Vor 400 Jahren bauten die Bewohner von Lübbrechtsen ihre Kapelle
Lübbrechtsen. Sie waren auf gute Art eigensinnig, die Bewohner von Lübbrechtsen im 17. Jahrhundert. Sie wollten einen eigenen Ort für das Gebet, wollten nicht immer zur Kirche in Hoyershausen laufen müssen. Also bauten sie sich aus eigenen Kräften eine Kapelle – auch ohne die Unterstützung der Amtskirche. 400 Jahre ist das her. Ob die Lübbrechtser wohl heute noch so handeln würden, fragte sich Pastor Lars Röser-Israel beim festlichen Gottesdienst zum Kapellenjubiläum: „Ich würde es euch zutrauen.“
1617 war die Renaissance-Kapelle fertiggestellt, den Kalksandstein dafür hatten die Bewohner aus den Brüchen des Külfs herbeigeschafft. Gottesdienste wurden in der Kapelle erst viel später gefeiert: Nach einem verheerenden Feuer 1729 jeweils am Jahrestag dieses Unglücks, ab 1827 dann auch zur Erntedank- und Hagelfeier.
Auch der Altar ist – ungewöhnlich für die Gegend – aus Stein gemacht. Eine weitere Besonderheit sind die Totenkronenkonsolen an den Wänden: Starben junge Menschen vor ihrer Heirat, dann war es in früheren Jahrhunderten Brauch, ihnen Totenkronen auf den Sarg zu legen. Später wurden die dann zum Gedenken auf den Konsolen ausgestellt.
Heute ist die Kapelle in Lübbrechtsen zu Gottesdiensten gut besucht – auch an normalen Sonntagen, wie Superintendentin Katharina Henking bei ihrer Gratulation betonte. Und erfreulicherweise gebe es hier ja jetzt mit Lars Röser-Israel auch wieder einen Pastor: „Ich habe keine Sorge um diese Kapellengemeinde. Die Lübbrechtser lieben ihre Kapelle, und das ist eine Liebe gegen den Trend.“ In Lübbrechtsen wüssten die Menschen: „Ohne Anstrengung, Einsatz und Herzblut geht es nicht. Damals wie heute.“
Warum sie sich der Kapelle so verbunden fühlen, dazu gaben drei Frauen aus der Gemeinde im Gottesdienst ganz persönliche Antworten. Stefanie Kaufmann wohnt mit ihrem Partner Jens-Friedrich Hahne direkt neben der Kapelle. „Wenn ich die Kapelle sehe, dann bin ich zu Hause.“ Außerdem seien die Konzerte dort eine Bereicherung für das Leben im Dorf.
Sie liebe das Gebäude, den Raum, sagte Susanna Hardwig. Hier fühle sie sich Gott besonders nahe. Elisabeth Steins feierte am Tag des Kapellenjubiläums selbst ihren 63. Geburtstag. Ihr Mann habe hier als Kind schon Weihnachtsgedichte aufgesagt, erzählte sie. Im Jahr 1980 wurde das Paar in der Kapelle ökumenisch getraut und feierte hier auch 2005 Silberhochzeit.
Ursula Senne vom Kapellenvorstand unterstrich, dass der Erhalt der Kapelle von Spenden und ehrenamtlichem Einsatz abhingen. Die Gemeindemitglieder sorgten für die Ausstattung der Kapelle, für den Blumenschmuck beim Gottesdienst und die Pflege der Grünanlage: „Gemeinsam ist besser“, sei der Wahlspruch der Menschen in Lübbrechtsen.
