600 Jahre Kirchengeschichte, drei fiktionale Zeitzeugen, 1 App - ab heute (15.12.) können Interessierte im Rahmen eines „begehbaren Hörspiels“ mit ihrem Smartphone in die Historie der St. Marienkirche in Göttingen eintauchen.
„Wo übliche Audioguides vor allem Sachinformationen präsentieren, können die Besuchenden bei uns an neun Hörstationen in und um St. Marien in die Vergangenheit vom 14. bis 20. Jahrhundert eintauchen und das mit Hilfe von drei kleinen, fiktionalen, spannend inszenierten Geschichten aus drei Epochen, bei denen die konkrete Umgebung zur Kulisse und Bühne für die gehörten Spielszenen wird“, erklärt Initiatorin Dr. Anette Gräff vom Kirchenvorstand.
Umgesetzt wurde das Hörspiel von Nico Czaja, der bereits mit anderen Projekten, wie einer römischen Villa in Trier und dem Maidan in Kiew, Erfahrungen damit gemacht hat Geschichte lebendig werden zu lassen. In Göttingen findet der Besucher an den Hörstationen jeweils zehnminütige Geschichten vor. „Wir haben drei Epochen aus der Historie der Kirche ausgewählt und dann für jede Epoche eine Figur entwickelt, die die Ereignisse aus einer interessanten Außenperspektive erlebt und betrachtet haben könnte“, berichtet Czaja. „Da ist der Ausbau des Gebäudes zu einer dreischiffigen Kirche im Mittelalter, bei dem der Deutsche Orden und die Wollenwebergilde eine Rolle spielen, geschildert aus der Perspektive des kleinen Sohns eines Gildenoberen, der sich seinen eigenen Reim auf die Prinzipien des Ablasshandels macht. Im 16. Jahrhundert begleiten wir den letzten katholischen Pfarrer in St. Marien, einen Ordenspriester des Deutschen Ordens, der die Ankunft der Reformation in Göttingen und den anschließenden Verlust seiner Gemeinde verwinden muss. Und in den Jahren des Dritten Reichs beobachtet die junge Greta, Tochter überzeugter Deutscher Christen, wie der von Nationalsozialisten unterwanderte Kirchenvorstand den jüdischstämmigen Pastor Bruno Benfey aus St. Marien vertreibt, und wie derselbe Benfey nach dem Krieg in die Gemeinde zurückkehrt.“
Das begehbare Hörspiel kann zu den Öffnungszeiten von St. Marien, täglich von 9 bis 18 Uhr, genutzt werden. Gerade in Zeiten von Corona, können die Geschichten auch zu Hause auf dem Sofa angehört werden. Am 15.12. erscheint das Hörspiel als Teil der seit geraumer Zeit für iOS, Android und Webbrowser erhältlichen Kirchen-App der EKD (https://ekd.kirchenlandkarte.de/).