

Auszeichnung der Kirchenmusikstipendiaten des Sprengels Hildesheim-Göttingen der hannoverschen Landeskirche durch Landessuperintendent Eckhard Gorka fand am Montag, dem 9.11.2015, in der St. Michaeliskirche Hildesheim statt

Hildesheim, 9.11.2015 - Strahlende Orgelklänge und strahlende Gesichter gab es in der Hildesheimer St. Michaeliskirche als Landessuperintendent Eckhard Gorka die diesjährigen Preisträger des Kirchenmusikstipendiums des Sprengels Hildesheim-Göttingen der Evangelisch-lutherischen Landeskirche Hannovers auszeichnete. Seit mehr als 10 Jahren gibt es dieses Stipendium. Es unterstützt junge Organistinnen und Organisten, die die kirchenmusikalische D-Prüfung ablegen wollen. Mit dieser sind sie in der Lage, Gottesdienste und Amtshandlungen musikalisch zu begleiten. Die Mittel des Stipendiums kommen aus einer eigenen Gottesdienstkollekte, die jährlich gesammelt wird. Die jeweils 500 Euro des Stipendiums können zur Finanzierung des Unterrichts oder zur Anschaffung von Notenmaterial genutzt werden. Neben der Orgelausbildung werden auch junge Musikerinnen und Musiker unterstützt, die Gitarre und Popinstrumente spielen oder die einen Chor leiten.

Vielfältig wie die Musik waren die ausgezeichneten jungen Preisträgerinnen und Preisträger. Fanny Sommerfeld aus Itzum bei Hildesheim hat über ein Projekt im Konfirmandenunterricht zur Orgel gefunden. Sie ist mit 14 Jahren die jüngste Stipendiatin und übt regelmäßig an der Hildesheimer Kirche St. Lamberti. „Gottesdienste müssen auch jungen Menschen Spaß machen, dazu muss die Musik jung sein“, sagt die lebensfrohe Organistin. „Die Orgel wird sicher meine lebenslange Begleiterin sein. Die Kirche und die Gottesdienste müssen sich aber verjüngen, sonst wird in 30 Jahren niemand mehr Orgel hören, weil keiner mehr im Gottesdienst ist.“

Für Matthias Steinmetz aus Osten im Landkreis Cuxhaven führt der Weg vom Acker auf die Orgel. Der 24-Jährige studiert Agrarwissenschaften an der Universität Göttingen. Für ihn bedeutet die Orgelmusik eine Verbindung mit der norddeutschen Heimat. „Ich habe in Stade an Sankt Wilhadi mit der Orgelausbildung begonnen. Musik des norddeutschen Orgelkomponisten Dieterich Buxtehude macht mir besonders Spaß“, so der orgelnde Agrarwissenschaftler. „Ich habe in Göttingen einen Orgel-Slam gemacht. Das hat meine Freunde begeistert. Auch die, die eher zu Jagd als in den Gottesdienst gehen, waren mit dabei“.

Alexander Dörries entdeckte seine Leidenschaft bei einem Orgel-Schnuppertag in Afferde bei Hameln. In der Grundschule begann er mit Musik am Keyboard und spielt heute Orgel überall in den Kirchen um Kirchohsen bei Hameln. „Andere spielen am PC, ich spiele halt an der Orgel“ sagt der 17 Jahre alte Nachwuchsorganist. Dass das alles andere als langweilig ist, macht seine Orgellehrerin klar, „Alexander ist wirklich ein Wilder an der Orgel“.

17 Jahre alt ist auch Jonathan Enk aus Northeim. Schon sein Großvater war Kantor in Nordrhein-Westfalen. „Dort standen die Noten immer bei Opa, das fand ich spannend“, sagt der in Gütersloh Geborene. „Ich mache im kommenden Jahr Abitur, vielleicht studiere ich dann Musik.“ Dass Orgelmusik die Konfessionen verbinde, zeige die besondere Tatsache, dass er als katholischer Christ wirklich sehr gern evangelische Gottesdienste mit seinem Orgelspiel mitgestalte.

Für Elisabeth Brand aus Hachmühlen im Weserbergland ist es aufregend an der Orgel zu sitzen. Vor allem bei Hochzeiten, „dann bin ich immer noch nervöser als die Braut“, sagt die 17-jährige Schülerin. Sie liebe die Orgel vor allem wegen der vielen Klangmöglichkeiten. Die Orgel sei ein großes und lautes Instrument, habe aber auch ganz viele zarte Klänge.

Landessuperintendent Eckhard Gorka zeigte sich glücklich neun Nachwuchsorganistinnen und Nachwuchsorganisten mit dem Kirchenmusikstipendium des Sprengels Hildesheim-Göttingen auszuzeichnen. Gedacht sei, dass mit dem Stipendium die Hälfte der Ausbildungskosten finanziert werden könne. Die andere Hälfte könnten die Preisträgerinnen und Preisträger durch das Honorar für ihr Orgelspiel bei Gottesdiensten und Amtshandlungen erwerben.

„Ich freue mich sehr, dass sie alle schon in Gottesdiensten spielen. Wenn ich sie sehe und höre, mache ich mir um die Kirchenmusik keine Sorgen“, so Eckhard Gorka. Der Landessuperintendent verband das Lob an die Stipendiaten und Stipendiatinnen mit einem Dankeschön an ihre Lehrerinnen und Lehrer, an die Preisjury und an die Eltern und Verwandten. „Wir wissen, dass unsere Nachwuchsmusikerinnen und Nachwuchsmusiker Unterstützung brauchen“, sagte der Geistliche. „Dass es das in Elternhaus und Unterricht gibt, ist großartig. Der Sprengel will das gern ebenso fördern, eben mit dem jährlichen Kirchenmusikstipendium des Sprengels Hildesheim-Göttingen.“

Informationen zu den Stipendien gibt es bei den Kirchenkreiskantorinnen und -kantoren sowie für den Ausbildungsgang D-Popularmusik im Zentrum für Gottesdienst und Kirchenmusik des Hildesheimer Michaelisklosters.

Text: Helge Meyn-Hellberg, Referent für Presse- und Öffentlichkeitsarbeit im Sprengel Hildesheim-Göttingen der Evangelisch-lutherischen Landeskirche Hannovers
Quelle: Öffentlichkeitsarbeit im Sprengel Hi-Gö. / Helge Meyn-Helberg
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