"Fürchtet Euch nicht!" -

Mon, 24 Dec 2018 09:31:31 +0000 von Helge Meyn-Hellberg

Eckhard Gorka, Landessuperintendent des Sprengels Hildesheim-Göttingen der Evangelisch-lutherischen Landeskirche Hannovers

Fürchtet euch nicht! Siehe, ich verkündige euch große Freude, die allem Volk widerfahren wird; denn euch ist heute der Heiland geboren, welcher ist Christus, der Herr in der Stadt Davids. (Lukas 2,10b.11)

„Fürchtet euch nicht!“ Worte sind immer auch Erkennungszeichen. Sie tragen eine Botschaft, die oft über den reinen Wortsinn hinausgeht. Manchmal muss man zwischen den Zeilen lesen, um zu verstehen, was eigentlich gemeint ist. „Fürchtet euch nicht!“ erklingt immer dann, wenn sich die himmlische und die irdische Welt begegnen. Mit diesen Worten beginnen Engel ihre Botschaften. Mit diesen Worten zeigen sie, dass sie im Namen Gottes unterwegs sind und er es gut mit uns meint.

Gegenwärtig bestimmen ganz andere Botschaften die Gegenwart: Schnelllebige Worte, Kurznachrichten, hastig hingeschleuderte Kommentare. Auch diese Worte sind Erkennungszeichen. Sie zeigen oder wollen uns beweisen, dass wir in hektischen und unsicheren Zeiten leben. Einfache Lösungen haben Konjunktur. Populistische Parteien gewinnen an Zulauf. Parallel dazu hat die Wortwahl massiv an Härte zugelegt. Neben den flüchtigen Kurznachrichten prägt eine hochemotionale Ausdrucksweise unsere Gegenwartsprache. Um diese Sprache zu erklären, mussten neue Worte erfunden werden wie „Shitstorm“ oder „Hatespeak“. Unwillkürlich kommt man ins Grübeln über den „Sound“, die Grundmelodie der Gegenwart.

Wie anders klingen die bekannten Worte aus dem Weihnachtsevangelium. Die Engel haben sie damals den Hirten gesagt, als sie ihnen die Geburt des Heilandes ankündigten: Fürchtet euch nicht! Siehe, ich verkündige euch große Freude, die allem Volk widerfahren wird; denn euch ist heute der Heiland geboren, welcher ist Christus, der Herr in der Stadt Davids.

Zwischen den Zeilen können wir lesen, dass nicht Furcht, sondern Freude und eine tiefe Gelassenheit zu Weihnachten gehören. Furchtlosigkeit und Freude kommen allerdings nicht in der Gestalt des Habens und Besitzens, sondern in der Gestalt des Werdens und Wachsens. Der zugesagte Heiland wird ja als Kind geboren. Er muss noch heranwachsen und groß werden. Aber er wird schon als Kind Heiland genannt. Und bald erweist sich dieses Wort als sein Erkennungszeichen: Kranke werden in Jesu Gegenwart geheilt, Lahme können wieder gehen und Blinde sehen. Der Glaube bekennt: Hier kommt einer, dem das Heil und das Wohl der Menschen am Herzen liegt.

Krankheit und Leid sind damit nicht ein für alle Mal überwunden. Jesus selbst wird leiden müssen. Aber so wird Gott zum Grund der Hoffnung, dass die Dunkelheit in der Welt und in unserem privaten Leben nicht das letzte Wort haben werden und dass sich die Worte der Engel am Ende als tragfähig erweisen: „Fürchtet euch nicht!“

Frohe und gesegnete Weihnachten,

Ihr Eckhard Gorka

Landessuperintendent des Sprengels Hildesheim-Göttingen
Quelle: hmh
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