Zwar war das Jubiläum Anlass für einen Blick in die Vergangenheit, die fröhliche Stimmung des Festgottesdienstes wirkte aber ganz und gar gegenwärtig. Der Singkreis Hoyershausen und die Kirchenband „Intakt“ begleiteten die Gemeinde bei den modernen Kirchenliedern. Auch zum Auszug aus der Kapelle wurde noch gesungen. Draußen waren Tische und Pavillons für mitgebrachtes Picknick aufgestellt, damit die Gottesdienstbesucher noch weiter gemeinsam feiern konnten. Wiebke Barth
Lübbrechtsen. Sie waren auf gute Art eigensinnig, die Bewohner von Lübbrechtsen im 17. Jahrhundert. Sie wollten einen eigenen Ort für das Gebet, wollten nicht immer zur Kirche in Hoyershausen laufen müssen. Also bauten sie sich aus eigenen Kräften eine Kapelle – auch ohne die Unterstützung der Amtskirche. 400 Jahre ist das her. Ob die Lübbrechtser wohl heute noch so handeln würden, fragte sich Pastor Lars Röser-Israel beim festlichen Gottesdienst zum Kapellenjubiläum: „Ich würde es euch zutrauen.“
1617 war die Renaissance-Kapelle fertiggestellt, den Kalksandstein dafür hatten die Bewohner aus den Brüchen des Külfs herbeigeschafft. Gottesdienste wurden in der Kapelle erst viel später gefeiert: Nach einem verheerenden Feuer 1729 jeweils am Jahrestag dieses Unglücks, ab 1827 dann auch zur Erntedank- und Hagelfeier.
Auch der Altar ist – ungewöhnlich für die Gegend – aus Stein gemacht. Eine weitere Besonderheit sind die Totenkronenkonsolen an den Wänden: Starben junge Menschen vor ihrer Heirat, dann war es in früheren Jahrhunderten Brauch, ihnen Totenkronen auf den Sarg zu legen. Später wurden die dann zum Gedenken auf den Konsolen ausgestellt.
Heute ist die Kapelle in Lübbrechtsen zu Gottesdiensten gut besucht – auch an normalen Sonntagen, wie Superintendentin Katharina Henking bei ihrer Gratulation betonte. Und erfreulicherweise gebe es hier ja jetzt mit Lars Röser-Israel auch wieder einen Pastor: „Ich habe keine Sorge um diese Kapellengemeinde. Die Lübbrechtser lieben ihre Kapelle, und das ist eine Liebe gegen den Trend.“ In Lübbrechtsen wüssten die Menschen: „Ohne Anstrengung, Einsatz und Herzblut geht es nicht. Damals wie heute.“
Warum sie sich der Kapelle so verbunden fühlen, dazu gaben drei Frauen aus der Gemeinde im Gottesdienst ganz persönliche Antworten. Stefanie Kaufmann wohnt mit ihrem Partner Jens-Friedrich Hahne direkt neben der Kapelle. „Wenn ich die Kapelle sehe, dann bin ich zu Hause.“ Außerdem seien die Konzerte dort eine Bereicherung für das Leben im Dorf.
Sie liebe das Gebäude, den Raum, sagte Susanna Hardwig. Hier fühle sie sich Gott besonders nahe. Elisabeth Steins feierte am Tag des Kapellenjubiläums selbst ihren 63. Geburtstag. Ihr Mann habe hier als Kind schon Weihnachtsgedichte aufgesagt, erzählte sie. Im Jahr 1980 wurde das Paar in der Kapelle ökumenisch getraut und feierte hier auch 2005 Silberhochzeit.
Ursula Senne vom Kapellenvorstand unterstrich, dass der Erhalt der Kapelle von Spenden und ehrenamtlichem Einsatz abhingen. Die Gemeindemitglieder sorgten für die Ausstattung der Kapelle, für den Blumenschmuck beim Gottesdienst und die Pflege der Grünanlage: „Gemeinsam ist besser“, sei der Wahlspruch der Menschen in Lübbrechtsen.
Zwar war das Jubiläum Anlass für einen Blick in die Vergangenheit, die fröhliche Stimmung des Festgottesdienstes wirkte aber ganz und gar gegenwärtig. Der Singkreis Hoyershausen und die Kirchenband „Intakt“ begleiteten die Gemeinde bei den modernen Kirchenliedern. Auch zum Auszug aus der Kapelle wurde noch gesungen. Draußen waren Tische und Pavillons für mitgebrachtes Picknick aufgestellt, damit die Gottesdienstbesucher noch weiter gemeinsam feiern konnten. Wiebke Barth