Groß, größer, Patenprojekt

Fri, 18 Dec 2015 17:09:54 +0000 von Ralf Neite

Zahl der Ehrenamtlichen im Programm der Landeskirche in Hildesheim hat sich mehr als verdoppelt

Hildesheim. „Ich weiß gar nicht, wo ich mich jetzt noch hinsetzen soll“, sagt Andrea Berger, Schulleiterin der Oskar-Schindler-Gesamtschule (OSG). Ihr Name steht leider nicht auf einem der vielen Geschenke, die auf den Tischen der Mensa liegen. Und alle Plätze sind besetzt. An den weihnachtlich gedeckten Tischen sitzen über 60 Personen. Einige davon haben die Schulzeit längst hinter sich. Die meisten aber sind SchülerInnenn der OSG. Und alle sind Teil des Patenprojekts der Ev-luth. Landeskirche Hannovers, das an diesem Mittwoch sein Adventstreffen feiert.

Das Programm richtet sich an SchülerInnen ab Klasse 5, die eine zusätzliche Unterstützung wünschen. Dabei geht es nicht nur um Nachhilfe, sondern auch um Probleme oder persönliche Fragen. Jeden Mittwochnachmittag treffen die SchülerInnen ihre PatInnen. Die 21 PatInnen arbeiten ehrenamtlich, die meisten von ihnen sind pensioniert. Die Zahl hat sich in den letzten drei Monaten mehr als verdoppelt. Auch, weil die Johanniter Hilfsgemeinschaft, die im September eine Subkommende in Hildesheim gegründet hat, mit fünf PatInnen am Projekt beteiligt ist. Die Hilfsgemeinschaft unterstützt das Projekt auch mit Geld- und Sachspenden.

Schulleiterin Andrea Berger hat sich gegen das Hinsetzen entschieden und begrüßt stehend die Gruppe. „Das Patenprojekt war noch nie so groß“, freut sich Berger, „ich finde das richtig klasse“. Sie erinnert daran, dass das vor allen Dingen am großen Engagement der PatInnen liege. Und an Heike Neumann, Schulseelsorgerin an der OSG und Initiatorin des Patenprojekts. „Ich bin überwältigt, was Frau Neumann hier aufgebaut hat“, so Berger.

Dann übernimmt Heike Neumann das Wort und instruiert zunächst die SchülerInnen, wie und wann sie ihre Geschenke auspacken dürfen – oder eben nicht auspacken dürfen. „Meine Anordnung: Bis ihr dieses Gebäude verlasst, bleiben die Geschenke eingepackt“, sagt Neumann und ein Grummeln geht durch die Reihen. Doch die Anordnung, die Neumann mit einem Augenzwinkern verkündet hat, zeigt Wirkung. Niemand raschelt mit Papier, sondern alle hören aufmerksam zu. Zwei Schüler lesen eine Geschichte über den Engel Gabriel vor, eine Schülerin eine Weihnachtsgeschichte. Dann werden Weihnachtslieder gesungen. SchülerInnen und PatInnen sitzen sich gegenüber. Es könnte eine Familienfeier sein.

Zu den 21 erwachsenen PatInnen kommen neun PatInnen aus der 8. Und 9. Klasse, die einspringen, wenn die Erwachsenen mal keine Zeit haben. Insgesamt werden 23 SchülerInnen aus der 5. Und 6. Klasse betreut. Außerdem neun geflüchtete Kinder aus Syrien und Irak, die in einer Sprachlernklasse Deutsch lernen. „Mittwochs haben wir fast alle Räume der Schule belegt“, freut sich Heike Neumann.

Durch die rasante Entwicklung des Projekts hätten sich noch nicht alle Tandems gefunden, erklärt die Schulseelsorgerin. Wer mit wem gut auskommt, soll spätestens Mitte Februar entschieden sein, damit eine längerfristige Beziehung zwischen SchülerInnen und PatInnen aufgebaut werden kann. Der Stimmung auf dem Adventsreffen nach zu urteilen, sollte das aber kein Problem werden. Christoph Möller

Bilder

Schulleiterin Andrea Berger freut sich über den Erfolg des Patenprojekts: „Ich bin überwältigt.“ Fotos: Möller

Heike Neumann hat das Projekt ins Leben gerufen. In der vollen Mensa liest sie mit zwei Schülern eine Weihnachtsgeschichte.

Ein Adventstreffen ohne Weihnachtslieder? Nicht mit dem Patenprogramm der evangelischen Landeskirche.
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