Intuition ist so etwas wie die Weisheit der Seele

Sun, 10 Apr 2016 09:55:06 +0000 von Ralf Neite

Interview mit dem Geigenbauer, Schriftsteller, Klang- und Lebensforscher Martin Schleske

Martin Schleske, Jahrgang 1965, baut in seiner Werkstatt in Landsberg am Lech Geigen, Bratschen und Celli. In Fachkreisen wird er als „Stradivari des 21. Jahrhunderts“ bezeichnet. Sein Leben widmet Schleske Suche nach dem perfekten Klang und den Geheimnissen des Lebens. Davon erzählen auch seine Bücher „Der Klang“ und „Herztöne“. Am Samstag, 16. April, ist der schriftstellernde Geigenbauer zu Gast im Literaturhaus St. Jabobi Hildesheim. Seine Lesung, die von Bachsonaten auf der Violine umrahmt wird, beginnt um 19.30 Uhr.

Herr Schleske, ich unterbreche Sie gerade mitten in einem Arbeitsprozess?

Ja, ich lackiere gerade ein Cello. Das ist ein bisschen heikel, aber wir können gerne telefonieren.

Mich interessiert, wie Sie zum Geigenbau gekommen sind. Aus Ihren Texten spricht eine starke Religiosität, und so habe ich mich gefragt, ob Sie der Glaube zum Geigenbau gebracht hat? Oder umgekehrt?

Eher umgekehrt. Ich empfinde den Geigenbau als Vertiefung für das, was ich an Erfahrungen in meinem Leben sehe. Der Geigenbau selber ist wie ein starkes Gleichnis für grundsätzliche Fragen des Lebens.

Sie haben ja zunächst ganz klassisch an einer Staatlichen Geigenbauschule gelernt, dann aber noch in einer Forschungswerkstatt für Geigenbau gearbeitet und parallel Physik studiert. Hat die normale Ausbildung nicht gereicht?

Das kann man so sagen. Die normale Geigenbau-Ausbildung, die ich in Mittenwald gemacht habe - damals habe ich mit 17 die Schule geschmissen, um mich da zu bewerben - die war handwerklich extrem akkurat, auf Zehntel- oder Hundertstelmillimeter, aber überhaupt nicht geeignet, die Frage zu beantworten, wie man eine Geige zum Klingen bringt. Das ist natürlich die entscheidende Frage, die sehr schnell zur Physik führt: Was heißt es, wenn das Holz zum Schwingen kommt? Und welcher Klang entsteht aus den Schwingungen? Die ganze Akustik ist eine Ebene, die mich sehr fasziniert hat, und deshalb habe ich mich entschieden, das Abitur nachzumachen und Physik zu studieren.

In einem Interview haben Sie gesagt: „Labor und Atelier müssen zusammenkommen.“ Sie arbeiten als traditioneller Handwerker, aber auch am Computer. Können Sie kurz umreißen, wie in ihrer Werkstatt gearbeitet wird?

Wir haben verschiedene Etagen hier im Werkstatthaus. Die zweite Etagen ist das Akustik- und Materiallabor, wo sehr viel Akustikforschung stattfindet. Und im ersten Stock sind die Werkstätten, wo das ganze Handwerk stattfindet. Es ist ein ständiger Wechsel zwischen Werkstatt und Labor.

Wie viele Leute sind Sie denn in Ihrem Betrieb?

Wir sind zu viert.

Sie fertigen aber nur 20 Instrumente pro Jahr. Das ist wenig, oder?

Das sind sehr hochwertige Instrumente, die auch ihren Preis haben. Vielleicht sind wir dieses Jahr besonders gut und schnell und schaffen 30, aber mehr geht nicht. Sonst wird es nicht mehr ein individueller Körper, der einen eigenen Klang hat und für einen spezifischen Musiker dann auch die Stimme ist. Das braucht eine sehr individuelle Bearbeitung.

Das komplette Interview finden Sie hier: http://www.hildesheim-kirche.de/hildesheim-sarstedt/aktuelles/2016/schleske-interview_11-4-16
Quelle: Donata Wenders
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